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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Kroll, Bruno: Hans Reinhold Lichtenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0209

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

kongenial — wenigstens in der Vision der Xacht —,
da erwachte unter dem seelischen Druck die alte
Sehnsucht: sich in die schweren Dunkelheiten der
Xacht zu'vergraben.

Und die nächtlichen Visionen haben ihm wieder
den Tag heraufbeschworen.

Mit der Weisheit des abgeklärten Lebens steht nun
der bald Sechzig]ährige den Wechselfällen des
Daseins gegenüber. Er weiß, daß Tag und Xacht
sich folgen müssen in unabänderlichem Wechsel —
auch im Schicksal des einzelnen wie dem eines
ganzen Volkes. Und es entstehen nun die Werke in
einem köstlichen Durcheinander. So wie sie der
Augenblick, das Erlebnis der Stunde, die Heiterkeit
des Augenblicks eingibt. Bilder aus den Bergen,
Gipfel gereiht an Gipfel, weltenfern, das Gefühl von
Kraft und Leben ausstrahlend. Bilder vom Ballett
und Visionen der Xacht. Auch gewinnt Lichten-
berger nun die Muße, sich im rein Malerischen aus-
zukosten. Es sind ganz erlesene Kostbarkeiten der
Farbe und des Tones, so auch die kleinen freien
Kopien nach russischen Ikonen, die vor nicht langer
Zeit in der Münchner Akademie zu einer eindrucks-
vollen Ausstellung vereinigt waren. Von all diesen
Werken der letzten Zeit weiß allerdings die Öffent-
lichkeit noch nichts, und sie werden in den
nächsten Jahren für den Liebhaber eines wirklich
tiefsinnigen und kultivierten Malerschicksals eine
große Überraschung bedeuten. Diese Entdeckung
gilt es noch zu machen!

Künstler über Künstler

Preller über die Mediceische Venus:

„Die is ä kokettes Schindluder!"

Menzel über Dürer:

(Zu einem Kunsthistoriker) „Ja, da haben Sie
recht über Dürer zu arbeiten! Endlich können
Sie dabei mal den Leuten zeigen, daß der Kerl
nicht zeichnen konnte."

Van Dyck über Frans Hals:

.Wenn Hals in seiner Farbenmischung etwas mehr
Zartheit oder Schmelz gehabt hätte, so wäre er
einer der größten Meister gewesen."

Meissonier über Giorgione:

„Hat man je etwas Lächerlicheres gesehen wie die
Idee dieses Giorgione. Xackte Frauen mitten in
der grünen Landschaft, und dazu die Flötenspieler!
Wenn man sich heute einfallen ließe, so etwas
zu malen, würde man schön ausgelacht werden.'

Greco über Michelangelo:

„Michelangelo war ein guter Mann, aber malen
hat er nicht gekonnt.'

Carracci über Tintoretto:

„Seine Werke stehen in der Qualität bald über
Tizian, bald stark unter dem Xichts."

Delacroix über Veronese:

„Alles, was ich kann, verdanke ich Veronese!"

H. R. Lichtenberger. Werbung

Kunst f. Alle, JahrK. 50. Heft 8. Mai 1985

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