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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Rüdiger, Wilhelm: Felix Bürgers
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0305

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

In diesem Austausch, in dem Werden der Welt und
der Natur aus dem Lichte, erlebte der Maler das
Wunder, dem seine ganze Kunst galt. Das optische
Erlebnis des Malers wird hier mit dem geistigen, mit
der „Welt-Anschauung der Persönlichkeit erfüllt.
Die weite Landschaft war für Bürgers das natür-
liche Thema seiner Kunst. Den Blick über die Ebene
hin mit dem schmalen blassen Profil der Alpen-
berge am Horizont hat er von Dachau aus. wo er
lebte, immer wieder gemalt. Aus jeder Jahreszeit und
jeder Stimmung der Natur, bei Sonnenschein, bei
Föhn, bei Schnee, aus dem Frühjahr mit seinen um-
gebrochenen schwärzlich dunklen Ackerfurchen oder
aus dem Sommer mit großen weißen Wolkenballen
gibt es diese gemalten Blicke in den weiten land-
schaftlichen Baum. Der Maler besaß ein unerhört
fein entwickeltes Gefühl von, fast möchte ich sagen,
barometerhafter Empfindlichkeit für die Stimmun-
gen der Natur und die atmosphärischen Nuancen, die
er aber zugleich auch als Wandlungen und Schattie-
rungen der Stimmung der menschlichen Seele erlebte,
die mit dem Geschehen in der Natur mitschwingt.

Einer Gefahr war Bürgers' Kunst immer nahe: daß
sie sich verliert, daß seine Bilder haltlos verschwim-
men, zerfüeßen und auseinanderfallen. Der Künst-
ler, der Bildgestalter aber hat mit Energie (— eine
seiner Haupteigenschaften, man denke nur, daß er
Autodidakt war! —) diese gefährliche Möglichkeit,
die in seiner künstlerischen Eigenart beschlossen
lag, bekämpft. Man kann z.B. manches Bild mit den
Augen durchwandern und schon fürchten müssen,
daß das Ganze sich auflöst, da gibt eine intensive
Farbe, an entscheidende Stelle gesetzt, ein rotes Dach,
eine helle Hauswand, ein dunkler Wasserlauf oder
ein grünes Feldstück der schon scheinbar ins Wan-
ken geratenen Komposition beglückende Straffung
und Sicherheit.

In Bildern der Nähe ist Bürgers weniger glücklich,
er weicht ihr, ihren kompakten Einzelheiten und
der lauten Bestimmtheit naher Farben möglichst
aus. Allein das leuchtende Leben von Blumen, die
bei ihm etwas Durchsichtiges, Unwirkliches und
Farben von wunderbar weichem Schmelz haben, ist
das einzige Thema der Nähe, das häufig wiederkehrt.

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