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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Millenkovich-Morold, Max von: Tone Kralj
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0317

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Tone Kralj. Brüder

drang ein geeignetes Ausdrucksmittel ist. nach
handwerklicher Meisterschaft getrachtet. Nachdem
er einmal so weit war. hat er auf alle Spielereien
und auf alle Fleißaufgahen verzichtet. Er läßt uns
nur mehr in sein Inneres schauen und zwingt uns.
mit seinen Augen in die Welt zu blicken. Da er-
schrickt man wohl zuerst vor diesen großen Ölge-
mälden mit ihren unheimlichen Gestalten, vor die-
sen gespenstisch leeren Landschaften und Städtebil-
dern, vor diesen die ..Straße" und die ..Erde" be-
handelnden Radierungen, die so schrill und grell
vom Elend ganzer Menschenklassen reden, daß
man sich die Ohren zuhalten möchte, und vor den
Holzschnitzereien, wie ..Passion" und ..Judaskuß",
die mit einer Ausdruckskraft ohnegleichen Leid
und Verbrechen so tief wühlend darstellen, daß man
bis ins Innerste erschauert.

Kralj. geboren 1900, also noch ein junger, rüstiger
Mann, hat schon als Gymnasiast in Laibach aus-
gestellt, dann bei Stursa in Prag studiert und ist
seither unermüdlich tätig. Sein Volk kennt ihn und

bewundert ihn. Er hat viele slowenische Kirchen in
Jugoslawien und in Italien, meist im Gebiete von
Görz und Triest, nicht nur mit Wandmalereien ge-
schmückt, sondern auch zum Teil völlig umgestal-
tet. Ebenso wurden ihm mehrere Denkmäler über-
tragen. Nach den von ihm ausgestellten Entwürfen
und Lichtbildern kann man sich von dieser, seiner
wichtigsten Tätigkeit einen guten Begriff machen.
Die Gestalt des Heilands und die biblischen Vor-
gänge sind für ihn das rechte Mittel, auf das Volk
zu wirken. Die starren, feierlichen Formen, die er
in der Kirchenkunst bevorzugt, sagen dem südsla-
wischen Bauern vermutlich noch mehr als dem ge-
bildeten Kunstfreunde, der durch dieMalereiKraljs
an Egger-Lienz, durch seine Plastik an Metzner er-
innert wird. Es ist möglich, daß Kralj keine unmit-
telbaren Anregungen von diesen mutmaßlichen
Vorbildern empfangen hat. Aus seiner angebore-
nen Natur heraus gelangte er wohl von selbst da-
hin, allen Schmerz der Seele und ebenso den ver-
wirrenden Reiz bunter Mannigfaltigkeit durch die

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