Caspar David Friedrich. Sonnenblick im Riesengebirge
Privatbesitz
nahezu ein Gegenstück zu der idealen Landschaft mit
der Heimkehr Jakobs vom gleichen Jahre im Museum
der Bildenden Künste in Leipzig (Katalog Leipzig,
Nr. 120, 1959 auf der Koch-Ausstellung der Natio-
nalgalerie Berlin, Katalog Nr. 29).
In der nachfolgenden Generation hatte sich die Bau-
lust des -wohlhabenden Besitzers bemächtigt. Das
Kunstinteresse richtete sich auf großangelegte Um-
bauten des Hauses. Sie wurden durch bestbekannte
Baumeister ausgeführt, so z. B. den Schinkel-Nach-
folger Stüler. Schließlich hat ein Schadenfeuer einen
Hauptflügel des Hauses wieder zerstört. In den neun-
ziger Jahren, dem Geschmack jener merkwürdigen
Zeit entsprechend, erhob sich der Neubau. Kein Wun-
der, daß das Gedächtnis an die alten Inventarstücke
sich verwischt hatte.
Es war das Bild mit dem Fischerboot zwischen großen
Findlingsblöcken am Strande, das in einem entlege-
nen Fremdenzimmer meine Aufmerksamkeit fesselte.
Seine Farben waren es, die aus dem Üblichen heraus-
fielen. Ein tiefer und eindringlich gemalter Farben-
dreiklang beherrschte die Bildfläche: Dunkelviolett,
Orange und Dunkelbraun (Abb. S. 148).
Drei große dunkelbraune Granitfindlinge ragen aus
dem warmbraunen Vordergrunde über den Meeres-
horizont hinaus in den violett bewölkten Himmel.
Ein Fischerboot mit Stagsegel, Klüver und Fock liegt
in der Mitte der Bildfläche am Ufer. Mehrere Per-
sonen sind an Bord und vor dem Fahrzeug dargestellt,
insbesondere zwei Männer in Mänteln und Barett, die
mit dem Rücken zum Beschauer nach dem Boote hin-
sehen. Die Sonne leuchtet tief tinter den Wolken her-
vor aus einem Streifen gelbrosa Himmels und wirft
einen rötlich-gelben Schein über die Segel des Schiffes
und über die kleinen Wellen des grünblauen Meeres.
Wer außer Friedrich konnte ein dergestalt einfaches
Motiv gemalt haben? Wer hatte zugleich eine so naiv
saubere und feinflächige Handschrift? Wer konnte
eine so andächtige Liebe zu jenem höchst einsamen
Strandwinkel und seiner unwirtlichen Ode in ein
kleines Bild hineinlegen? Nicht einmal Dahl. Viele
Einzelmotive kehren im gesicherten Werk Friedrichs
charakteristisch wieder. Die beiden Männer mit den
Barettmützen, als Rückenfiguren bildeinwärts gewen-
det, sind häufig, so z. B. auf den Bildern „Zwei Män-
ner am Meere bei Sonnenaufgang", Nationalgalerie,
147
Privatbesitz
nahezu ein Gegenstück zu der idealen Landschaft mit
der Heimkehr Jakobs vom gleichen Jahre im Museum
der Bildenden Künste in Leipzig (Katalog Leipzig,
Nr. 120, 1959 auf der Koch-Ausstellung der Natio-
nalgalerie Berlin, Katalog Nr. 29).
In der nachfolgenden Generation hatte sich die Bau-
lust des -wohlhabenden Besitzers bemächtigt. Das
Kunstinteresse richtete sich auf großangelegte Um-
bauten des Hauses. Sie wurden durch bestbekannte
Baumeister ausgeführt, so z. B. den Schinkel-Nach-
folger Stüler. Schließlich hat ein Schadenfeuer einen
Hauptflügel des Hauses wieder zerstört. In den neun-
ziger Jahren, dem Geschmack jener merkwürdigen
Zeit entsprechend, erhob sich der Neubau. Kein Wun-
der, daß das Gedächtnis an die alten Inventarstücke
sich verwischt hatte.
Es war das Bild mit dem Fischerboot zwischen großen
Findlingsblöcken am Strande, das in einem entlege-
nen Fremdenzimmer meine Aufmerksamkeit fesselte.
Seine Farben waren es, die aus dem Üblichen heraus-
fielen. Ein tiefer und eindringlich gemalter Farben-
dreiklang beherrschte die Bildfläche: Dunkelviolett,
Orange und Dunkelbraun (Abb. S. 148).
Drei große dunkelbraune Granitfindlinge ragen aus
dem warmbraunen Vordergrunde über den Meeres-
horizont hinaus in den violett bewölkten Himmel.
Ein Fischerboot mit Stagsegel, Klüver und Fock liegt
in der Mitte der Bildfläche am Ufer. Mehrere Per-
sonen sind an Bord und vor dem Fahrzeug dargestellt,
insbesondere zwei Männer in Mänteln und Barett, die
mit dem Rücken zum Beschauer nach dem Boote hin-
sehen. Die Sonne leuchtet tief tinter den Wolken her-
vor aus einem Streifen gelbrosa Himmels und wirft
einen rötlich-gelben Schein über die Segel des Schiffes
und über die kleinen Wellen des grünblauen Meeres.
Wer außer Friedrich konnte ein dergestalt einfaches
Motiv gemalt haben? Wer hatte zugleich eine so naiv
saubere und feinflächige Handschrift? Wer konnte
eine so andächtige Liebe zu jenem höchst einsamen
Strandwinkel und seiner unwirtlichen Ode in ein
kleines Bild hineinlegen? Nicht einmal Dahl. Viele
Einzelmotive kehren im gesicherten Werk Friedrichs
charakteristisch wieder. Die beiden Männer mit den
Barettmützen, als Rückenfiguren bildeinwärts gewen-
det, sind häufig, so z. B. auf den Bildern „Zwei Män-
ner am Meere bei Sonnenaufgang", Nationalgalerie,
147