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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Ottmann, Franz: Carl Moll: zu seinem 80. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0414

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Foto J. Sckerb, Wien

Karl Moll. Stilleben

dem Tode Schindlers 1892 — 1895 heiratete er des-
sen Witwe — muß da ein Bedenken in ihm aufge-
stiegen sein, eine leise Furcht, sich allzu einseitig dem
einen Meister hingegeben, sich am Ende an ihn ver-
loren zu haben. Es verlangte ihn nach etwas völlig
anderem, das, wenn auch nicht nüchtern, so doch mehr
dem täglichen Leben verbunden, ihn tiefer in die
reale Welt hineinreißen könnte. So ging er durch
vier Sommer zu Gotth. Kühl nach Lübeck, der kurz
vorher in Paris, besonders durch Manets Einfluß,
eine Wandlung zum Impressionismus durchgemacht
hatte. Kühls — das Wortspiel stellt sich hier unge-
wollt ein — wirklich kühlere Weise hat sich nun in

ihm mit Schindlers verdeckt leidenschaftlicher Art zu
einem eigenen Stil verbunden, einer breiten, farb-
und lichtfreudigen Handschrift, die sich etwa in
einem gedeckten Tisch mit seinem Lichterfunkeln
programm- oder epigrammartig zuspitzt, in Land-
schaften lebensfreudig, doch immer beherrscht und
gesammelt, nie maßlos und trunken dahinströmt.
Doch nein. In manchem lichtdurchfluteten Wald-
inneren bricht ein ekstatischer Sonnenjubel hervor.
Um so zurückhaltender ist er dann in einigen Farben-
holzschnitten (Mappe „Beethoven-Häuser"').
Ein wichtiger Einschnitt war das lahr 1897, in dem
er mit Klimt u. a. aus der ihnen zu engen W elt des

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