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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Kroll, Bruno: Der Bildhauer Paul Bronisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0439

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B Kunstblbllothek
Staatliche Museen
zu Berlin

damals den völkischen Lebensraum des Deutschen
Reiches gegen unbillige Neider verteidigten und vom
Künstler aus dem Erlebnis der heroischen Lebens-
sphäre heraus in die ewig verpflichtende Anonymi-
tät künstlerischer Abstraktion gezwungen wurden —
in das Gesetz architektonisch gesinnter, monumen-
taler plastischer Haltung — zum Symbol.
Die weibliche Figur mit dem Eichenzweig, weithin
bekanntgeworden durch die Ausstellung im Haus der
Deutschen Kunst in München, hier der Einfachheit
halber „Monumentalfigur" genannt, belegt den Wan-
del der jungen deutschen Bildhauerei vom intimen,
für den bürgerlichen Lebensraum bestimmten Stil
zum architektonisch betonten Willen der Zeit noch
einmal. Die Sonderaufnahme des Kopfes läßt eindeu-
tig die heutigen bildnerischen Absichten des Künst-
lers erkennen: das Streben des Künstlers, das Körper-
hafte wieder gleichnishaft erstehen zu lassen — in
einem Erlebnis der Form, als Ausdruck unserer Hin-
wendung zum Gesunden, Kraftvollen und Schönen.
Die Bildnisköpfe, die hier abgebildet wurden, liegen
weiter zurück. Man glaubt in ihnen noch einen Nie-
derschlag von Bleekers Schulung zu verspüren: etwas
von dessen beinahe besessener Erregtheit vor der un-
mittelbaren Natur und den durch Schicksalsschläge
und Leidenschaften geprägten Zügen. Doch vermeint
man auch hier den Zug zum Typisierenden wahrzu-
nehmen : man begreift die Scheu des jungen Künstlers,
im Bildnis die formalen Forderungen von der monu-
mental bestimmten Plastik her zu ziehen. Er übri-
gens nicht allein. Diese Situation scheint charakteri-
stisch für das Übergängige unserer Zeit.
Kleinere Bronzen entstanden in den letzten bei-
den Kriegsjahren, weil die größeren Aufgaben einst-
weilen zurückgestellt worden sind. Gegenüber frühe-
ren Kleinplastiken ist Kolbes einstmals allgewaltiger
Einfluß persönlicher verarbeitet. In der Glätte der
Oberfläche, in der Vereinfachung der Formen, in der
Lnkompliziertheit der Bewegungsmotive spricht sich
auch liier das Streben nach gebundener, strenger Tek-
tonik und Statuarik aus, doch weniger dogmatisch als
in den großdekorativen Werken, und das verleiht
diesen reizvollen Statuetten und Kleinplastiken Größe
und Anmut zugleich. Freuen wir uns darüber, daß
hier noch manches im Umbruch und Aufbruch be-
griffen ist. und nicht schon erstarrt in jener formel-
haften Monumentalität, bei der oft schon —■ außer
der verarbeiteten Masse — nichts Monumentales
mehr zu verspüren ist... Die still anmutige, von leiser
Trauer berührte, machtvoll ihre Arme ausbreitende
Gestalt einer Friedhofsfigur scheint uns das Geheim-
nis dieses stetig sich entwickelnden und reifenden
Künstlertums zu offenbaren: es ist das Schaffen
von innen nach außen, vom inneren Ergriffensein,
von der seelischen und geistigen Lebenshaltung. So
schufen alle unsere großen Sinnbildgestalter. So schuf
Georg Kolbe und so schafft Arno Breker. Und in sol-
cher Abwendung von dem sogenannten Formalismus
möchte man auch eine Gewähr für die weitere Ent-
faltung von P. Bronisch sehen, eines Talentes, das
sich in zahlreichen, öffentlichen Werken und Aufträ-
gen (Kriegerdenkmale fürZüllichau und Dyrhenfürth,
dekorative Aufträge für die Reichsbank und verschie-
dene Luftkreiskommandos) bisher schon bewährt hat.

Berolina-Foto

Paul Bronisch. Stehendes Mädchen

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