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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Talmon-Gros, Walter: Der Maler Friedrich Stahl
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0443

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Friedrich Stahl. Villa Borghese

Der Maler Friedrich Stahl. Von Walter Talmon-Gros

Unter den Generationen deutscher Künstler, denen
Italien die Erfüllung ihres Daseins brachte, nimmt
Friedrich Stahl eine Stellung ein, die am besten da-
durch gekennzeichnet wird, daß es nur einer Aus-
stellung in entsprechendem Rahmen bedurfte, um
seinem abseitigen Schaffen den lebhaftesten Wider-
hall zu gewinnen. Das Bild, das er von Italien ent-
wirft, entspringt der ewigen deutschen Sehnsucht
nach dem Traumland der Schönheit im Süden.
Arnold Böcklin hat als erster unter den moderneren
Malern das Erlebnis der südlichen Welt mit dem der
antiken Mythologie verquickt. Ihm gegenüber hatte
Friedrich Stahl das Glück, in einem Zeitalter zu
leben, das nicht so einseitig der realistischen Außen-
ansicht huldigte, wie das ausgehende 19. Jahrhundert.
Ohne Zweifel hat Böcklin — und neben ihm auch
Feuerbach — den Boden für Friedrich Stahl bereitet.

Doch der Unterschied zwischen den beiden Künst-
lern ist groß. Er liegt nicht so sehr im Thematischen,
als in der andersgearteten Grundstimmung ihres
Schaffens. Böcklin liebt das Heroische und den dra-
matischen Ausdruck. Stahl ist ein lyrischer Träu-
mer, ein versonnener Poet, durch dessen Bilder eine
stille schmerzlich-süße Melodie klingt, getragen von
der leisen Trauer um die Schönheit einer versunkenen
Zeit. Während sich für Böcklin die italische Land-
schaft mit den Fabelwesen der Antike bevölkert, fin-
det Stahl ihren figürlichen Ausdruck in den melan-
cholischen Gestalten des florentinischen Quatrocento.

Quant' e bella giovinezza,
Che si fugge tuttavia.
Chi vuoY esser lieto, sia.
Di doman" non c'e certezza.

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