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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0422

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angewendet werden, lässt sich am
Ende nicht viel sagen, denn das
Gleiche geschah zu allen Kunst-
perioden. Aber es lassen sich
andere Bedenken erheben. Da
van de Velde selbst theoretisiert
und so gern bei jedem Werk be-
tont, die innere und äussereZweck-
mässigkeit sei bei ihm stets das
Ausschlaggebende, so kann man
es sich nicht versagen, ihn ge-
legentlich mit Bezug auf diesen
Punkt etwas hoch zu nehmen.
Seine Jardinieren sind Suppenter-
rinen, weiter nichts, und damit
scheint mir die Aufgabe, Gefässe
zur Aufnahme des blühenden
Blumenschmucks auf einer Fest-
tafel zu schaffen, doch noch nicht
gelöst. Schlimmer als das, setzt
van de Velde neben jeden Gast
ein Salzfass, das ungefähr die
Grösse eines kleinen Fingerglases
hat! Zwanzig Gäste könnten bei
einem Diner in zwölf Gängen
nicht so viel Salz verbrauchen wie
in ein einziges Fass geht. Wo
bleibt da die vielgerühmte Zweck-
mässigkeit?

Zwei Hauptmängel scheinen
mir diesem Tafelgeschirr anzu-
haften: erstens die grosse Schwere
und Plumpheit der Formen so-
wohl als des Zierats: zweitens
die Art derBehandlung desMetalls,
die seinen eigenen Glanz-Reiz
absolut unbeachtet lässt und das
Ganze erscheinen lässt, als habe man Kayserzinn vor sich.
Durch die Bestecke u. s. w. wird gewissermassen darauf
hingewiessen, dass man das Essen zur Arbeit machen soll.
Und wenn einer auf die eine Sondereigenheit des
Materials, den Edelglanz des Metalls durchaus ver-
zichtet, womit kann er es dann begründen, dass er
überhaupt zu diesem Metall und nicht von vornherein
zum Zinn greift? H. W. S.

AUS HAMBURG

Bei Commeter hat der junge Nachwuchs der ham-
burgischen Künstlerschaft Arthur Siebelists aus der Schule
zum ersten Mal als Gesamtheit ausgestellt. Wir kennen
sie von dem Gruppenbilde des Lehrers, welches die Kunst-
halle erworben hat: F. Ahlers-Hestermann, F. Nölken,
F. Friedrichs, W. Voltmer, W. A. Rosam und A. von
Clausewitz.

*"%

CHRISTIAN LANDENBERGER, KOMMUNIKANTIN

BERLINER SECESSIONSAUSSTELLUNG

Von den Ausstellungen, welche der hamburgische
Künstlerklub zu veranstalten pflegt, unterscheidet sich
die gegenwärtige von vornherein dadurch, dass die Dar-
stellung des Menschen die Landschaft in den Hinter-
grund drängt. Und es sind durchweg respektable Ar-
beiten, die auf gewissenhafter Beobachtung und Nach-
fühlung der Form, Bewegung und Farbe beruhen.

Der Gesamteindruck ist ein harmonischer. Das ist
für ein gemeinschaftliches Auftreten mehrerer Künstler
nicht immer ein Lob; es braucht aber auch kein Tadel
zu sein. So in diesem Falle. Das Band, welches alles
zusammenhält, ist die Wirkung des gemeinsam ge-
nossenen Unterrichts, die sich unmöglich verläugnen
kann. Aber zum Lobe des Lehrers muss sofort hinzu-
gefügt werden, dass er es verstanden hat, die Eigenart
der Schule nicht nur gelten zu lassen, sondern zu ent-
wickeln.

Nölken scheint der kräftigste zu sein und mit einer
gewissen Rücksichtslosigkeit den Dingen auf den Leib

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