Die Begründung eines „Bundes deutscher
Architekten" ist erfolgt. Er soll die „selbstän-
digen, künstlerisch schaffenden" Architekten
zusammenfassen, um der „sinnlosen Bauerei
ohne Rücksicht auf das entstehende Stadt-
bild", der Gleichgültigkeit und dem Eindringen
ungeeigneter Elemente in denStand entgegen-
zuwirken. „Die grösste Gefahr für unser
Kunstleben, den schlimmsten Gegner unserer
eigenen Bestrebungen sehen wir in dem rück-
sichtslosen Unternehmertum, das ohne Ideale,
nur von Gewinnsucht beherrscht, die sonst so
segensreiche Gewerbefreiheit ausbeutet. In
den weiten, neuen Strassengebieten unserer
Städte tritt uns überall der kalte Geschäfts-
sinn; die stumpfe Geistesarmut des Bau-
pfuschertums entgegen. Selten nur bemerken
wir in diesen aufdringlichen oder langweiligen
Häuserreihen das schüchterne Aufflackern
eines echten Kunstwollens. Der künstlerisch
schaffende Architekt hat längst die Einwirkung
auf den Bau der Strassen unserer neuen
Stadtteile verloren — hier ist das Reich des
auf niederen Fachschulen gebildeten Unter-
nehmers, der sich ungestraft den Namen
eines Architekten zulegt, weil diese Bezeich-
nung ihm vorteilhaft erscheint; und die Be-
dauernswerten unseres Standes, die durch die
Not getrieben, für diese Leute arbeiten,
müssen sich mit kärglichstem Lohn begnügen.
Hier ist der Wirksamkeit des Bundes ein
weites Feld geboten: es gilt, durch eine emsige
Thätigkeit auch der einzelnen Vereinigungen,
durch aufklärende Vorträge, durch die Presse
und besonders durch Entsendung von Ver-
tretern unseres Standes in die städtischen
Kollegien einen Einfluss auf die baulichen
Gepflogenheiten und auf die Bauordnungen
zu gewinnen."
A. VON KELLER, SCHLAFTÄNZERIN KÜNSTLERBUND-AUSSTELLUNG, MÜNCHEN
In den auf seinen Sturz folgenden Jahren ist Schlüter
bis zum Dezember 1712 für die Geschichte wie in eine
Versenkung verschwunden. Nur «'»Bau — sagt uns in
seiner fesselnden Biographie des Künstlers der dresdner
Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt — ist sicher von ihm
geschaffen: das Gartenhaus eines Herrn v. Kameke in
der Dorotheenstrasse.
Dieses Haus, seit 1779 im Besitze der Royal-York-
Loge, ist jetzt bedroht, indem die Loge durch die Hin-
zufügung eines Stockwerkes den Bau erheblich zu ver-
ändern gedenkt.
Mag in seiner Biographie Cornelius Gurlitt nun auch
urteilen, dass das Gebäude „ein echtes Bildhauerwerk"
sei, dass es auseinanderfallen würde, wenn man ihm
seine Bildnereien nähme u. s. w., so bleibt doch nicht
weniger wahr, dass der Biograph das Urteil fällt, dass
das Gebäude das „Ergebnis erneuter Kraftanstrengung
des Meisters" bezeichnen. Und vor Allem bleibt es
wahr, dass bei dem ungemeinen Mangel an älteren
Architekturdenkmalen in Berlin der Wunsch gehegt
werden muss, dass das Gebäude in der Form, die es
jetzt hat, erhalten bleibe.
Der bedeutungsvolle Buchschmuck von Josef Sattler
zu den Nibelungen ist im Kunstgewerbemuseum zur Aus-
4<5j
Architekten" ist erfolgt. Er soll die „selbstän-
digen, künstlerisch schaffenden" Architekten
zusammenfassen, um der „sinnlosen Bauerei
ohne Rücksicht auf das entstehende Stadt-
bild", der Gleichgültigkeit und dem Eindringen
ungeeigneter Elemente in denStand entgegen-
zuwirken. „Die grösste Gefahr für unser
Kunstleben, den schlimmsten Gegner unserer
eigenen Bestrebungen sehen wir in dem rück-
sichtslosen Unternehmertum, das ohne Ideale,
nur von Gewinnsucht beherrscht, die sonst so
segensreiche Gewerbefreiheit ausbeutet. In
den weiten, neuen Strassengebieten unserer
Städte tritt uns überall der kalte Geschäfts-
sinn; die stumpfe Geistesarmut des Bau-
pfuschertums entgegen. Selten nur bemerken
wir in diesen aufdringlichen oder langweiligen
Häuserreihen das schüchterne Aufflackern
eines echten Kunstwollens. Der künstlerisch
schaffende Architekt hat längst die Einwirkung
auf den Bau der Strassen unserer neuen
Stadtteile verloren — hier ist das Reich des
auf niederen Fachschulen gebildeten Unter-
nehmers, der sich ungestraft den Namen
eines Architekten zulegt, weil diese Bezeich-
nung ihm vorteilhaft erscheint; und die Be-
dauernswerten unseres Standes, die durch die
Not getrieben, für diese Leute arbeiten,
müssen sich mit kärglichstem Lohn begnügen.
Hier ist der Wirksamkeit des Bundes ein
weites Feld geboten: es gilt, durch eine emsige
Thätigkeit auch der einzelnen Vereinigungen,
durch aufklärende Vorträge, durch die Presse
und besonders durch Entsendung von Ver-
tretern unseres Standes in die städtischen
Kollegien einen Einfluss auf die baulichen
Gepflogenheiten und auf die Bauordnungen
zu gewinnen."
A. VON KELLER, SCHLAFTÄNZERIN KÜNSTLERBUND-AUSSTELLUNG, MÜNCHEN
In den auf seinen Sturz folgenden Jahren ist Schlüter
bis zum Dezember 1712 für die Geschichte wie in eine
Versenkung verschwunden. Nur «'»Bau — sagt uns in
seiner fesselnden Biographie des Künstlers der dresdner
Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt — ist sicher von ihm
geschaffen: das Gartenhaus eines Herrn v. Kameke in
der Dorotheenstrasse.
Dieses Haus, seit 1779 im Besitze der Royal-York-
Loge, ist jetzt bedroht, indem die Loge durch die Hin-
zufügung eines Stockwerkes den Bau erheblich zu ver-
ändern gedenkt.
Mag in seiner Biographie Cornelius Gurlitt nun auch
urteilen, dass das Gebäude „ein echtes Bildhauerwerk"
sei, dass es auseinanderfallen würde, wenn man ihm
seine Bildnereien nähme u. s. w., so bleibt doch nicht
weniger wahr, dass der Biograph das Urteil fällt, dass
das Gebäude das „Ergebnis erneuter Kraftanstrengung
des Meisters" bezeichnen. Und vor Allem bleibt es
wahr, dass bei dem ungemeinen Mangel an älteren
Architekturdenkmalen in Berlin der Wunsch gehegt
werden muss, dass das Gebäude in der Form, die es
jetzt hat, erhalten bleibe.
Der bedeutungsvolle Buchschmuck von Josef Sattler
zu den Nibelungen ist im Kunstgewerbemuseum zur Aus-
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