JACOPO DELLA QUERCIA, LOGGIA IM RATHAUSE ZU SIENA
Grossen hat behaupten können. Neben ihm der
seltsam bizarre, eigentümliche Kolorist Beccafumi:
von ihm ausgestellt ein grosses Altarbild mit Sankt
Michael; da sieht man phantastische Naturbildungen
in schwef lichter Beleuchtung, wo der Eingang zur
Hölle ist. Das spätere sechszehnte Jahrhundert leistet
überraschend Gutes in der Beherrschung grosser
Massen; wer unbefangen, d. h. das Auge nicht nur
auf primitive Kunst eingestellt, hier Umschau hält,
wird in Vanni und Salimbeni höchst achtbare
Meister der Komposition kennen lernen.
Eine den meisten Besuchern neue Seite italieni-
scher Kunstübung lehrten die beiden Säle kennen,
in denen die Holzskulpturen — neben einigen
Statuen in Terrakotta — Aufstellung gefunden
hatten. Denn obwohl man hier und da auch in
Italien der Holzplastik begegnet (wie denn z. B.
einige der berühmtesten Kruzifixe in Florenz in
diesem Material ausgeführt sind), so ist sie doch
eine Seltenheit geblieben und es hat sich darin
kein besonderer Stil, wie in Deutschland, ent-
wickelt. Aber gerade in und um Siena ist man-
cherlei erhalten und nun konnte man es beisammen
mit Müsse betrachten. Durch Jacopo della Quer-
cias überragende Grösse kam von vorn herein ein
bedeutender Zug hinein: hoch aufgerichtete Figuren,
edler Faltenwurf, ein geringer Naturalismus in den
Köpfen geben ein von deutscher Gewohnheit durch-
aus abweichendes Bild. Völlige Bemalung steigert
die Wirkung. Leider waren ein paar der besten
Stücke, zwei wohl dem Quercia selbst angehörige
Figuren, durch weissen Oelanstrich sehr beeinträch-
tigt. Ein Kopf in Gips von einer Heiligen war da
(Fragment), ganz mit der alten Bemalung erhalten:
eine leise Röte überzieht die Wangen und dadurch
wird der gesenkte Kopf noch liebreizender. Als
Probe sieneser Plastik des Quattrocento ist die be-
deutende, pathetisch erfasste Figur eines Johannes
in Terracotta hier in Abbildung gegeben.
Dem Genius, der die sieneser Plastik beherrscht
und in seiner Zeit nur einen ihm ebenbürtigen
Rivalen gehabt hat, Jacopo della Quercia, hatte
der Leiter der Ausstellung, Corrado Ricci (seit
dreiviertel Jahren an der Spitze der florentiner
Sammlungen) die richtige Stellung gegeben. Ein-
mal sind einige Säle mit Abgüssen seiner Haupt-
schöpfungen angefüllt worden; dann aber wurden
die bisher in der Domopera unwürdig verstreuten
Fragmente der Fönte Gaia wiederum vereinigt.
Im obersten Stock des Palastes, auf der Rückseite,
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Grossen hat behaupten können. Neben ihm der
seltsam bizarre, eigentümliche Kolorist Beccafumi:
von ihm ausgestellt ein grosses Altarbild mit Sankt
Michael; da sieht man phantastische Naturbildungen
in schwef lichter Beleuchtung, wo der Eingang zur
Hölle ist. Das spätere sechszehnte Jahrhundert leistet
überraschend Gutes in der Beherrschung grosser
Massen; wer unbefangen, d. h. das Auge nicht nur
auf primitive Kunst eingestellt, hier Umschau hält,
wird in Vanni und Salimbeni höchst achtbare
Meister der Komposition kennen lernen.
Eine den meisten Besuchern neue Seite italieni-
scher Kunstübung lehrten die beiden Säle kennen,
in denen die Holzskulpturen — neben einigen
Statuen in Terrakotta — Aufstellung gefunden
hatten. Denn obwohl man hier und da auch in
Italien der Holzplastik begegnet (wie denn z. B.
einige der berühmtesten Kruzifixe in Florenz in
diesem Material ausgeführt sind), so ist sie doch
eine Seltenheit geblieben und es hat sich darin
kein besonderer Stil, wie in Deutschland, ent-
wickelt. Aber gerade in und um Siena ist man-
cherlei erhalten und nun konnte man es beisammen
mit Müsse betrachten. Durch Jacopo della Quer-
cias überragende Grösse kam von vorn herein ein
bedeutender Zug hinein: hoch aufgerichtete Figuren,
edler Faltenwurf, ein geringer Naturalismus in den
Köpfen geben ein von deutscher Gewohnheit durch-
aus abweichendes Bild. Völlige Bemalung steigert
die Wirkung. Leider waren ein paar der besten
Stücke, zwei wohl dem Quercia selbst angehörige
Figuren, durch weissen Oelanstrich sehr beeinträch-
tigt. Ein Kopf in Gips von einer Heiligen war da
(Fragment), ganz mit der alten Bemalung erhalten:
eine leise Röte überzieht die Wangen und dadurch
wird der gesenkte Kopf noch liebreizender. Als
Probe sieneser Plastik des Quattrocento ist die be-
deutende, pathetisch erfasste Figur eines Johannes
in Terracotta hier in Abbildung gegeben.
Dem Genius, der die sieneser Plastik beherrscht
und in seiner Zeit nur einen ihm ebenbürtigen
Rivalen gehabt hat, Jacopo della Quercia, hatte
der Leiter der Ausstellung, Corrado Ricci (seit
dreiviertel Jahren an der Spitze der florentiner
Sammlungen) die richtige Stellung gegeben. Ein-
mal sind einige Säle mit Abgüssen seiner Haupt-
schöpfungen angefüllt worden; dann aber wurden
die bisher in der Domopera unwürdig verstreuten
Fragmente der Fönte Gaia wiederum vereinigt.
Im obersten Stock des Palastes, auf der Rückseite,
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