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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Osborn, Max: Die Düsseldorfer Ausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0500

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Eleganz verstärken. Hier erscheint es mir zu
„kinstlich", wie Hauptmanns Jau sagt. Von
behaglichem Träumen und Sinnieren und Welt-
vergessen kann in solcher Umgebung keine Rede
sein. Der Garten ist zu sehr um des Hauses willen
da, ist dessen Sklave, ist zu wenig Selbstzweck.
Aber der beherzte Versuch, der hier gemacht ist,
wird ohne Zweifel zu neuem Suchen Anlass und
Anregung geben. Im ersten Anlauf kann nicht
alles genommen werden, und die Reibung der
verschiedenen Anschauungen wird uns nun, wo
die Künstler diesen Punkt fraglos nicht mehr aus
den Augen lassen werden, endlich weiter führen.

«■

Noch an einer zweiten Stelle der Ausstellung
ist ein, allerdings ganz andersartiger Weg einge-
schlagen, zwischen Kunst und Gärtnerei zu ver-
mitteln: im ersten Stockwerk des Hauptgebäudes
hat Friedrich Deneken, der ideenreiche Direktor
des Krefelder Museums, eine Sonderausstellung von
künstlerischen Gefässen für Blumen und Obst ver-
anstaltet, die einen guten lieberblick über die Be-
mühungen auf diesem Ge-
biete giebt. Am schönsten
wäre es gewesen, wenn man
die Stücke gleich in der Be-
thatigung ihrer Berufspflicht,
mit Blumen und Früchten ge-
füllt, vorgeführt hätte. Aber
das hätte wohl für die Dauer
eines ganzen Sommers seine
Schwierigkeiten gehabt. So
müssen wir uns denn mit den
leeren Vasen und Schalen be-
gnügen.

Es ist eine interessante Po-
terie-Gesellschaft zusammen-
gekommen. Viel Bekanntes,
das aber in dieser internatio-
nalen Aufzählung nicht fehlen
durfte, und manches Neue,
das wir kurz Revue passieren
lassen.Deutschland ist nament-
lich durch die zarten neuen
Arbeiten von Theo Schmuz-
Baudiss für die Berliner Manu-
faktur, die den Stillstand nach
der Kraftanstrengung von
rooo endlich wieder unter-
brochen, durch neue Varia-
tionen des etwas eingerosteten

Läuger-Typus und durch prächtige und originelle
Arbeiten von Elisabeth Schmidt-Pecht und Her-
mann Seidler in Konstanz gut vertreten. In
Kopenhagen haben Bing und Gröndahl mit ihren
Relief- und ä jour-Stücken, die in immer neuer
überraschender Gestalt erscheinen, die könig-
liche Porzellanfabrik eingeholt, wenn nicht über-
holt. Daneben hat jetzt auch die mit der letzteren
verbundene Fayencefabrik „Aluminia" ihren Betrieb
reformiert und mit Benutzung alter Bauernmotive,
zum Teil im Anschluss an frühe Wedgwood-Vor-
bilder (die von den späteren Wedgwood-Medaillons
zu unterscheiden sind), hübsche Erfolge erzielt.
Auch die Firma Ipsens Enke in Kopenhagen, die
sich bisher durch den Vertrieb landläufiger Thor-
waldsen-Reproduktionen ihr Brot sehr reichlich
verdiente, hat unter dem Druck der modernen
Strömung andere Wege einschlagen und sich mit
jungen gewerblichen Plastikern in Verbindung
setzen müssen. Der Belgier Finch arbeitet jetzt in
Helsingfors und sucht die bewusst-derbe Note
seines Geschmacks mit finischer Volksart zu ver-

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