Volkskunst, Volksbildung, volksmusee».
wie die Behandlung sozialer fragen diesseits und
jenseits des Kanals sehr verschieden sind. Ruskin
hat bei Gründung des Museums cs mit aller Ent-
schiedenheit betont, daß das Museum als volks-
erziehungsstätte etwas absolut verschiedenes von
jenem Institut sein müsse, was den Gelehrten dient.
„Der versuch, universal sein zu wollen in diesen
Dingen, ist immer verhängnisvoll. Das Paupt-
prinzip der Ausstellung müßte sein, daß das aus-
gestellte Material nie bis zur Verworrenheit vermehrt,
zu verfolgen, nur wendet es sich nicht an den
Arbeiter ausschließlich, den es vor der drohenden
Verflachung, die eilte unvermeidliche Gefahr und
Folgeerscheinung der Fabriksbeschäftigung bildet, zu
schützen versucht, vielmehr gilt seilt Streben vor
allem jenen Kreisen, die sich selbst zwar zu den
„Gebildeten der Nation" zählen, außer der tech-
nischen ulid merkantilen Kenntnis ihres Geschäfts-
betriebes aber durchschnittlich keine höheren Interessen
kennen und daher dem Arbeiter gegenüber bloß die
J33. Gaslüster, tu Eisen geschmiedet von R. Kallenberg & Ko., München. Entwurf und farbige Fassung von
Franz Ringer, München. (‘/6 der wirk!. Gr.)
sondern innerhalb vernünftiger Grenzen geordnet
erscheint, so daß jeder Teil sich aufs vorteilhafteste
darstellt und zwar in einfachster Aitordilung. Samm-
lungen für die Ausbildung des Volkes verlangen
eine Erweiterung der Kunstinstitute in dem Sinne,
daß sie nur interessante Dinge bieten, die Unter-
haltung und Belehrung gleichzeitig zu geben ver-
mögen. Die absolute Trennung solcher Institute
von den großen Nationalinstituten, die der Gelehr-
samkeit dienen, ist die erste Bedingung für eine
gesunde Entwicklungsmöglichkeit."
Das von perrn K. E. Dsthaus in l)agen,
Westfalen, ganz aus eigenen Mitteln gegründete
Folkwangmuseum, scheint die Ruskinschen Prinzipien
Differenz des Besitzes als Trumpf auszuspielen ver-
mögen.
Eine vorzügliche Einrichtung für größere, in-
dustriereiche Grte, welche keine Museumsanlagen
besitzen, für welche aber die Berührung mit künstle-
rischer Tätigkeit, vor allem mit den Produkten der
angewandten Kunst doch zu einer Lebensfrage wird,
ist durch das ?. k. österreichische Museum für Kunst
und Industrie in Wien getroffen worden und em-
pfiehlt sich zur Nachahmung überall da, wo Schul-
und Museumseinrichtungen ihre Wirksamkeit bisher
nicht über das Weichbild ihrer Stadt hinaus geltend
gemacht haben. Es werden nämlich in jenen Mo
naten, wo erfahrungsgemäß der Besuch der Wiener
65
wie die Behandlung sozialer fragen diesseits und
jenseits des Kanals sehr verschieden sind. Ruskin
hat bei Gründung des Museums cs mit aller Ent-
schiedenheit betont, daß das Museum als volks-
erziehungsstätte etwas absolut verschiedenes von
jenem Institut sein müsse, was den Gelehrten dient.
„Der versuch, universal sein zu wollen in diesen
Dingen, ist immer verhängnisvoll. Das Paupt-
prinzip der Ausstellung müßte sein, daß das aus-
gestellte Material nie bis zur Verworrenheit vermehrt,
zu verfolgen, nur wendet es sich nicht an den
Arbeiter ausschließlich, den es vor der drohenden
Verflachung, die eilte unvermeidliche Gefahr und
Folgeerscheinung der Fabriksbeschäftigung bildet, zu
schützen versucht, vielmehr gilt seilt Streben vor
allem jenen Kreisen, die sich selbst zwar zu den
„Gebildeten der Nation" zählen, außer der tech-
nischen ulid merkantilen Kenntnis ihres Geschäfts-
betriebes aber durchschnittlich keine höheren Interessen
kennen und daher dem Arbeiter gegenüber bloß die
J33. Gaslüster, tu Eisen geschmiedet von R. Kallenberg & Ko., München. Entwurf und farbige Fassung von
Franz Ringer, München. (‘/6 der wirk!. Gr.)
sondern innerhalb vernünftiger Grenzen geordnet
erscheint, so daß jeder Teil sich aufs vorteilhafteste
darstellt und zwar in einfachster Aitordilung. Samm-
lungen für die Ausbildung des Volkes verlangen
eine Erweiterung der Kunstinstitute in dem Sinne,
daß sie nur interessante Dinge bieten, die Unter-
haltung und Belehrung gleichzeitig zu geben ver-
mögen. Die absolute Trennung solcher Institute
von den großen Nationalinstituten, die der Gelehr-
samkeit dienen, ist die erste Bedingung für eine
gesunde Entwicklungsmöglichkeit."
Das von perrn K. E. Dsthaus in l)agen,
Westfalen, ganz aus eigenen Mitteln gegründete
Folkwangmuseum, scheint die Ruskinschen Prinzipien
Differenz des Besitzes als Trumpf auszuspielen ver-
mögen.
Eine vorzügliche Einrichtung für größere, in-
dustriereiche Grte, welche keine Museumsanlagen
besitzen, für welche aber die Berührung mit künstle-
rischer Tätigkeit, vor allem mit den Produkten der
angewandten Kunst doch zu einer Lebensfrage wird,
ist durch das ?. k. österreichische Museum für Kunst
und Industrie in Wien getroffen worden und em-
pfiehlt sich zur Nachahmung überall da, wo Schul-
und Museumseinrichtungen ihre Wirksamkeit bisher
nicht über das Weichbild ihrer Stadt hinaus geltend
gemacht haben. Es werden nämlich in jenen Mo
naten, wo erfahrungsgemäß der Besuch der Wiener
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