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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Schur, Ernst: Die dekorative Ausgestaltung unserer Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0299

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Die dekorative Ausgestaltung unserer Museen.

50(—50V Schmuckfachen von Jos. Seitz, München. Muster geschützt.

kaufen. Dafür müssen sich andere finden. Es ist
ein anderes, gleichwertiges Gebiet, und in der tüchtigen
Arbeit gibt es keine Unterschiede, keine, bis herab
zum bescheidensten Arbeiter.

V.

Es gibt Aunstfalons, die nicht in leeren Aus-
stellungssälen die Bilder an die Wand hängen. Sie
schaffen — nach ihrer Vorstellung — ein Ganzes.
Sie nehmen die Wobei, Hausgeräte, die die innen-
dekorative Bewegung zur Verfügung stellt und geben
ein Milieu. In diesem, einen: modernen Zimmer
ähnlichen Raun:, fügen sich die Bilder ein.

Wenn wir zurückblicken und zurückkehren zu den
Aluseen!

Ab und zu finden wir auch hier eine Ahnung

— durch äußere, zufällige Umstände aufgenötigt -
ein fragen: war::::: zerstückeln wir ein (Organisches,
ein Ganzes? Warum vereinzeln wir ein Gefüge?
Warum legen wir dieses einzelne nur nebeneinander

— wie kalte Schaustücke, des Lernens halber da?
Hieroglyphen, zu denen den allermeisten der Schlüssel
fehlen muß? Wo ein Ganzes organisch wirken
kann? Wo dieses Ganzes — ohne Vermittlung dann
:::it eigenen Zungen redet und niemand braucht,
der „erklärt"! (Wer dann noch außer dieser Wirkung
des Gesamtgeistes zum einzelnen strebt, der begebe
sich in diesen Aunsturwald.) Es ist dann unmöglich,
diesen Zwiespalt zwischen Vergangenheitskunst und
augenblicklichem Leben noch so zu fühlen. Er

existiert nicht n:ehr. Jedem ist gegeben, was ihm
zu geben ist. Es existiert nicht inehr das Dilemma:
entweder Nicht-Wiffen von jener stille der Vergangen-
heit oder ein Unterliegen unter den: Andrang. (Denn
zu schwer ist hier zum letzten, zur Befreiung wieder
sich durchzuringen. Und wie viele Wunden werden
dabei geschlagen?) Nun ist diese Befreiung dann
in den Dingen selbst. Sie fallen uns nicht an.
Bleiben uns auch nicht fern und fremd. (Und
locken uns.)

Es wäre dasselbe, wollte n:an, statt die alten
Gebetbücher und Drucke als Ganzes wirken zu lassen,
die einzelnen Blätter alle Herausreißen, ausstellen
und einer gewissen Alasse nur das Recht geben, nach
Aneignung von gewissen Kenntnissen fähig zu sein,
sich in: Geiste ein Ganzes aus diesen: Auseinander-
gerissenen zusammenzudenken.

Warum Wissen züchten? Wo wir Leben her-
vorzaubern können, stille nachbilden können! (Geht
nicht, muß nicht der Weg dahin gehen, das Wissen
immer mehr zu entlasten, und uninittelbar Genuß
und direktes Verständnis durch die Dinge selbst zu
bieten. Damit befreien wir uns — zu anderen
Dingen. So aber scheint bei uns der Weg immer
der, erst Türen zu verrammeln, damit nachher eine
besondere Spezies Menschen notwendig wird, die sie
notdürftig wieder für Augenblicke öffnen kann. Eine
merkwürdige Art künstlicher Berufsbildung!)

Wozu — wenn wir wirklich zur Kunst, d. h.
zur instinktiven Erfassung ganzen Lebens erziehen

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