Einicics möchtc ich noch sichcrstcllcn. 2>mmcr noch gibt
xs Lcute, dic vor volkstiimlich cinfachen werkcn von
„nicht schön", „ärmlich", „nicht Icbcnöig", „stcif", „falsch"
usw. sprcchcn: welchc gar (verwöhnt durch den Anblick
bobcr wcrkc) sagcn, dic Gliedmaficn usw. „sunktionicrcn
nicht richtig".
wicdcrum ziticre ich. Zu „funktionicren nicht richtig"
und „falsch":
„Dic Aufsaffung dcr Natur, welchc die wahrheit nur
in dcr Form als Ausdruck von Funktionswerten sicht,
sübrt auch ;u dcm salschcn Legrisfc von Richtigkcit, dcr
hcutzutagc dcr Runst gegcnübcr cinc so großc Rollc
spielt" (Hildcbrand) — und auch eincr Volkskunst eben nie
ncrccht werdcn kann.
Zu „stcif" und „nicht lcbcndig":
„Das trockcn Naive, das steif wackere, das ängstlich
Rcchtliche, und womit nian ältcre dcutschc Runst charaktcri-
sieren mag, gchört ;u jcder srühcren Runstweisc. Die alten
Vcnetiancr, Florentincr usw. habcn das alles auch"
(Aocthc) — cs gehört also auch ;u unsercr Volkskunst.
*
Zu „ärmlich":
„blm dic Runst ist cs nur dann gut bcstcllt, wcnn der
Rünstlcr dic natürlichc Schasfcnsbahn wandclt, mchr be<
strebt, auf echtc wcisc ctwas bcrvorzubringcn — mag es
zulctzt noch so bcschcidcn ausfallcn — als cin glänzendös
Rcsultat crziclcn ;u wollcn, das nur als produkt eincs
gröficrcn Rönncns bcrcchtigt, mit uncchtcn Mitteln ge-
;cugt dcni Schicksa! allcs blncchtcn vcrsallen ist" (Hilde-
brand). — Und auch dic Volkskunst ist so ccht, wcil sie mit
Mittcln gczcugt ist, dic niclit nichr scin wollcn, als sic sind.
Zu „nicht schön":
„Dic Lunst ist langc bildcnd, ehc sic schön ist, und doch
so wahrc grofic Runst — ja ost gröficr und wahrer als
die schönc sclbst" (Goctbc). — Ünd auch das trifft für die
Volkskunst ;u.
Allcs zusammcngcnommen nun hat seine
Drdcutung für dic klcincn wcrklein aus
dcn H ä ndcn dcr Rindcr dcs Volks; auch
dicsc.wcrklein habcn ctwas rnit dem wak-
keren, Naivcn und Rcchtlichcn ;u tun, das
jcdcr Erzichcr als cincn hciligcn Grund
und Dodcn ;u achtcn hat.
Abb. 1. Jungc, bV- Ishre (LLngc
Zu den Bildern der Rinder:
Dild ): Mein Junge hat zuerst vom 4. Lebensjahr
ab gezeichnet, dann eines Dages von sich aus mit dem
Formen begonnen — ohne abcr jc cin Relicf ;u machcn.
Erst als er ein Mädchen ein Relics „schnciden" sah (cr
war ;u der Zeit geradc ö)-- Iahre alt), verfiel er darauf,
auch so, wic er es von dem Mädchen gelcrnt hatte, die
„wurschteln platt ;u drücken", mit eincm Modellierhol;
;u „beschneiden" und ;u „bekritzcln".
Abb. Madchcn, Iahrc (15 mal -o ow)
lvhne Frage entsteht das Reliefieren beim Rinde aus
seinem zeichncrischcn und formendcn Vermögen — eines
Tages veranlaßt durch ein Beispiel, welches ihm ein
Rinder- oder ein Meistcrrelief gibt in einem Augenblick,
in dcm es selber für diese werkart „reif" geworden ist.
So niag Dild i ein Deispiel sein für „Reliefschnitt",
wie ihn der kleine Volksschüler sertig bringt im crsten
Schuljahr. Ghne jedc Aufforderung wurden von links
nach rechts dargcstellt: Gpa, Sonne darüber; ein Rnabc auf
Drcirad, einer auf Roller; darüber ein Flieger; dann ein
Hund und cin Baum; schließlich ein Iungc mit Schul-
mappc. Oben: „Das hab' ich noch verziert, Papi".
Bild r: währcnch-meinc Vdernhcimer Buben das
weinbergthema (ssche „Erntearbeit") bearbeitete», stellte
ich einem Vdernheimer Mädchen die Aufgabe: „Du, im
Sonntagskleid". ;
Es arbeitete das Relief, indem es flachgedrückte Rnet-
maffe ;u- und aufeinander setzte, dic .Figur mit dem Mo-
brllieehöl; regelrecht «usschnitt und so sörmlich ein Flach-
'relicf herstelltc, deffrn „Zopswerk" von reicher Erfahrung
Gan; ahnlich gingen die Buben vor; auf dcm Weinberg-
tst ljnks zu rrkchnrn, däß auch eiiirr der
'W ^ .. '
Leine seines vatcrs (voii der Zeichüung und Gesichtsvor-
stellung Herkommend) silatt und «icht gerade ruiid ^ '
.
22S
Fast künnte ich bestätigcn, was Stoewcr in Runst und Iu-
gend r/i-;i einmal schricb:
„Das Runde war einigcn ;u rund, sic machten Ranten
dran, um besscr die Ausdehnung dcs Rörpers, das Links
und Rechts ;u ;cigcn." Nur möchtc ich sagen, daß diese
Rinder von sich aus nicht „rund dachtcn", also auch ihre
Arbcit nicht willcntlich platt und mit „Ranten dran" A
machten; cs wird cbcn zunächst einmal slach und kantig
aus ihnen hcraus gcboren. llnd man kann mit einer ge-
wiffen Berechtigung dcn Zustand dicscs bei
gendlichen ;u bcobachtcndcn Arbcitens mit „ReliefschyitA/-
bezeichnen. Daß dicscr Rcliesschnitt in dcr
schon auf eine erfreulichc „Höhe" kommen kann, habr M '
erfahren und tuc ich mit dcm weinbcrgrclief dar; W
dies ;ugleich etwa auch ein Bcispiel für das, was dic
terstufe der höhercn Schulc auf dicscm Gebiet errr
kann. >
Zu den Bildcrn der Heranwachsenden:
' Bild ; und 4: In den Mittelklassen der h
Schulen versiegt die gestalterischc Fähigkeit keine
wenn senkrecht übcr i, r und dem weiybergrelief
gegangen wird, d. h. wcnn auf dem gegebenen
xs Lcute, dic vor volkstiimlich cinfachen werkcn von
„nicht schön", „ärmlich", „nicht Icbcnöig", „stcif", „falsch"
usw. sprcchcn: welchc gar (verwöhnt durch den Anblick
bobcr wcrkc) sagcn, dic Gliedmaficn usw. „sunktionicrcn
nicht richtig".
wicdcrum ziticre ich. Zu „funktionicren nicht richtig"
und „falsch":
„Dic Aufsaffung dcr Natur, welchc die wahrheit nur
in dcr Form als Ausdruck von Funktionswerten sicht,
sübrt auch ;u dcm salschcn Legrisfc von Richtigkcit, dcr
hcutzutagc dcr Runst gegcnübcr cinc so großc Rollc
spielt" (Hildcbrand) — und auch eincr Volkskunst eben nie
ncrccht werdcn kann.
Zu „stcif" und „nicht lcbcndig":
„Das trockcn Naive, das steif wackere, das ängstlich
Rcchtliche, und womit nian ältcre dcutschc Runst charaktcri-
sieren mag, gchört ;u jcder srühcren Runstweisc. Die alten
Vcnetiancr, Florentincr usw. habcn das alles auch"
(Aocthc) — cs gehört also auch ;u unsercr Volkskunst.
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Zu „ärmlich":
„blm dic Runst ist cs nur dann gut bcstcllt, wcnn der
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strebt, auf echtc wcisc ctwas bcrvorzubringcn — mag es
zulctzt noch so bcschcidcn ausfallcn — als cin glänzendös
Rcsultat crziclcn ;u wollcn, das nur als produkt eincs
gröficrcn Rönncns bcrcchtigt, mit uncchtcn Mitteln ge-
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Mittcln gczcugt ist, dic niclit nichr scin wollcn, als sic sind.
Zu „nicht schön":
„Dic Lunst ist langc bildcnd, ehc sic schön ist, und doch
so wahrc grofic Runst — ja ost gröficr und wahrer als
die schönc sclbst" (Goctbc). — Ünd auch das trifft für die
Volkskunst ;u.
Allcs zusammcngcnommen nun hat seine
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dcn H ä ndcn dcr Rindcr dcs Volks; auch
dicsc.wcrklein habcn ctwas rnit dem wak-
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jcdcr Erzichcr als cincn hciligcn Grund
und Dodcn ;u achtcn hat.
Abb. 1. Jungc, bV- Ishre (LLngc
Zu den Bildern der Rinder:
Dild ): Mein Junge hat zuerst vom 4. Lebensjahr
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Formen begonnen — ohne abcr jc cin Relicf ;u machcn.
Erst als er ein Mädchen ein Relics „schnciden" sah (cr
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auch so, wic er es von dem Mädchen gelcrnt hatte, die
„wurschteln platt ;u drücken", mit eincm Modellierhol;
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Abb. Madchcn, Iahrc (15 mal -o ow)
lvhne Frage entsteht das Reliefieren beim Rinde aus
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in dcm es selber für diese werkart „reif" geworden ist.
So niag Dild i ein Deispiel sein für „Reliefschnitt",
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nach rechts dargcstellt: Gpa, Sonne darüber; ein Rnabc auf
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Es arbeitete das Relief, indem es flachgedrückte Rnet-
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