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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Anton Wiertz's "Peinture mate"
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gerahmte Leinwand „wie eine Getreideschwinge" bewegt,
die auf die ManK genagelte Leinwand soll man an einer
Ecke ablösen und heftig schütteln.— Weiter giebt derselbe
noch einige Modisikationen des Verfahrens. Einmal die
Anwendung gewöhnlicher Oelfarbe auf ungrundirte Lein-
wand mit Anwendung des Terpentinöls zum Verdünnen
und desVeloutoirs zum Ranhen der pastosen Uebermalung.
Wenn Letzteres ungenügenb, soll man auf die noch frische
Oelfarbe pulverisirten Bimsstein aufstreuen nnd mit dem
Pinsel abkehren. Stärkemehl oder gemahlenes Glas ver-
richten denselben Dienst.— Endlich könne man auf die mit
Wasser genäßte Leinwand mit in Wasser geriebenen Farben
naß in naß malen und die Malerei durch einen von der
Rückseite ausgestrichenen Firniß von 1 Th. venezianischem
Terpentin und 5 Th. Essenz fixiren. — Wie man sieht,
hat das Verfahren den einen Vortheil, sehr einfach zu
sein; ob eS sich freilich bewährt und die außerordentlichen
Vorzüge darbietet, welche Wiertz daran erfahren zu haben
versichert, wagen wir nicht vorauszusagen. Wer das
Mus6e Wiertz in Brüssel besucht hat, wird sich erinnern,
daß die Farbe der großen neueren Bilder krästig und tief
ist; eö würde sich also verlohnen, einen Versuch mit der
Anwendung der Ukintura muts zu machen, und wir bitten
um eine Notiz über das Resultat in diesen Blättern.

Korrespondenz.

Verlin, Mitte Oktober.

— Am 13. d. M. veranstaltete die Kunsthandlung
von H. Sagert u. Co. in einem öffentlichen Lokal eine
Auktion meist älterer Oelgemälde aus der Hinterlassen-
schaft des Geh. R- vr. Eckardt. Der Katalog umfaßte
einige siebenzig Nummern; darunter befanden sich auch
Werke lebender Künstler, doch meist Studienblätter oder
wenig ausgeführte Skizzen. Einiges war zurückgezogen;
was zum Aufgebot kam, wurde zu verhältnißmäßig sehr
guten Preisen verkauft. Von älteren Meistern heben wir
die Namen Dietrich, I. M. Roos, van der Nlft, Bleidorn
hervor, doch wareu sie mit uur äußerst unbedeutenden
Bildern vertreten. Auch die unbenannten, theilweise
nicht zu bemnnendeu Bilder waren unbedeutend von
Format, wie von Qualität. Da indessen manches für
besckieidene Ansprüche ganz nette Stück für nicht allzugroße
Summen zu erlangen war, so war der Antheil des Publi-
kums ein recht lebhafter, und es wäre höchst erfreulich,
wenn Herr Sagert zu gelegener Zeit mit besseren Mitteln
die Kauflnst solcher Kunstfreuude auf die Probe stellen
wollte, welche etwas höhere Ansprüche machen. — Der
Matador unter der Menge war ein guter Paul Potter,
welcher für den geringen Preis von 1700 Thlr. im höhe-
ren Auftrage, wie es heißt, gekauft wnrde. Das Bild
(20" br. 16" h.) ist, unbedeuteude Nctouchen abgerechnet,
gut erhalten und vou meisterhafter Zeichnnng. Es zeigt

fünf Rinder, deren Silhonetten sich zum Theil außeror-
dentlich wirknngsvoll von dem sanft beleuchteten Himmel
abheben; es ist Abend, und die Sccnerie giebt mit höchst
einfachen Mitteln den Eindruck der Abendruhe. Links
steht ein kuorriger Weidenstamm an einer alten Umfrie-
digung, nach rechts hin schließt eine prächtige, ruhende
Kuh von rothbrauner Farbe das Bild ab. Links unten
^steht der Name mit der Zahl 1650, das Bild ist also aus
des Meisters letzter Zeit und wird noch werthvvller da-
durch, daß zwei der Kühe (die äußersten rechts nnd links)
unter Potter's Nadirungen auf Nr. 8 der schwarzen Bullcn-
folge wiederkehren. Hoffentlich hört man uächstens
über den Verbleib des Bildes ein Näheres, da wir in
Deutschland doch nicht allzuviele Pottcr's zu notiren haben.

Jn Sach se's permanenterAusstellung sah ich allerlei
Neues; zunächst, um mit dem Mittelmäßigen anzufangen,
Gretchen vor dem Muttergottesbilde von Gabriel Max
(München), ein großes Bild, welches weder der Technik,
noch dem Jnhalte nach Lob verdient. Das Gretchen macht
einen unangenehm schwächlichen Eindruck, gefällt auch
nicht einmal in der Haltnng; das Ganze schwimmt in
einem krankhaften Graublan, und alles Figürliche klebt
flach am Hintergrunde fest. — Der Wirthiu Töchterlein
von Scholtz (Dresden) ist in der Farbe ganz fein, aber
allzu stereotyp behandelt; es ergreift nicht; die Burschen
sind fast zu Handwerksburschen geworden. — Ein weib-
liches Brustbild von A. Begas ist, koloristisch betrachtet,
ein hübsches Stück: herrliches blondes Haar,' grün und
rothes Gewand und treffliche, satte Karnation. Der An-
klang au Palma Vecchio ist gewiß nicht zufällig. Nm so
weniger aber ist dies Weib das „Deutsche Lied", stützt es
sich gleich auf die Leier. Die Benennung ist ohnehin ganz
überslüssig, denn solch ein Gegenstand, in so warmtöniger
Farbe vorgetragen (vielleicht ist das Roth noch zu hoch im
Verhältniß zu dem Grün), rechtfertigt seine Existenz auch
ohne Nameu. — Unter den Porträts zeichnet sich ein mit
farbigen Stiften gemalter Knabe in halber Fignr (Pendant
zu einem weniger gelungenen Mädchen) von A. Hähnisch
aus. Ausdruck und Vortrag sind gleich gelungen. Da-
gegeu imponirt au dem weiblichen Porträtvon Bierm an n
eigentlich nnr der Vorhang links im Hindergrnnde. —
Von L eu hängt eine prächtige Landschaft, „der Watz-
mann", aus, in den Fernen und im Mittelgrunde so dnf-
tig und klar, wie nur irgend ein Bild des Meisters. Et-
was störend wirken die braunen Schatten im Vorder-
grunde. — Gleich darunter hängen zwei Bilder von
Rud. Jonas, die Manchen schon deswegen interessircn
mögen, weil sie von der diesjährigen Ausstellung zurück-
gewiesen sind. Das eine, „Gegend am Hafs", ist weniger
bcdeutend, auch nur leicht ansgcführt, hätte aber doch ne-
ben manchen Mittelmäßigkeiten der Ausstellung eine ganz
gute Fignr gemacht. Das andere dagegen, „Kloster Ca-
dinen bei Elbing", ist ein kleines Cabinetsstück: Wald
 
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