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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Dazu kommt, daß dieBildwerke zurUmgebung stimmen. So
bleibt nur Eins immer zu bedauern, nämlich, daß die Grup-
pen in Sandstein und nicht in Marmor zur Ausführung ge-
kommen sind. Die Gruppen haben durch H. Hettner in die-
senBlättern bereits eineeingehendeWürdigunggefunden*);
es möge nur gestattet sein, des „Abends" noch mit einigen
Worten zu gedenken. Wie bei der „Nacht," sind es auch
hier dreiFiguren, welche die Gruppebilden; während dort
jedoch eine Frauen- und zwei Knabengestalten, fehen wir
hier zwei Mädchen und eine Mannesgestalt zur Gruppe
geeint. Jm kräftigsten ManneSalter ist der Abend darge-
stellt, behaglich ausruhend von des Tages Last und Hitze.
Ein Stern blinkt über seinem rebenumkränzten Haupte.
Freundliche Milde, ruhige selige Befriedignng, wie sie
das Bewußtsein redlich vollbrachten Tagewerks giebt,
lachen und leuchten aus dem edeln Antlitz. Bequem ist
das Gewand zurückgeschlagen. Einen Labetrunk zum
Munde führend, ruht das Auge wohlgefällig auf der zu
seinen Füßen sitzenden, die Laute fpielenden Mädchenge-
stalt, während eine zweite derartige Gestalt, mit einem
Tambourin in der Hand, anf der andern Seite der männ-
lichen Hauptfigur sich befindet. Dem Arm des Abends
sich leise entwindend, schreitet diese zweite Mädchengestalt
leichtEzum Tanze aus. Ueberaus anmuthig sind in den
beiden Mädchengestalten die geistigen Genüsse, welche
der Abend im Gefolge hat, Musik und Tanz, versinn-
bildlicht. Das Ganze bant sich schön, organisch und har-
nwnisch zur Grnppe auf und in den durchgebildeten
Formen verschmilzt sich ein geläutertes Schönheitsgefühl
mit einem frischen, lebendigen Natursinn.

ch Vergl. Jahrgang I, S. 133, wo beide Gruppen ab-
gcbildet sind. A. d. R.

Rekrologe.

Antoine Vechte, einer der vorzüglichsten Ciseleure Frank-
reichs, als Sohn eines Tischlers in Avallon im Jahre 1798
geboren, hat vor Kurzem in Paris sein Leben beschlossen.
Im elsten Jabre verwaist. stieg er von der niedrigsten Stufe
eines .iöandarbeiters in einer Bronzesabrik auf mid errang
sich dnrch Talent, Fleiß und Ausdaner jene angesehene
Stellung. welche er als Metalltechniker behanptete. Anf der
letzten Weltansstellimg sab man von ihm drei Prachtstiicke,
eine Vase mit dem Triumph der Galatea und einen für deu
Grafen von Paris bestimmten Degen, nach einem Entwurfe
Klagmann's, endlich einen für cin Bibelmanuskript des Her-
zogs von Aninale gearbeiteten Buchdcckel.

Micchelr Canzio, einer der namhaftesten Kiinstl» Jta-
liens, welcher sich dnrch seine Dekorationsarbeiten im Palaste
Pallavicini bei Genua und durch seinen Entwurf zum Colum-
busdenkmal auf der Piazza del Aquaverde ebenda einen Namen
gemacht, ist vor Kurzem in seiner Baterstadt Genua im ein-
undachtzigsten Jahre gestorben.

Konkurrcn).

Der Verwaltimgsrath des österreichischeii Kiliistvereiiis

hat nach § 16 der Vereinsstatuten für die inländischen Künstler
einen Konkurs zur Erlangung skizzirter Kompositionen aus
allen Kunstfächern eröffnet uiid die Einsendnngsfrist auf die
Zeit bis Ende Decernber l. I. festgesetzt, damit die ein-
laufenden Konkursskizzen noch in der Januar-Ausstellung zur
öffentlichen Anschauung gebracht werden können. Aus den

einlaufenden künstlerischen Entwürfen wird ber Verwaltungs-
rath nicht nur diejenigen auswühlen, auf deren Grundläge
die Bestellung anszuführender Gemätde gemacht werden soll,
sondern es könneu die Konkursskizzen sielbst auch Gegen-
stand eines Ankaufes zur Verlosung für d. I. 1869 sein.
Material und Format sind der freien Wahl der konkurrirenden
Künstler anheimgegeben, ebenso der Stoff selbst. Dis Ent-
scheidung von Seite des Verwaltungsrathes und die Bekannt-
machung der Bestellungen werden im Laufe des Monats Fe-
bruar 1869 erfolgen. Wir werden seinerzeit über das Ergeb-
niß berichten.

Lmlstvereine. Samnüungen nnd FusstrUnngrn.

* Die Gciiossenschaft der bildenden Küilstler Wiens

wurde bereits im vorigen Winier durch ihren damaligen Vor-
stand, Prof. Ed. Engerth, davon in Kenntniß gesetzt, daß die
Wiener Akademie beabsichtige, die Veranstaltung der früher
von ihr ausgegangenen größeren Kunstausstelliingen der Ge-
nossenschaft zu überlassen. Ueber diese Cession sind nun kürz-
lich von Seite der Staatsregierung jene Reihe von Bestimm-
ungen getroffen, welche wir hier im Wesentlichen reproduciren i
1) Die bisber von der Akademie der bildenden Künste zu
Wien veranstalteten jährlichen Kunstausstellungen haben in
Zukunft nur von drci zu drei Jahren stattzufinden. 2) Diese
Ausstellungen werden bis auf Wciteres nicht wie bisher von
der Akademie, sondern ferncrhin von der Genossenschaft der
bildenden Künstler Wiens auf deren Kosten und Verant-
wortung unter dem Titel „Kunstausstelliing der Genossenschaft
der bildenden Künstler Wiens" veranstaltet. Sollten diese
Ausstellungen zu was immer für einer Zeit solcher Art sein,
daß auf Seite der Akademie der Wnnsch rege werden müßte,
von ihrem Rechte selbst wieder Gebrauch' zu machen, oder
sollte die Genossenschaft selbst aus was iimner für eineni
Grunde früher oder später von der Beranstaltung dieser Aus-
stellnngen zurückzutreten wünschen, so würde dic bisher in
Uebuug gewesene Veranstaltuug von Staatsansstelliingen durch
die Akademie wieder in's Leben nnd der 8- 6 deS zwischcn
der Genossenschaft uiid der StadterweiteriingS-Kommission
1862 abgeschlossenen Vertrages wieder in Wirksamkeit treten,
wonach die Genvssenschaft verpstichtet ist, in die Räume des
Künssterhauses die alle drei Jahre wiederkehrenden Staats-
auSstellungen unentgeltlich aufzimehmen. 3j Die durch das
Finanzgesetz zu Ankäufen auf dcn Staatsansstellnngen zu be-
stimmciide Summe ist, iusolange an ihre Stelle die Ausstel-
lungeu der Künstlergenossenschaft treten, zn Ankäufen auf den
letztercn zu verwendcn. 4) Die Vorschläge zn diesen An-
käufen sind von einer ans dcm Schooße des akademischen
Rathes gewählten Koliiniissiori, welcher der Direktor der Bel-
vedcre-Galerie beizuziehen ist, dcm Ministerium für Kultns
iiud llnterricht zur Genehmignng vorzulegen. 5) Die dritte
allgemcine dentsche Kunstnusstellung in Wien ist als die erste
der in der erwähnten Weise neu in'S Leben treienben Aus-
stellungcn anzusehcn und in Betreff der dort zu machenden
Ankäufe danach zn verfahren. 6) Bon der zu Ankäufeii diescs
Jahr verfügbaren Summe von 20.000 Fl. werden 3000 Fl.
der Wicner Künstlergenvssenschaft für den Erweiternugsbau
des Künstlerbauses zur Verfügung gestellt. — llebcr die ans
der diesjährigen Staatsdotation angekausten Bilder haben
wir das Nähere bereits mitgetheilt.

Der ältere Kiiiistverein in Wicn (Berein zur Beförde-
rnng der bildenden Kllnste) besindet sich in ciner fchlimmen
Bedrängniß. Der städtische Gemeinderath hat demsclben näm-
lich die weitere Subvention von 2000 Gnld. für die durch
den Berein in's Werk gesetzten Smtuen auf der Elisabethbrücke
nur unter der Bedingung bewilligt, daß die Slatuen in das
Eigenthnm der Gemeinde übergehen. Diese Bedingung macht
das Zngeständniß illusorisch, da der Berein den Künstlern,
welche die Statuen augefertigt haben, noch über 6000 Gnld.
schuldet, also über die Werke nicht frei verfügen kann, bevor
er die genannte Summe nicht aufbringt. So wemg erhaben
wir nun auch die bei jenen Befchlusse des Gemeinderathes
bekundete Denkungsweise finden, so liegt in dcr harten Maß-
regel doch für derartige Vereinsunternehmnngen, welche die
Rechnung ohne den Wirth machen, eine ganz gute Lektion.

8^ t. Die k. Kupferstich- mid Handzeichiiuiigssamm-
lnna in München erhiett eine beträchtlichc Bereichening aus
deni Nachlaß des Königs Ludwig I., besonders für moderne
Meister. _
 
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