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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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22

ließ er sich in Braunschweig nieder, wo er anfangs auch
als Porträt-, später aber allein als Landschaftsmaler
beschäftigt war. Zu Michaelis 1835 wurde er zum
Lehrer des Zeichnens und Malens am Collegium Caroli-
num und am 18. November desselben Jahres zum Galerie-
Jnspektor am herzogl, Museum ernannt. Gemälde von
ihm befinden sich in fast allen öffentlichen und in sehr
vielen Privat-Gemäldesammlungen. Besonders gerühmt
werden von ihm: Gegend bei Marino im Albauergebirge;
Gegend bei Rom; Subiaco; mehrere Gebirgs- und
mehrere Winterlandschafteu; eine Ueberschwemniung,
durch Neuheit des Motivs und schöue Stimmung über-
raschend; Partie aus dem Okerthale, Landschaft aus dem
Harze mit heraufziehendem Gewitter, und mehrere Ge-
birgslandschaften aus Tirol und dem Harze. Eins seiner
bedeutendsten Bilder, Gegend bei Salzburg, befindet sich
in der neuen Pinakothek in Müncheu. — Als im Jahre
1845 bei einem Aufputze des Jnuern der Domkirche die
alten Wandmalereien unter der Kalktünche eutdeckt wurden,
wurde Br. in Gemeinschaft mit dem Maler H. Neumann
mit der Auffrischung der alten Malereien beaustragt. Er
unterzog sich mit großem Fleiße dieser nicht leichten Arbeit,
über welche er sich in einer besonderen Schrift: „Brauu-
schweigs Dom mit seinen alten und neuen Wandgemälden.
Eine Besprechung zum Verständniß derselben von dem
Künstler selbst nach eigenen Beobachtuugen mitgetheilt.
Braunschweig, 1863" näher ausgesprocheu hat, um sich
gegen ihm gemachte Vorwürfe zu vertheidigen, welche
besouders die neuen von ihm entworfenen und ausgeführ-
ten Wandgemälde trafen. (Brauuschw. Tagebl.)

Lunstvereine, Zammlungen nnd Äusstrllungen.

— I. Archäologische Gesellschaft in Berlin. Jn der

Sitzung vom 4. Nov. brachte Prof. Hübner eine große Reihe
neu erschienener Schriften zur Vorlage. Ferner zeigte der-
selbe die Photographie und Durchzeichnung eines Glasgefäßes
aus Lissabon mit der Darstellung von Architekturen. ferner
in einer Photographie den Grabstein eines römischen Centurio
der 20. Legion. Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. Prof.
Curtius legte die Photograpbie einer Statue der jetzt
zerstreuten alten Sammlung Giufiiniani vor, ein knieender
Jiingling in phrygischer Mütze, der eine von obcn her komm-
mende Gefahr abzuwehren sucht. Der Vortragende erkennt in
ihm einen Ganymed. Eine Abbildung desselben findet sich in
dem neuen Heit der archäologischen Zeitung. Prof. Curtius
legt ferner sein neues Werk über die Topographie Athens
vor. Herman Grimm zeigte einige Abbildungen als Er-
gänzung eines Vortrags, den er früher Lber das Verhältniß
Raffaels zur Antike gebalten. Vor allem interessant sind die
Photographien nach der Gruppe der Grazien zu Siena und
der danach von Raffael gemachten Zeichnung. m welcher er
alle Formen ins Perugineske übersetzt hat. Raffael's Bild
der drei Grazien ist einem früber zu Rom befmdlichen Re-
lief, das auch Marc Anton gestochen entlehnt, und ebenfalls
modernisirt. Erst nach 1512 zeichnete Raffael Antikcn m der
Art wie wir es gewobnt sind, mit vollem Verständuiß der stilisti-
scben EigentbLmlicbkeiten. vr. R. Schöne legte Vasenfragmente
aus Athen mit Jnscbriften vor. Prof. Wolff sprach über
Thieropfer im Alterthum; Kunstformer Eichler hatte den
in Arles befindlichen Vwuskopf, ein Werk von hoher Schon-
heit, aufgestellt.

Lunstunterricht.

Eine Lehranstalt für gewcrbliche Kunst ist am 25. Ok-
tober in Dresden ins Leben getreten. Die Gründer dieses
Unternehmens sind die durch die von ihnen herausgegebenen
„Architektonischen Molive für die Dekoration und den Ausbau
von Gebäuden aller Art*)" bekannten Architekten Karl Weiß-

») Hest I—III, 0. tol. 1888. Leipzig. Scema»».

Lach und Ernst Lottermoser, denen sich noch der Architekt
Bruno Müller und die Bildhauer Aug. Hauptmann,
Friedr. Rentsch und Jos. Christofani angeschlossen haben.
Die Anstalt, sowohl für den Abend- und Sönntagsunterricht,
als auch für einen vollständigen Tageskursus eingerichtet,
konnte mit einer Zahl von 28 Schülern eröffnet werden.
Das Stundengeld beträgt für den allgemeineu (Elementar-)
Kursus monatlich 2 Thlr. und für jeden Fachkursus 4 Thlr.
Die Anstalt übernimmt auch Aufträge für Entwürfe zu kunst-
gewerblichen Gegenständen aller Art.

Lnnstliteratnr und Kunsthandel.

K. L. Das Ordenshaiipthaus Mariciibnrg in Prcußen
ist der Gegenstand einer der ersten würdigen architektonischen
Publikationen der Neuzeit, des 1799 crschieneuen, vortrefflichen,
uoch jetzt bewunderten Werkes von Fr. Gilly, Frick und
Raabe. Dasselbe entspricht jedoch uicht mehr den Anforderungen,
welche man an die Aufnahme eines kunstgeschichtlich bedeut-
samen Bauwerks stellt. Alle andern, später erschienenen Werke
von I. Voigt, Büsching, Eichendorff, Witt rc., selbst
die meisterhafte archäologische Untersuchung des Hochschlosses
von F. v. Quast (im Jahrgang 1851 der Preußischen Prv-
vinzial-Blätter) enthalten gar keine oder nur ungenaue Ab-
bildungen. Eine dem heutigen Stande der Wissenschaft ent-
sprechende Publikation dieses künstlerisch wie geschichtlich gleich
wichtigen Bauwerkes ist ein lange gefühltes Bedürfniß. — Es
ist daher eine mit Frenden zu begrüßende Nachricht, daß der
Architekt Blankenstcin in Berlin im Septembcr d. I. eine
sorgfältige, technische und archäologische Untersuchung und ge-
naue Aufnahme dieses bedeutendsten aller aus dem Mittelalter
uns erhaltenen Profanbauten begonuen hat und im nächsten
Jahre fortsühren wird. Durch überauS genaue Messungen
mit Hilfe von Gerüsten, Aufgrabungen, Abschlageu von Putz,
Vergleichen alter Abbildungen rc. wurde es Blankenstein mög-
lich, die Untersuchungen v. Quast's mannigfach zu ergänzen.
Wir haben in dem mit Sachkcnntniß, großer Einsicht und
Geschick begonnenen Werke, welchem auch F. v. Quast seine
Mitwirkung zugesagt hat, eine in jeder Beziehung mustergiltige,
der Würde des Bauwerks entsprechende Publikation zu erwar-
ten. Des freudigsten Empfanges ist dieselbe im Voraus gewiß.

* Zu der „Volksaiisgabc der Denkmäler der Kimst"

(Stuttgart, Ebner nnd Seubert) erscheint soeben ein Supple-
ment welches auf 23 Tafeln dic in dieser Ansgabe des Ge-
sammtwerkes bisher fehlende Kimst der Neuzeit repräsentirt.
Wir zweifeln nicht daran, daß damit den Wiinschen sämmt-
licher Besitzer des Auszugs entgegengekommen wird. Die erste,
uns vorliegende Hälfte des Supplements, das im Ganzen auf
3 Thlr. 6 Sgr. zu stehen kommen wird, bietet u. A. auch eine
neue, in der großen Ausgabe noch nicht veröffentlichte Tafel
zur Architektur der Gegenwart. Dieselbe veranschaulicht vier
namhafte Leistungen von in Siiddentschland, Oesterreich und
der Schweiz thätigen Meistern: Hanseu's Projekt für das
Wiener Herrenhaus, Egle's Polytechnikum in Stuttgart, die
Villa bei Berg von Leins, und das Vestibül von Sempcr's
Polytecbnikum in Zürich. — Gleichzeitig macht die VerlagShand-
lung bekannt. daß von W. Liibke's „Grundriß der Kunftge-
schiihte" die vierte, dnrch den unermüdlich thätigcn Ver-
fasser abermals vermehrte und verbesserte Auflage die Presse
verlassen hat. Demselben Autor wird auch die Redaktion des
Supplements zur Volksausgabe der Denkmäler der Kunst
verdankt.

Vermischte Lunstnachrichten.

Neber den großen Fund antiker Silbergeräthe zu
^ildesheim enchält die Köln. Ztg. vom 7. Nov. einen Berrcht
>on vr. Otto Benndorf in Göttingen, dem wrr nachfolgen-
>es Verzeichniß der gefundenen Gegenstände nebst daran-
leknüpsten Bemerkungen entnehmen: ^ .

1) Ueberreste eines (gegossenen) Dreifußes.
Drei Füße mit Thierklauen, drei Amsatze m Form klemer
Sermen des bärtigen Bacchus, verschiedene Theile der Ver-
nndungsstäbe mit noch beweglichen Scharmeren.

2) Unqefähr '/- Meter hoher alockenformiger Krater,
legenwärtig ohne Fuß und Henkel, ganz umzvgen von den
^irendsten Ornamenten, in denen allerhand Figuren, nament-
ich von Eroten, angebracht sind. Am Rande eine Jnschrift,
 
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