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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0029

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28

Schlafe vorzustellen, so würden wir ihn noch viel mehr zu
loben haben; Hofmann's Zeichnungen haben einen gemein-
samen Zug zur Eleganz, welcher besonders dazu beitragen
wird, dem Album zahlreiche Freunde zu gewinnen.

Die illustrirte Jngendliteratur würde in unserer Zeit
den Turnvater Jahn nicht mehr zu der Klage berechtigen,
daß das Auge des Kindes verdorben werde durch Zerr-
bilder der Gegenstände, welche es täglich um sich sieht.
Nein, wahrhaftig, wenn jetzt noch Eltern ihren Kindern
schlechte Bilder in die Hände geben, so begehen sie ein
Verbrechen, denn des Guten ist Hülle und Fülle da.
Jmmerhin bleiben zwei „Nisi's" aufrecht. Manche Ver-
leger scheinen den Spruch, daß für Kinder das Beste eben
gut genug ist, so zu lesen: „das Kostbarste". Sie ge-
wöhnen die kleinen Leute auch in diesem Punkte an einen
Luxus, der so wenig wieirgend ein anderer gebilligt werden
kann. Das glänzt und gleißt alles, als ob es für das Bou-
doir einer Modedame berechnet wäre, und nicht für Kinder-

hände. Und darüber wird oft das Wesentliche übersehen.
Es liefern auch sehr Biele Jllustrationen für Jugendschrif-
ten, ohne den rechten Bernf zu haben. Nur wer wirklich
ein Kindersreund ist, wird Märchen gut erzählen oder
gut illustriren können. Viele Zeichner sind viel zu flüch-
tig. Kinder kontroliren genau, und wenn das Bild nicht
znr Geschichte paßt, wenn aus dem doknmentirten Spitz
ein Pudel gemacht ist, der Held der Erzählung in einem
Einspänner fährt, während doch ausdrücklich von zwei
muntern Brannen die Rede ist u. dergl. m., so werden sie
verstimmt, und mit vollem Nechte. Vor allem hüte man
sich vor der Devise „für Jung und Alt", die z. B. auch
den „Deutschen Bilderbogen" (G. Weise in Stutt-
gart) vorgesetzt ist. „Für Jung und Alt", das ist bald
gesagt, aber keineswegs bälder noch gethan. Wer den
rechten Ton für die Jungen zu treffen weiß, dem werden
auch die Alten gern horchen, aber umgekehrt will's nicht
immer passen. Humor, o der sei uns von Herzen will-
kommen, aber der „schlechteWitz", der sich auch gernHu-
mor nennen läßt, brauchtKindern nicht expreß beigebracht
zu werden. Der Nedaktion der „Deutschen Bilderbogen"
ist in dieser Richtung etwas mehr Strenge anzuempfehlen.
Jm Uebrigen verdient sie Dank dafür, daß sie einige von
den alten Herren wieder mobil gemacht hat: Adolph
Schrödter, Theodor Hosemann, Nudolf Jordan,
Scheuren. Auch Pletsch fehlt nicht, der Unermüd-
liche, Böttger, der Gemüthliche, Aug. Beck, der vir-
tuose Pferdezeichner, Paul Meyerheim, Riefstahl,
Burger und andere werthe Gäste. EinBogen mit neun
Bildern von Jordan's Meisterhand — wir geben eine
charakteristische Skizze als Probe — und der ganze Bogen
für einen Groschen: wenn die neue Generation keinen
Kunstgeschmack einsaugt, so ist sie wirklich die viele Mühe
nicht werth, die wir uns ihretwegen geben!

B.

Der barmherzige Samariler.I .(Blcichnisse dcS Herr». Lcipzig, Sl. Dürr.)
 
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