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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0032

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31

die Ehre der Entdeckung gebührt und des Professor Settem-
brinr, der so viel zu ihrer Bekanntwerdung beitrug, hat
die Darstellung einen durchaus italienischen Charakter.
Es würde daraus erhellen, daß die neapolitanische Maler-
schule bereits vor der Epoche Cimabue's blühte. Auch die
Entdeckungen, die noch in dem Kloster von Domina Regia
gemacht werden, lassen darauf schließen und scheinen zu
beweisen, daß es in der neapolitanischen Kunst wenigstens
die von Vasari für die allgemein italienische beklagte Lücke
nicht giebt.

Anf Verlangen des Direktors des hiesigen Museums
hat der Provinzialrath von Caserta sich für eine Restau-
ration dieser schönen und interefsanten Fresken entschieden,
von der wir hofsen wollen, daß sie mit aller Schonung
vor sich gehe. Die Stadtbehörde von Capua kannte die
Fresken gar nicht und die Abtei vernachlässigte sie vollstän-
dig. Unter Leitung des Cavaliere Salazar und des Bau-
meisters Ruggiero wurden die Arbeiten zur Erhaltung der
Kirche bereits in Angriss genommen.

Auch in La Cava, jenem an Manuskripten so reichen
Kloster halbwegs zwischen hier und Salerno, hat man im
Frühling d. I. eine wichtige Entdeckung gemacht, indem
man unter der oberen Kirche noch eine untere auffand,
welche, wie jene von S. Clemente in Rom, höheren Alters
ist, als die Gebäude oberhalb der Erde.

Düffcldorf, Mitte November.

L. Auf der Permanenten Kunstausstellung von Ed.

,, Schulte war einige Tage das große Bild von Professor
Wilhelm Camphausen ausgestellt, welches, imAuftrage
des Königs von Preußen gemalt, die Verleihung des
Ordens „xonr lo merite" an den Kronprinzen am Abend
der Schlacht bei Königgrätz darstellt. Jn der Mitte des
Geniäldes schen wir die stattliche Reiterfigur des greisen
Königs mit der Rechten das Krenz dem tapfern Sohne
reichend, während die Linke das noch geöffnete rothe Etui
hält. Der Kronprinz, auf seinem englischen Fuchs reitend,
beugt sich vor und streckt die Hand ans, um die Deko-
ration zu empfangen. Sein Antlitz zeigt tiefe Bewegung.
Zur Rechten hält die Begleitung des Vaters, in der wir
den Prinzen Karl, den Grafen Bismarck, Roon, Moltke
und andere bekannte Persönlichkciten sehen, zur Linken
reitet der Stab des Kronprinzen, geführt vom Erbprinzen
von Hohenzollern und dem General von Blumenthal.
Jm Vordergrunde sehen wir Mannschaften des Garde-
Füsilir-Regiments, die den Fcldherren zujauchzen und
einige preußische und österreichische Verwundete. Die
Komposition ist nach den genauesten Angaben des Königs
entworfen, wodurch die künstlerische Freiheit der Erfin-
dung manche Einschränkung ersuhr. Dennoch hat Camp-
hausen ein Werk geschasfen, das ihm in jeder Beziehung
zur Ehrc gereicht. Eine gewisie feierliche Stimmung

dnrchweht das Ganze und wird wesentlich erhöht durch
die Wirkung der Alles vergoldenden Abendbeleuchtung,
die auf's Glücklichste wiedergegeben ist. Die vielen Por-
träts sind meist sehr gelungen undmit bewährter Meister-
schaft gemalt, und ein tiefes, gesättigtes Kolorit zeichnet
das Bild vortheilhaft aus.

Ein größeres Genrebild von Eduard Gesellschap
erregte ebenfalls lebhaftes Jnteresse und verdiente in
hohem Grade die Anerkennung, die es gefunden. Es
stellte den „Besuch bei einer Wöchnerin" dar, deren vor-
nehme Verwandtschaft herbeigeströmt ist, den neuen
Sprößling zu bewundern. Vortrefflich gemalt und bis
in's kleinste Detail liebevoll durchgeführt, erschien die
Charakteristik der Köpfe ebenso lobenswerth wie die Be-
handlung des Jnterieurs und der Kostüme. Ausgezeich-
net war auch ein Genrebild von Fagerlin, wic denn
auch Charles Webb und Otto Rethel gleichfalls hübsche
Bilder dieser Gattung ausgestellt hatten, denen sich tüch-
tigeBildnisse vonG.Stever, PeterSchick undAnders
würdig anreihten. Unter den Landschaften zeichnete sich
vor Allem ein großes Gemälde „Motiv von der oberen
Rnhr" von August Keßler ehrenvoll aus, welches na-
mentlich durch eine schöne Stimmung, die jene dem nahen
Ausbruch eines schweren Gewitters vorangehende dumpfe
Schwüle mit großer Wahrheit zur Anschauung brachte,
gerechtes Aufsehen machte. Ein „norwegischerWasserfall"
und die „Marine" von H. Herzog zeigten die bekannten
Vorzüge dieses vielschafsenden Künstlers, und die große
Ansicht von „Monaco" von F. W. Schreiner erfreute
durch die außerordentlichenFortschritte, welche der Maler
darin bekundete. Ein höchst originelles Talent spricht
stets aus den Arbeiten von Rainer Dahlen, dessen
neuestes Bild, eine Reiterfigur, wieder durch eine merk-
würdige Ursprünglichkeit in Auffassung und Farbe auffiel,
während Clara von Wille in ihren „Hundeportraits"
aufs Neue ihre bewährte Tüchtigkeit als Thiermalerin er-
probte. Von Zeichnungen sind zu erwähnen: ein großer
architektonischer Entwurf von Professor Giese, der diesem
anerkannten Künstler wieder alle Ehre machte, ein Cyktus
von sechs sehr schönen Blättern ans der heiligen Geschichte
von Eduard Steinle und eine phantastische Komposition
„Tragödie vonHeine" von Mor. von Beckerath, denen
sich einige virtuos behandelte Aquarelle von Andreas
Achenbach anschlossen.

Auf der Ausstellung von Bismeyer und Kraus
erregten wieder mehrere auswärtige Bilder Aufsehen, so
von Horace Vernet „die Eröffnung der Gruft Raffaels
im Pantheon zu Rom" (Geschenk des Künstlers an Peter
von Cornelius), Landschaften von Remi van Haanen
in Wien, Höffler in Frankfurt a. M., und Stillleben
von Adriana van Ha anen und Marie Voß in Arnheim.
Bon DüsseldorferKünstlern waren dort ausgestellt: hübsche
Genrebilder von Frl. Agnes Börjesson, Leisten
 
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