Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
33

Oelfarberidruck, der ja memals den eigerithümlichen Pinsel-
strich des Kiinstlcrs und die feineren Nuancen, die die
Hand desselben beim Auftrag der Farbe hervorbringt,
auch nur anuäherud zu reproduciren vermag, liegen die
Umstände bei der Jmitation des Aqnarellbildes durcb den
eigentlich lithographischen Farbendruck auf körnigem Kar-
tonpapier. Das Aquarell ist seiner Natur nach anf den kclo-
ristischen Essekt hingewiesen, seine Farben versckwimmen
und verschmelzen sich nicht in der Weise der Oelmalerei,
und mehr die Gesammtwirkung als die Detailausfuhrung
ist der springende Punkt. den dcr Aquarellist im Auge
halten muß. Er setzt seine Farbentöne iu bestimmterer
Weise scharf nebeneinauder uud läßt Licht und Schatten
breit und energisch gegeneinander wirken. Dieser
Behandlungsweise vermag der Truck der lithographi-
schen Presse gar wohl bei geschickter Handhabung bis
zu einer nahezu täuschenden Facsimilereproduktion zn
folgen. Wie glänzend diese Technik, in welcher Berlin
namentlich durch die Leistungen von Storch L Kramer
seit geraumer Zeit, man kann wohl sagen, einen Weltruf
erlangt, sich entwickelt hat, bewähren anfs Neue die hier
angezeigten Nachbildungen von Hildebrandt's berühm-
ten Aquarellen, denen der kürzlich verstorbene Meister
selbst das Zeugniß „wunderbarer Treue" und eines „sel-
tenen künstlerischen Verstnndnisses" zuerkannte.

Es ist hier nickt der Ort, des Malers Kunstweise in
nähercn Betracht zn ziehen, znmal da diese Blätter sich
eine ausführliche Würdigung des mit seltenem Farben-
sinn begabten, vielbewnnderten Meisters sür eine andere
Gelegenheit vorbehalten haben. Es sei nur knrz der
Gegenstände gedacht, welche die sechs Blätter des im
Ganzen anf 24 dergleichen berechneten Werkes vorführen.
Blatt 1 zeigt cine verdeckte Straße in Cairo, von einer
bunten Volksmasse belebt, mit schattigem Vor- und Mittel-
grund und einer von der Mittagssonne blendend beleuch-
teten Ferne. Blatt 2 giebt einen Abendsonnenefsekt, eine
tief im Schatten liegende Straße ohne Fernsicht, deren
dnnkle Mauern von der Kuppel und dem Minaret einer
Moschee überragt werden, die in der Abendsonne „er-
glüht". Blatt 3: Benares am Ganges und Blatt 4:
Macao, zwei das Einzelne genauer charakterisirendeBlätter,
bei welchen der blendende Lichteffekt fehlt und die deßhalb
vielleicht den am meisten naturwahren Eindruck machen.
Macao giebt zndem ein künstlerisch geschlossenes, in den
Massen glücklich abgewogenes Landschaftsbild. Blatt 5:
ein freier Platz in Bombay, sehr dekorativ behandelt, aber
durch die Seltsamkeiten indischer Städteprospekte intereffant.
Endlich Blatt 6: Sonnenuntergang am Flusse Chou-Phya
in Siam, im Vordergrund ein einsamer Elephant am
einsamen Strande, übcr den sick eiu blutig rother Abend-
himmel hinzieht, wohl das dem Gegenstande und der Be-
handlung nach am wenigsten erfreuliche Blatt dieses
brillantesten Prachtwerkes des henrigen Büchermarktes.

—1> Von Naglcr's Monogrammistcn ist nach längerer durch
den Tvd des Verfasscrs herböigeführter llnterbrechung nun-
mehr wiedernm cin Heft, das nennte dcs IV. Bandes, er-
schienen. Für die Fortführung des verdieiistvollen Werkes
hat die Franz'sche Verlagshandlung in München die glück-
lichste Wahl eiues Heransgebers in Or. Ä. Andresen
getroffen, dem bei dem nngesichteten, oft aus zusammenhang-
losen Notizen und flüchtigen Citatcn bestehenden Material,
welcheS Nagler für die solgenden Hefte hintcrlassen, eine
schwere Aufgabe zugefallen ist, die nur aufopsernde Liebe zur
Sache nnd ansdanernder Flciß zn löfen vermag. Das Ma-
Miscript zn dcr vvrliegenden Lieferung hat der ueue Heraus-

gebcr, fast völlig zum Druck borbcreitct, noch in Nagler's
Nacklaß vorgefunden. Es umfaßt die Nnmmern 2478 bis
2882. Das ganze Werk wird mit dem IV. Bande seinen
Abschluß findeu.

x. Alwine Schrödter hat wiedernm für den Weihnachts-
tisch eine Anzahl von Blumenkränzen und Sträußen ge-
spendet, die, zu eineui Prachtalbum in Chromolithographis
vereinigt, unter dem Titet „Fremde und Heimat" bei I. D.
Sauerländcr in Frankfurt erschienen sind?) Die Daistellung
der Blüthen und Blätter zeugt, wie bei den früheren Schöpfun-
gen von der Hand der talentvollen Künstlerin, von Verständ-
niß nnd fleißigein Studien, und auch das Arrangement zeichnet
sich durch einen gebildeten Geschmack aus. Nur ist der Chro-
molithographie hie und da etw'as zu viel zugeniuthet. Sie hat
der Schwierigkeit, die Masscn zu lösen, wo stch Knospen,
Blüthen und Blattwerk gar zu dicht drängen, nicht Herr
werdcn können. Bei dieser Reproduktionsweise ist vor Allem
vor Ueberladuiig zu warnen, ebenso vor zu breilen Gold-
flächen, wie auf dem Blatt „Jtalien," da diese beim litho-
graphischen Druck immer wie auigelegtes bronzirtes Blech aus-
sehen. Dem Ucbelstande, der daraus entsteht, daß jede der
Kompositioncn mit einen Denksprnch in Verbindung gebracht
werden sollte, ist die Künstlerin oft mit vielem Gestchick be-
gegnet; mitunter aber empfindet man doch allzusehr den rein
äußerlichen Zusammenhang dieser Schildcr, Spruchbänder
und Schriftrollen mit der Koniposition. Die figürlichen Dar-
stelluiigcn, wie z. B. das auf einem Laubgewinde staltfindcnbe
Stelldichein, darf man nicht zn sehr unter die kritische Lupe
nebmen. Man kann Schwachheiten dieser Art, die der
Farbendruck noch cmpfindlicher hervorhebt, schon iu den Kauf
nebmen, wo im Ganzen cine solche Fülle farbiger Pracht in
gefälliger und ansprechender Weise bem Auge geboten wird.

-s- Die photographische Gesellschaft in Berlin hat so-

ebcn ein Berzeichniß in ihrcm Verlage neu erschicnener Pho-
tographicn nach Bildern der königlichen Galerien
zu Florenz ausgegeben. Dieselben sind währenb dieses Som-
mers dirckt nach den Originalen photographirt, und was ein so
bewährter Kenner wie der verstorbene Waagen von den Auf-
nahmen der Gesellschaft in der National-Galerie zu London und
im Berliner Miisenm geurtheilt hat, das gilt auch von diesen
neuen Photographicn. Znm Ueberraschen genau, lassen sie in
vielen Fällen selbst die Handschrift des Pinsels erkennen, und
namentlich in Anbetracht der besonders schwierigen Verhält-
nisse (viele Bilder sind durch Retouchen enlstellt oder sonst
schlecht erhalten, andere mußten an der Wand in nngünstiger
Beleuchtung, die Madonna della Sedia sogar unter eineni
nicht zu reinigenden Glase photographirt werdcn!) stehen diese
florentiner Photographien an Klarheit und Schärfe, Haltung
und Treue den Londoner und Berliner Blättern nicht nach.
Wie groß aber, abgesehen von der durch den billigen Preis
von 1'/2 Thalern pro Blatt in eleganter Ausstattung ermög-
lichten weiten Verbreitung von Reproduktionen klassischer Werke,
der Nutzen solcher niibcstcchlichcn Rcprodnktionen ist, crhellt
recht, wenn man einzelne dieser Blätter mit den ent-
sprechenden Stichcn selbst der ersten Meister des Grab-
stichels vergleicht. Es wird daher jedcnfalls uur dieser
Hinweisung bednrfen, iim die Klinstsreniide nnd Kunstfor-
scher von dieser schätzbarcu Bereichernng nnseres Reprodnk-
tionen-Borrathes Nutzcn ziehcn zu lasseii. Die bis jctzt publi-
cirte Liste enthält sechzig Nnnimern, jc drcißig aus Palazzo
Pitti iind aus den Uffizicn. Die bedeutendstcn italieuischen
Meistcr von Fiesole an und auch solche dcr deutschen i nd
niederländischen Malerschulen, wie Memling, Dürer, Holbein,
Rubens, van Dyck, Ruysdael, sind in vortrefflichen Werken
vertreten.

* Wiencr Klliistanktlo». Die Saison dcr Wiener Ge-
mälde-Bersteigeiungen beginnt am Samstag, den >2. d. M.
mit der von Herrn P. Kaeser veranstalteten Auktion der
auserlescnen Saninilung moderner Bilder aus dem Besitze
des Stadtbaumeisters A. I. Bosch. Außcr den österreichischen
und übrigen dcutschen Meistern sind namentlich die franzvstsche
und niederländische Schule durch vorzügliche Werke vertretcn
Wir ncnncn vou Führich: „Jakob und' Rahel" saus der
Arthaber'schen Galcrie), von Waldmüller' Der blinde
Bettler" und „Ländliches Genrebild", zwei Natiirstudieii von

» Frcmde »nd Heimat, Dknksprüche in Wort und Bild
«Ilmne Schr orter (LithograW« m,d Knrlundiuck vou Breid
m Dusseldor,), Frunkfurt ->. M. -I. D. Tmmlüuder's Nerla>i

, gcrnalt ven
endach u.
 
Annotationen