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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0043

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von A. Voit gezeichneten Entwurf für die neue protestan-
tische Kirche von Oberbanrath V oit vertreten. Wir finden
die Verbindung der einthürmigen Fayade mit der Central-
anlage etwas unklar und gestehen, daß eine künstlerisch
markirte unv behcrrschende Fayade mit einer Langkirche
einfacher und schöner sein würde; will der Künstler roma-
nisircnde Formen anwcnden, so passen diese ja dazu ganz
vortrefflich.

Florcnz, Anfang Noocmber.

b'. 6. Jn Nr. 23der Kunstchronik vor. Jahrggs. rathen
Sie den Florentiner Freunden Bastianini's, in Paris
eine Ausstellung der uoch in Florenz befindlichcn Büsten
dieses Künstlers zu veranstalten, um den Parisern ihren
Jrrthum uä oonlos zu demonstriren. Der Vorschlag ist
schwerlich ausführbar, da die Eigenthümer der betreffenden
Wcrke sich nicht dazu verstehen dürften, ihre Schätze den
Wechselfällen einer lediglich sür diesen Zweck unternom-
menen Neise Preiszugeben. Es steht aber nichts im Wege,
wenn Mahomed zum Berge kommen will, da der Berg
nicht zu ihm kommen kann. Hier an Ort und Stelle be-
darf es uicht mehr der „Im tonr äo Lubol" betiteltcn
Schrift des vr. A. Foresi, nicht niehr des am 17. Augnst
d. I. veröffentlichten Briefes des Cavaliere Bianchi, der
bezeugt, Bastianini in seinem Atelicr selbst an der frag-
lichen Büste arbeiten gesehen zu haben; ein Gang in die
Nfsizien würde ihnen vor dem Direktionszimmer denselben
Benivieni-Kopf in Terrakotta zeigen, den sie in Paris ver-
lassen, nur daß der hiesigc etwas kleiner und nicht zur
vollen BLste verarbeitet ist.*) Das Museum erwarb dicses
Werk aus Bastianini's Nachlaß; in der Werkstatt des Letz-
tereu findet man überdem noch einen Gipsabguß und eine
Anzahl anderer Skulpturen, welche über die Geschicklich-
keit des Meisters, in verschiedenen Stilweisen zu arbeiten,
keinen Zweifel lassen. Auch der Besitzer des Savonarola-
kopfes gestattet gerne eine Besichtigung, so daß an un-
widerleglichen Proben für Bastianini's Autorschaft hier
kein Mangel ist. Uebrigens ist es seit einiger Zeit in
der Seinestadt recht still geworden von Benivieni.

Jndem wir unserem Florentiner Korrespondenten hier-
mit iu der fraglichen Angelegenheit noch eiumal das Wort
geben, körmen wir demi doch nicht umhin, unseren Bedenken
gegcn die Anschauungen und Bcweikmittel, dic da oon Neuem
in's Feld geführt werden, Ausdruck zu geben. Der in deu
Ufsizien anfgestelltc Benivieni-Kops ist eine von Bastianini ge-
fertigte klcinere Wiederholung des Parisers. Was beweist das
fiir den Letzteren? Uebrigens wird der Pariser Kopf nicht
nur von den Parisern, sondern von sehr achtbaren deutschen
und italiciiischen Kunstgelehrten für ein altes Werk ge-
halten, was wir unserii Hrn. Korrcspondenten, der den Pa-
riser Kopf nicht kcnnt, zu bcrücksichtigen bittcn. Daß es in
PariS rienerdings von Benivieni „still" wird, könnte wohl
auch dcn Grund haben, daß die Sachverständigen dort an der
Echtheit der Büste nicht mehr zweifeln. A. d. R.

Obwohl schon im August d. I. die Herren Herzog von
Sartirana, Marchese Lotteringo della Stufa nnd Checcacci
aus der Kommission für die Errichtung der Domfayade zu
Florenz ausgeschieden, dagegen zu ihrem Ersatz Graf
Guglielmo von Cambray-Digny (als weltlicher Deputirter
pro tsmporo des Banes von S- Maria del Fiore), Graf
Francesco Arese und Advokat Giuseppe Moreni (als
Sekretär) eingetreten sind, verlautet über eine Entschei-
dung der Frage: ob Dreigiebel-, ob Basilikafayade, zur
Zeit noch nichts. Jch gestehe, daß, wenn ich auch einem
unserer berühmtcsten, unlängst hicr durchgereisteu Bau-
meister nicht ganz Unrecht geben kann, der über die in
dem einen wie in dem andern Stil vorliegenden Plane
das gleiche Verdammungsurtheil sprach, daß sie langweilig
seien, dennoch nnter allen Umständcn den Basilikeustil sür
den einzig möglichen halte und schon aus dem Grunde
allein das schlechteste dieser Projekte im Basilikenstil dem
besten nach dem Dreigiebelsystem vorziehe.

Am 24. Oktober ward Donatello's schöuer S- Georg
wieder iu die mit einem Baldachin bedeckte Nische an der
Südseite von Or San Michele gebracht, aus welcher er
im Jahre 1860 cntfernt wurde, um die Nische an dcr
Nordseite einzunehmen, für die Donatello, der ihn für
das Gewerk der Harnischmacher anfertigte, ihn ursprüng-
lich bestimmt hatte. Der prächtige Ritter aus Marmor
wurde uie mit Brouzefarbc bemalt, wie einige andere
Statuen in der Nähe; er ist ohne Drachen dargestellt.
Sein Vorderarm und seine linkc Hand, mit der er den
auf der Erde stehenden Schild faßt, sind gleich dem unbe-
deckteu edlen Haupte vom Wetter stark mitgenommen; der
Körper und die starke Rechte, welche gleichfalls denSchild
HLlt, haben dagegen nicht gelitten. Unter dem Baldachin,
hofst man, wird er sich besser erhalten, bis ihm scin Platz
im Mnseo Nazionale des Bargello bereitet ist. Ein solcher
ehrenvoller Rückzug wurde ihm schon 1860 von Ricasoli
bestimmt, der an seine alte Stelle eine Kopie von Sarta-
relli als Ersatzmann treten lassen wvllte. Dcr Auftrag
an den Bildhaner wurde indeß nicht schriftlich gegeben
nnd ist allem Anschein nach unerledigt geblieben. Die
Baldachinnische der Südseite sollte die jetzt im Jnnern
der ehemaligen Kirche befindliche Madouna einnehmen.
Wenn dann auch das wunderherrliche Tabernakcl aus der
Loggia entfernt und im Museum, allen zugänglich und
sichtbar, aufgestellt sein wird, wünschtman das interessante
Gebäude weltlichen Zwecken zurückzugeben.

Bei dem seiner Vollendung nahen Umbau des Saales
der Deputirten im Palazzo della Signoria sind die elf
Marmorgruppen, welche ihn zierten, entfernt nnd dem
erwähnten Museo Nazionalc im Palazzo del Podesta cin-
verleibt worden, wo man sie jetzt an den Wänden des
großen Saales, der schon einen Abguß des David enthält,
placirt. Unter ihnen zeichnet sich die nnvollendete Victoria
 
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