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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Clauß, C.: Der Verkauf der v. Quandt'schen Gemälde-Sammlung in Dresden
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0056

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Unterstützung seiner Kunst hätte leisten können. Für das
leider nicht vollendete Werk des Fürsten Lichnowsky, Denk-
male der Baukunst und Bildnerei des Mittelalters, lie-
serte er im Vereine mit Jos. Fischer eine Reihe schöner
Blätter; wir erwähnen darunter eine innere Ansicht der
St. Stefanskirche in Wien, das Grabmal des Kaisers
Friedrich III., einen Grundriß und Durchschnitt der Kanzel
in derselben Kirche, ferner Abbildungen der zwölf Apostel
nach den halberhabenen Arbeiten, die ehemals an einem
Hause nächst dem rothen Thnrme in Wien befindlich waren,
eine Ansicht von Wien nach Fischer's Gemälde in der fürstl.
Esterhazy'schen Galerie, mehrere große Ansichten euro-
päischer Hauptstädte, eine Ansicht des Campo Baccino nach
Benedixen, eine Folge von Landschaften mit dem Grab-
stichel ausgeführt, das Porträt des T. Mercadante; ferner
lieferte Hyrtl für das Werk über die k. k. Galerie in Wien
die Katakomben nach Platzer, das Jnnere eines Gefäng-
nisses nach Stecnwyk, den Hafen von Amsterdam nach
Bakhuysen, Christus vor Pilatus nach Honthorst, Ba-
glioni Malatesta nach Parmegianino, Moses nach Valen-
tini, das Jnnere der Markuskirche nach Parsatti, das
treffliche Gemälde des Angelo Bronzino, eine heil. Familie
nach Nic. Poussin im Besitze des Prof. Jos. Fischer. Anßer
vielen anderen Arbeiten finden sich noch Blätter von ihm
in Hormayr's Geschichte nnd Pezzel'S Skizzen von Wien.
Hyrtl war ein liebenswürdiger Sonderling und nicht ohne
vielseitige Bildung; ein eifriger Besucher allerKupferstich-
nnd Bücherauktionen, war er schon durch seine äußere Er-
scheinung eine auffallende originelle Persönlichkeit; seine
lange hagere Gestalt umhüllte ein alter grauer Mantel
mit knrzem Kragen, und cin meist zu kurzes Beinkleid deckte
seine Beine, darüber krönte ein wahreS Muster von einem
Cylinder sein graues Haupt; er lebte allein; vergraben
unter einem Wust von alten Theaterzetteln und Auto-
graphen ereilte ihn der Tod-

8. Louis Hugo Becker, ein reich begabter LandschaftS-
malcr, starb nach längern Leiden den 25. Dezember 1868 in
Düsseldorf. 1834 in Wesel geboren, bezog er früh die
Düsseldorfer Akademie und erregte bald durch sein Talent
allgemeine Beachtung. Tüchtige Zeichnung und feine ko-
loristische Durchführung weisen seinen Schöpfungen, deren
stimmungsvolle Wirkung hänfig durch eine passende Staf-
fage erhöht wurde, eine hervorragende Stelle unter den
Erzeuguissen der Düsseldorfer Landschaftsmalerei an.
Ebenso bemerkenswerth wie seine Oelgemälde waren die
vielen Jllustrations-Zeichnungen, die er für den Holz-.
schnitt ausführte und welche seincn Namen in den weitesten
Kreisen bckannt machten.

* Carl Müllcr, Direktor ber Albertina in Wien, starb
bortselbst am 19. November 1868, nach längeren Leiden, die
seinc kräftige Natur seit Jahrcn untergraben hatten. Miiller
war in Wien 1814 geboren, Sohn bes anS Hannover einge-
wanderten bekannten Kunsthändlers F. H. Müller und einer
Schwester des Malers und Galerie - Dircktors des Belvedere
Peter Krafft. Er stand seit 1841 in Diensten bes Herrn Erz-
herzogs Karl, dann Albrccht, deren berühmte Kunsksammlungen
in ihm einen kenntnißreichen nnd rührigen Beamten und Bor-
stand fauden. Den Besuchcrn dieser Galerie aus allcn Theilen
der Welt wird der burch sein staunenswerthcs GedäLtniß uud
sein liebenswürdiges Entgegenkommen wohlbekannte Mann ge-
wiß in dankbarer Erinncrung bleiben.

Personaliiachnchtm.

vr. Moritz Thausing, unser geschätzter Mitarbeiter,
wurde an Stelle des verstorbenen Direktors Carl Müllcr mit

der Leitung der berijhmten Sammlungen des Herrn Erzher-
zogs Albrecht in Wien, als dessen Galerie-Jnspektor und
Bibliothekar, betraut. Glücklicher Weise scheint man denn
doch immer mehr zu der richtigen Einsicht zu kommen, daß
die Berwaltung der Museen und Galerien tüchtig gebildeten
Fachmännern und nicht emeritirten Beamten oder invalid ge-
wordenen K'iinstlern zu überantworten ist.

Josef SchönLruiiiier in Wien, unsern Lesern durch seine
trefflichen Zeichnungen nach alten Meistern ebenfalls rühmlich
bekannt, wurde zum Custos der Albertina, deren Offizial
er bereits seit mehreren Jahren gewesen, ernannt.

Der Kupferstcchcr K. B. Post wurde von der Wiener
Künstlergenossenschaft zum Custos des dortigen Kllnstlerhauscs
erwählt.

Der Maler F-ranz Lenbach erhielt das spanische Ordens-
ritterkreuz Karl's III.

Lunstvereine, Zammlungen nnd Ifnsstellungen.

Dic Wiener Kunstgcnossenschaft, durch den glänzenden
Erfolg der dritten allgemeinen deutschen Kunstausstellung er-
muthigt, ladet bereits für das nächste Frühjahr zu einer in-
ternationalen Ausstellung in den Näumen des Künstlerhanses
ein. Die näheren Bestimmungeii, die für die Beschickung der
Ausstellung maßgebend sind, wird der Borstand demnächst
bekannt geben.

8 —t. Das Jahrcsgeschenk des Müiichener Kunst-
vcreins für 1868 wurde vertheilt. Es besteht in einem Stahl-
stich von A. Schultheiß nach I. Hofuer und stellt ein
Mädchen vor, das, cin Schäfchen im Arm haltend, zu einem
anderen Schaf herunterblickt, während die Heerde in der
Ferne wcidet.

8 —t. Jm Kunstverein zn München ist ein Tafelauf-
satz in Gold und Silber mit getriebenem Becher, den eine
Anzahl Verehrer dem pensionirten Generaldirektor Lachner
übergaben, ausgestellt. Entworfen ist er von H. Dyck, die
figürlichen Modelle sind von Hirt, die Ausführung hat der
Goldarbeiter F. Harrach besorgt.

8—t. Dcr iieue Katalog der Gemäldegalcrie zu
Angsburg von Prof. Marggraff (Preis 1 Guld. 48 Kr.) ist
erschienen. Derselbe weist 767 Nummern auf. Einem dringenden
Bedürfinsse ist also endlich einmal abgeholfen, und wir kvnnen
uns um so mehr über das Erscheinen freuen, als Herr Prof.
Marggraff in der Aufzählung der Bilder auch auf kunstge-
schichtliche Fragen eingegangen ist und vier Monogrammen-
Tafeln beigefngt hat, Weniger dürfte man sich mit dem
kritischen Theile befrennden. Da sehr interessante Fragen in
dem Büchlein angeregt sind, so wird es vielleicht erlaubt sein,
zu gelegener Zeit cinmai ausführlichcr darauf znrückzukommen.

Konllurrriyeil.

13. Der Ausschiis; dcs Kiiiistvcrcins fiir dic Rheinlande
und Wcstfale» ist in heftiger Weise wegen seiner Entschei-
dung bei der zweiten Konkurrcnz über die EMwnrfe zur Aus-
schmückung des Crefelder Rathhausiaales angegrifscn worden.
Jn der „Düsseldorfer Zeitung" veröffeMlichcn die dabei bethei-
ligten Künstler, Wagner und Lietzen-Mayer iu Mnnchen,
Budlitz in Berlin, Cron in Weimar und Adolf Schmitz und
M. von Beckerath in Düffeldorf einen Protest gegen die Zu-
lassung der beiden Entwürfe von Trellenkamp nnd Peter
Jansen, weil der erste derselben dem Paragraphen V des
Konkurrenzausschreibens zuwider, welcher ausdrücklich eine
Ausführung in Farben vorschreibt, uur in Bleistift gezeichnet
ist, der letzere aber, den Paragraphen I gänzlich außer Acht
lassend, auf die Geschichte Crefelds uicht die geringste Rücksicht
nimmt und trotzdem nicht nur konkurrenzfähig erklärt, sondern
sogar mit 200 Thalerifiprämiirt wurde. Jn gleicher Weise
bat cine außerordentliche Generalversammlnng des „Bereins
Düsseldorfer Künstler zu gegcnseitiger Unterstützimg nnd Hülfe",
die Rechte der VereinSmitglieder Adolf Schnntz und Moritz
von Beckerath in Schutz nchmend, den^einstimmigen Beschluß
gefaßt, in cinem zn veröffcMlichenden Schreiben au den Aus-
schuß dcs Kimstvcrcins feierliche Verwahrung einzulcgen gegen
den Beschluß des letztern, wobei man die Hoffmmg hegt, daß
dieser Schritt nicht ohne gedeihlichen Emfluß auf alle künftigcn
Konkurrenzcn bleibe. Die ganze Angelegenbeit macht in den
 
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