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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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bedeutenderen Raum in Auspruch nehmen, dürfte sich wohl
eine Trennung in zwei selbständige Bände — uamentlich bei
dem ,'chon in ber ersten Auflage so starken vierten Bande —
von selbst ergeben. — Beigeheftet ist ein Karton zum letzten
Bogen von Bd. 1 der neuen Auflage, welcher durch eine Ber-
setzung mehrerer Zeilen des Schlußkapitels entstellt war.

lk. I-, Versteigerung der Galvagni'schen Sammlnng
in Wien. Binnen wenigen Wochen steht den sich fortwährend
vergrößernden Kreisen der Knnstfreünde nnd Sammler ein
Ereigniß von nicht gewöhnlicher Bedentung bevor. Es ist
dies die Versteigerung der Bildersammlung des im vorigen
Jahre verstorbenen Herrn Peter Ritter von Galvagni, bie
im März dnrch den Künsthändler Georg Plach in den Räu-
mcn des neuen Wiener Kiinstlerhauses abgehalten werden
wird: eine Versteigerung, gegen welche das, was die Saison
den Wienern bisher an Äuktionen brachte, als leichtes Ge-
plänkel gegendennun folgenden Atillerie-Angriffauf diePassionen
derKunstliebhaber erscheint. Ritter von Gatvagni war einKunst-
frennd, dem inseinenfreien Stunden das Umgebensein von Kunst-
wcrkenBedürfniß, und dic Beschäftigung mit ihnen Erholung von
seiner vielfachen nnd angestrengten geschäftlichen Thätigkeit war.
Er war kein Sammler, der die Ambition gehabt hätre, eine
eigentliche Galerie sich zn bilden oder nach einer bestimmten
oder einseiiigen Richmng hin Vollständigkeit anznstreben; die
Bilder, die er besaß, waren Theile seine Hausraches, der
Schmnck seiner Zimmer. So trägt diese Knnstsammlung in
ihrer Gesammtheit einen, man könnte sagen, individuellen Cha-
rakter, die Neigung und Vorliebe ihres ehemaligen Besitzers
spiegelt sich in ihr in klarer Weise ab. Daß dic Auswahl
beiiiahe durchgängig die eines feinen und gelänrerien Gc-
schmackes ist, tegt ein ehrcnvollcs Zeugniß ab sür das Äunst-
verständniß des ehemaligen Besitzers. Der großen Mehrzabl
nach enthält die Sammlung Gemälde neucrer Meister; doch
ist auch das 16. und 17. Zahrhnndert mir einigen bemerkens-
werthen Werken vertreten. Aus dem demnächst erscheinenden
Kataloge, der etwa 120—130 Nummern zählen dürfte, heben
wir nächstehend Einiges heraus. Giov. Batt. Moroni: männ-
liches Portrait von ernstem bedeutendem Ausdrucke, eines der
wenigen, mit vollem Namen und Jahreszahl (1551) bezeich-
neten Bilder dieses Meistes. Sassoferrato: betende Madonna,
von seltener Kraft des KoloriiS bei schönster Durchfiihrung.
A. Varatore: Danae mit dem goldenen Regen. Paolo Vero-
nese: Portrait, schön und von guter Erhaltung. Domenichino:
mythologische Scene. Orazio Farinati: Meressante Allegorie
auf die Stadt Verona; von Gnardi einige besonders schöne
Venezianer Ansichten, u. s. w. Von den Bilderu der altdeut-
schen und niederländischen Schule erwähnen wir: Bartholo-
mäus Zeitblom: ein Heiliger. Ein tüchtiges, dem Holbein
zugeschriebenes Portrait. Terburg: Tricktrackspieler, sehr fein.
Weenix: Stillleben, von höchster Durchsührung. Assetyn:
Landschaft. Ferner Werke von Ph. von Champaigne, Dieinch,
Liotard u. A. — Daß unler den Modernen die Wiener Schule,
namentlich in ihren Spitzen, gut vertrelen ist, versteht sich von
selbst. Wir begegncn z. B. zwei vortrcfflichm Arbeiten von
Ganermann; von Waldmüller nennen wir ganz bcfondcrs
den „Weihnachtsabend in eincr Bauernstube", ein Bild, das
dnrch scine Klarheit, Kraft und Energie des Vortrages an die
Meistcrleistungen eines TenicrS erinnert. Für den früh ver-
storbenen hochbegablcn Raffalt hatte Galvagni eine besondere
Vorliebe; wir begegnen in der Sammlung einer ziemlichen
Zahl seiner Bilder; ferner Petlenkofen, Amerling, Remi van
Haanen, Siraßgeschwandtner -c. Reich und gut gewählt sind
die Wcrke der deutschen, französischen und belgischcn Malerei
der Gegenwart; wir finden zahlrciche Namcn besten Klanges,
wie Achenbach, Becker, Braekcleer, Verboeckhoven, van Schcn-
del Schelfhout, Bossuet, de Notre, Verschuur, Troyon, Lcn-
fant de Metz, de Dreux, Caron, Diaz, nnd endlich, als
die Perle des Ganzen, „Egmont's Vorbereitung zum Tode"
von Lonis Gallait. Zu hoffen wäre nur, daß das Beste der
Sammlung Wien erhalten bleiben und mcht m die Fremde,
über dcn Rhein oder Kanal wandern möge!

R. Wciqel's nächste Kunstauktion, welche am 25. d. Mts
afindet, bringt die hinterlassenen Sammlungen des bekannten
nstkenncrs Jr A. Börner in Nürnberg (Doubletten), W.
rchcnccker in München nnd Hochheim in ^eipzig zur Ber-
gerung. Die Blätter der Börner'schen Sammlung zeichnen
durch vorzügliche Erhaltung und unbejchmttenen Papier-

rand ans. Der Katalog umfaßt 3000 Nummern, von dcnen
gegen 300 auf Handzeichnungen kommen.

Von den Ludy'schen Radirnugen nach den drei Kompo-
A. ^vsenthal, welche das Ammemnärchen vom
Klapperstorch illustriren, hat der Verleger (Kuntzmaim u. Co
m Berlm) eine neue billigere Ausgabe veranstaltet worauf
wir unter Hinweis auf die nähere Besprechung dcr nnqemein
zart ausgeführten Blätter in Nr. 20 des II. Jahrqanqs
d. Bl. aufmerksam machen.

Vermischtr Lmistiiachrichtcil.

* Dic Wicner Künstlcrgenossenschaft hat in dcr An-
gelegenheit des Baues der kaiserlichen Museen auch neuer-
dmgs wieder eine Resolution an das k. k. Ministerium des
^nnern gerichtet. Fand sie es auch nicht mehr für nöthig, wie
der Architekten- und Jngenieur-Verein, dem Ministerium den
Kunstler zu bezeichnen, den man in ganz Wien — und in
sämmtlichen kompetentcn Kreisen Deutschlands — für die ge-
eignete Kraft zur Bewältigung einer fo hohen und ernsten
Aufgabe hält, so geht doch aus dem nahezu einstimmig ge-
faßtcn Votum klar genug hervor, daß man die bisberige
bureaukratische Wcisc, wie man in dieser Sache verfahrcn, in
Künstlerkreisen entschieden für verwerflich und gefahrbringend
erachtet. Die Künstler betonen mit vollem Rechr, daß die Er-
bauung eines so großartigen monumemalen Werkes dcm frei
schaffenden künstlerischen Genius überlassen werden nnd der-
selbe vor der Fessel beengender und nicht reiflich genug über-
legter Programme u. dgl. bewahrt bleiben müsse. Nach diesen
ektatanten Aeußerungen der gesammten Kunstwelt Wiens, gegen
dic sich auch nicht eme einzige nenncnswerthe Stimme öfsent-
lich erhoben hat, wird man sich an entscheidender Stelle wohl
schwerlich dazu entschließen lönnen, den verhängnißvollen Spruch
der Jury einfach gut zu heißcn, sondern hoffentlich noch ein-
mal an eine kompetente Jnstanz — und zwar eine inter-
nationale — appelliren.

L. LI. Der Uliilmii dcs alten (Schinkel'schen) Mu-
senms in Bcrlin ist am 17. December v. I. auch im Ab-
geordnetenhause bei der Vorberathung des Erats zur Sprache
gekommen, leider zu einer Zeit, wo die anderwärts beleuchte-
len vier Gutachten kaum erschiencn und noch keiner Lffemlichen
Besprechung unterzogen waren. — Es handelte sich um die
Bewilligung der diitlen Ratc von 20,000 Thalern znr Er-
neucrung des Mauerputzes und des Daches des ältercn Mu-
scums. Der Abgeordnere v. Hcnnig fragte, ob mit Be-
willigung dieser Position nichl bereils der Entscheidung über
den projeklirten Umbau im Jnnern des Musenms zur Her-
stellung von Oberlicht vorgegriffen werde. Gegen eine solche
Dtaßregel hälten sich sehr gewichtige Srimmen erboben, und
es sei bereils im vorigen Jahre darauf hingewiescn worden,
daß das Haus die erforderlichen Mittel nur nach Einholung
eingehender sachverständiger Gutachten bewilligen werde. —
Der Abgeordnete Duncker wllnschle gleichfalls zu crfahren,
welchem der drei vorliegenden Gutachten über den Umbau des
Museums, die von der bernfenen Specialkommission und dem
Professor Magnus, der Akademie der Künste und der technischen
Baudcputaüon des Handelsministeriums herrühren, das Kulms-
ministerium zu folgen gedenke. — Der Äültusminister er-
klärte darauf, daß das Gulachten der gemischten Komission,
zu der anch Künstler gehörten, an den beiden höchsten Stellcn
für Fragen der öffentlichen Architektur, dem Senat der Aka-
demie und der Ablheilung für das Bauwesen im Handels-
ministerium, geprüft sei; in der Hauptsache (I) stimnuen die
Entscheidungen überein, sofern sie sämmtlich mehr oder weni-
ger Oberlicht empfehlen. (Das ist eben nicht die Hauplsache,
sofern darin sogar Waagen und die sonst nicht auf semer Seite
Stehenden übereinstimmen, wenigstcns, wenn es stch nur um
den Nordsaal und die nach dcn Höfen gelegenen Säle han-
delt: die Hanptsache ist, ob Beibehalmng ber Lisherigcn Raum-
theilung oder nicht, ob Kompaitimenle mit Oberlicht oder
Sälc). Oberlicht kvune ohnc Nisiko und finanzielle Opfer, —
denn die Erneuerung des Zinkdaches und die Herstellung des
Glasdaches kostcn ungefähr vasselbe, — anch ohne irreparablcn
Schaden für das Gcbäude nnd seine Kunstschätze bei der be-
vorstehenden Reparatur versuchsweise (in welchem Sinne? in
welcher Ausdehnung?) für cinzelne Säle zur Anwendung
kommen, so zwar, daß die Fensterverklcidung, die kein Auge
stören würde (das bcstrcitet die Baudeputation mit dcn besten
 
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