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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Das photographisch-mechanische Druckverfahren von Joseph Albert (Albertotypie)
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Nr. 12.

IV. Iahrgang.

Ärrträge

sind an vr. C.V.Lühow
(Wien, Theresianumg.
25)od.andieVerlagsh.
(Leipsig, Königsstr. 3)
zu richten.

2. Äpril.

Inseratr

n 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1869.

Beiblatt zur Zeitschrist sür vildende Kunst.

Verlsg von L. A. Leemsiin in Teipztg.

Am I. und g. Freitage jedcs Monats erscheint eine Nnmmer von in der Regel einem QuartLogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten dieSBlatt xrntl». Apart bezogen kostet dasselbeldzThlr.ganzjäbrlich. Alle Buch- undKunsthandlungen wie allePostämternehmenBestellungen an.

Änhalt: DaS photographisch-mechanische Druckverfahren von Joseph
Albert. (Albertothpie-1 — Der Umbau des Schinkel'schen Musenms
in Berlin, (Schluß.) — Korrespondenz (Neuyork und Boston. Forts.)
— Kunstliteratur und Kunsthandel. — Konkurrenz. -- Personal-
nachricht. — Kunstvereine, Sammlnngen und Ausstellnngcn. — Ver-
mischte Knnstnachrichten. — Zeitschriften. — Eingesandt. — Znserate.

Das photographisch-mechanische Druckverfahren
von Ioseph Älbert.
(Albertotypic.)

— it. Seitdem die Photographie auf Papier die Höhe
der technischen Vollendung und den gewaltigen Umfang
im Kunstverkehr erreicht hat, dessen sie sich seit etwa 15
Jahren erfreut, konnte man voraussehen, daß der Er-
findungsgeist nicht eher zur Nuhe kommen würde, ehe auf
diesem Gebiete dieVervielfältigung auf chemischem
Wegedurch ein mechanisches Druckverfahren ersetzt
worden sein würde, um dadurch den beiden großen Uebel-
ständenderkostspieligen Herstellung unddermangel-
haften Haltbarkeit zu entgehen, unter welchen die
photographische Produktion trotz ihres eminenten Auf-
schwungs und aller Verbesserungen noch immer zu leiden
hatte.

Au Versuchen hat es in der That nicht gefehlt. Seit
den ältesten photographisch geätzten Kupferplatten von
Niepce de St. Victor (noch aus den 40er Jahreu her-
rührend, wenu wir nicht irren) ist ein Verfahren dem
andern gefolgt, und keines hat die gehofste praktische Gel-
tung gewonnen. Die letzte Pariser Ausstellung bot ge-
nugsame Proben der beiden bisher mit einigem Erfolg
versuchten Systeme: der Heliographie, oder des Abdrucks
von vertieft geätzten Kupferplatten, und der Photolitho-
graphie, namentlich des Systems Poitevin. Bei fast allen
diesen Erzeugnissen war entweder die Wiedergabe auf
Strich-Zeichnungen beschränkt, oder die Druckplatten für
weiche Töne waren so schwicrig herzustellen und gaben so
wenig Abdrücke, daß sie sich zur praktischen Verwendung
nicht eigneten. Thatsächlich waren alle die verschiedenen

Verfahren schon seit mehreren Jahren bekaunt und keines
konnte sich rühmen, aus dem Stadium des Experiments
herausgckommen zu sein.

Von der größten Tragweite aber erscheint die Erfin-
dnng eines mechanischen Druckverfahrens, deren Proben
uns vorliegen und deren Geheimniß das Eigenthnm des
Hrn. Joseph Albert, Hofphotographen in München, ist.
Auch hierbei wird die praktische Verwerthbarkeit davon ab-
hängen, ob wirklich die Herstellung der Druckplatten so
leicht, die Dauer derselben so gesichert und namentlich,
der in erster Linie wichtigen Kosten wegen, das Abdrucks-
verfahren so einfach ist, wie dieß der Erfinder versichert.
Jst dieß aber, woran kein Grund zu zweifeln, der Fall, so
mußmittelstdieser Erfindung die gesammte bisherige
chemische Vervielfältigung der Photographie
verdrängtwerde n, denn die Qualität dieser mechanischen
Abdrücke ist den Originalen so vollständig entsprechend,
daß alle Vorzüge des Drucks vor der chemischen Verviel-
fältigung (Billigkeit, Haltbarkeit, Unabhängigkeit vom
Licht) ohne jeden Verlust an Deutlichkeit, Weichheit und
Tonstärke der chemischen Photographieu zur Geltung
kommen.

Davon, daß wirkliche, mit Druckfarbe auf gewöhn-
lichem Papier hergestellte Abdrücke vorliegen, überzeugt
die absolute Nebereiustiinmung der verschiedenen Exem-
plare und die Untersuchung der Farbe, welche sich in
Terpentinöl, nicht in Wasser oder Weingeist, auflöst.
Die Beschassenheit der Druckplatteu aber muß eine von
allen bisherigen Verfahren der verviefältigenden Kunst,
namentlich allen photographischen Druckversuchen ver-
schiedene sein, da das Charakteristische der Albert'schen
Drucke in einer absoluten Gleichheit und Weichheit der
Abtönung, ganz wie bei chemischen Photographien, ohne
jede Spur eines Korus beruht. Und zwar, was über-
haupt noch keinem photographischen Druckverfahren nur
 
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