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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0128

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die ohnedieß arg gelichteten Neihen der reproducirenden
Kunst; und insbesondere besitzt Jtalien, daß auch Cala-
matta erst mit völlig ermüdeten Augen wiedersehen sollte,
bisher keine jüngere Kraft, die vor diese Bresche treten
konnte.

* ? » Tobias Grießer, ein Landschafter aus der Wiener
Schule des Bormärz, an den sich seinerzeit manche schöne
Hoffuung knüpfte, starb zu Jnnsbruck am 26. Februar. Er wurde
durch die Heirath mit einer Witwe behäbiger lsonnenwirth.
Auch Lithograph war er; der Stein nach dem berühmten
Landsturm von I. Koch im Musemn zu Jnnsbruck ist von ihm.

pcrsoiial-ttachricht.

Professor E. Bnrsian wurde als Nachfolger Göttling's
an die Univcrsität Jena berufen, um dort zugleich mit dem
Lehrstuhl der klassischen Philologie anch die Direktion des ar-
chäologischen Museums zu übernehmen. Jm Herbst siedelt er
von Zürich in den neuen Wirkungskreis über.

Kmcklitrratur nnd Knnsthandel.

I!. v. Zur Bangeschichte von St. Peter in Rom.

P. v. Geymüller, ein junger deuscher Architekt, der ge-
genwärtig in Paris lebt, hat unter den zum Theil ungeord-
neteu 8000 Blättern architektonischer Handzeichnuugen der
Uffizien zn Florenz nicht nur den bisjetzt nur unvollkommen,
ans Medaillen, bekannten Originalplan Bramante's zum
St. Peter in Rom, sondern auch noch 52 andere, bisher
nicht beachtete Pläne anderer Meister zu demselben Bau
aufgefunden, welche neues Licht über die Baugeschichte dieser
größten und mächtigsten aller Renaissance - Kirchen ver-
breiten. Geymüller hat diese Zeichnungen vorläufig in
einer kleinen Schrift: „Notizen über die Entwürfe zu
St. Peter in Rom" (Karlsruhe 1868) beschrieben, hat die-
selbeu aber auch photographiren lassen und gedenkt binnen
Kurzem ein größeres Werk über Bramante's Entwurs zum
St. Peter herauszugeben, welches genau darlegen wird, in wie
weit derselbe bei der Bau-Ausführung festgehalten worden
ist, und welche Aendernngen die späteren Architekten damit
vorgenommen haben.

Die Knnstkammer S. K. H. des Fürsten Karl Anton von
Hohcnzollern-Sigmaringen, vonJ.H. v. Hefuer-Alteneck
herausgegeben, ist (bei Bruckmann in München) bis zur sieben-
ten Lieferung erschienen. Das neueste Heft dieses für die Klein-
kunst des deutschen Mittelalters nnd der Renaissance überaus
wichtigen. mit erfreulichem Luxus ausgestatteten Werke bringt auf
Blatt 37 — 42 folgende Gegenstände: eiuen reichverzierten Hen-
kelkrug vom Anfang des 17. Jahrh., ein Reliquiarium in Form
eines Kopfes aus Äüpfer getrieben, ciselirt und vergoldet, vom
Anfang des 1l. Jahrh., einen aus einem Hirschgeweih ge-
schnittenen Dambrettstein von großer Sellenheit, aus derselben
Zeit, zwei in Buchsholz geschnitzte Medaillons von stark erha-
bener Arbeit, aus der ersten Hälste des 16. Jahrh. und wahr-
schcinlich von der Hand des Bildschnitzers Friedrich Hagenauer;
einen prachtvollen Dcgen, mit Gold und Silber eingelegt aus
dem Anfang des 17. Jahrh.; cinen Reliquienbehälter aus der
zweiten Hälfte des 12. Jahrh. mit in Kupfer gravirtem reichen
Bildwerk auf verschiedeufarbig emailirtem Grnnde, dessen De-
tails auf zwei Blättern wiedcrgegeben sind.

* Fr. Lenormant publicirte im letzten (26) Bande von
C. Daly's „Ilevue Zensrals äs I'urollilectuie", S. 7 ff. die
Ergebnisse der Ausgrabungen und Studien auf dem Boden
des alten Eleusis, welche sein verstorbener Vater 1859 be-
gvnnen und cr selbst im Jahre 1860 fortgesetzt hatte. Der
ausführlichen Arbeit sind vier Tafeln mit einem Gesammtplan
und verschiedenen Detailaufnahmen beigegeben. Wir glauben
die Architekten und Kunstfrennde Deutschland's auf diese neueste
Bearbeitung der bis jetzt immer noch sehr unvollstündig be-

kannt gewordenen merkwürdigen Ruinenstätte hinweisen zu
sollen.

Rud. Weigel's Kniistauktion vom 3. Mai bringt ver-
schiedene Sammlungen von Knpferstichen, Radirungen, Aqua-
rellen und Handzeichnungen zum Berkaufe, unter denen die
des Herrn F. W. Schieck in Berlin den Hauptstock bildet.
Der Katalog umfaßt 1687 Nummern, von denen 433 auf
Handzeichnungen und Aquarelle fallen.

Lunstvcreine, Lammlungen und Äusstellungen.

Der Barmer Knnstverein eröffnete am Ostersonntage
seine alljährliche vierwöchentliche Gemälde-Ausstellung. Die
Kollektion der vorgeführten Kunstwerke ist ungewöhnlich viel-
seitig und schön und zählt bereits über 300 Nummern.
Wahrscheinlich als Folge ziemlich namhafter Ankäufe auf den
vorjährigen Ausstellungen des Vereins, begegnet inan dies-
mal einer Menge ausgewählter Werke aus allen Gebieten der
Malerei und klangvollen Namen fast aller deutscher Kunst-
schulen. Die Theilnahme des Publitüms ist groß und der
Besuch sehr lebhaft. Durch die wirksamen Bemühungen des
Bereinsvorstandes und die in jedem Jahre wiederkehrenden
Kunstausstellungen, ist das Jnteresse für das Schöne, und
der Wunsch nach eigenem Besitz gediegener Künstwerke unter
unserer intelligenten uud wohlhabenden Einwohneyschaft ganz
ungemein geweckt, gekräftigt und erweitert worden. Auch in
der eben eröfsneten Saison dokumentirt sich dieser wieder in
schlagender Weise, indem an den beiden ersten Tagen der
Ausstellung nicht weniger als 24 Gemälde im Werthe von
ca. 5560 Thalern (durchschnittlich 230 Thaler p. Bild) durch
Private ausgewählt nnd angekauft wurden. Andere Ankäufe
sind noch im Werke, und so wird denn ohne Zweifel der
Hauptzweck des Bereins: die Förderung der ausühenden
Künst, sowie die Belebung und Berbreitung des Kunstsinns,
auch in diesem Jahre seiner Erstillung näher gebracht werden.

Die Jahresausstellung der Wiener Künstlergcnoffen-
schaft wurde am 15. d. M. durch den Protektor des Künstler-
hauses Erzherzog Karl Ludwig feierlich eröffnet. Näheres
folgt im Ansstellungsbcricht.

Die Genclli-Ansstelliiug des Ocstcrreichischen Kunst-
vereins ist eine der interessantesten derartigen Ausstcllungen,
welche Wien bisher gesehen. Sie umfaßt nicht weniger als
64 Aquarelle, Zeichnungen und Stiche nach Werken deS ver-
ewigten Meisters. Der Verein hat dadurch den zahlreichen
Berehrern Genelli's ein wahres Fest bereitet.

Die Ausstcllirng des Kunstvereins zu Neapel, welche
jüngst vom Prinzen Humbert eröffnet wurde, zählt 130
Nummern der Malerei und Skulptur. Für die Summe von
10,000 Lire wurden 2g Werke zur Verloosung angekauft. Auch
Prinz Humbert hat Ankäufe in Aussicht gestellt. Der Verein
nahm in den sechs Jahren seines Bestehens einen erfreulichen
Aufschwung.

Lcrmischte Lunstnachrichtrn.

* ? * Ein knnstreich geschmücktes Privathaus in
Jnnsbruck wird das des Herrn v. Ottenthal werden. Es soll
die Bildnisse berühmter Männcr aus der Tiroler Geschichte
als Fresco-Zicr bekommen. Auserkoren wurden dazu der
Baumeister Wilhelm von Jnnsbruck, derMathematiker Peter
Aanich, derMinnesängerOswaltvonWolkenstein, Fried-
rich mit der leerenTasche und Andreas Hofer. Darüber die
Mutter Gottes. Den Auftrag, die Fresken auszuführen, hat
A. Plattner erhalten. Jm Herbst soll Alles fertig sein.

Neue Fornr sür protestantische Kirchen. Aus Bremen

schreibt mau der Augsb. Allg. Ztg.: „Die hiestge evange-
lische Remberti-Gemeinde wird einen Kirchenbau unter cigen-
thümlichen Umständcn vornehmen. Auf Betricb ihrer Prediger
nämlich, namentlich des vr. Manchot (eines geborenen Offen-
bachers), har sie sich entschloffen, den Chor als unprotestantisch
 
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