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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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132

Habenschaden von München zu danken. Besonderen
Dank drückt der genannte Verein im erwähnten Rechen-
schaftsberichte dem HerrnBaron von Schack aus, der im
Oktober vorigen Jahres den Eintritt in seine berühmte
Sammlung von Gemälden neuerer Meister dem Publikum
gegen eine Gebühr zum Besten des Vereins gestattet.
Die betressende Stelle des Berichtes lautet: „Wir glauben
berechtigt zu sein und hossen im Sinne und aus den Her-
zen der Münchener Künstlerschaft zu sprechen, wenn wir
dem edlen Freiherrn nicht nur den herzlichen Dank des
Vereins sür diese freundliche Ueberlafsung und die hiedurch
erzielte namhafte Einnahme darbringen, sondern wenn
wir uns auch in diesem Falle als das Organ der Künstler-
welt betrachten und die sich bietende Gelegenheit freudig
ergreifen, dem geistvollen Kunstmäcene die wärmste An-
erkennung nicht nur der Münchener Künstlerschaft, son-
dern aller Kunstgenossen für sein hochherziges und er-
fprießliches Fördern unserer hehren Kunst an dieser Stelle
auszusprechen!" Schließlich gedenkt der Verein, welcher
im Jahre 1844 gegründet ward und somit heuer das
25.Jahr seines Bestehens vollendet, während er 373Mit-
glieder zählt, mit dankenden Worten seines Gründers, des
im vorigen Jahre verstorbenen Malers Friedrich Schön.

Kunstliteratur und Lunstliandet.

Glückliches Wien. Die Stadt und ihre Kunst-
schätze. Von Karl Grün. Wien, Friedrich Beck's
Verlagshandlung. 1869. — 195 S.

Didse kleine Schrift enthält außer einer Schilderung
der Eindrücke, welche durch die Stadt und ihr Leben her-
vorgernfen wurden, und einer kurzen Episode über das
musikalische Wien eine Reihe von feuilletonartigen Ar-
tikeln über die Gemäldesammlung im Belvedere, die
Galerien der Akademie der bildenden Künste, des Fürsten
Liechtenstein, der Grafen Czernin, Schönborn, Harach,
Lanckoronski; über einige Kunstobjekte im Museum für
Kunst und Jndustrie, die Sammlungen der Albertina,
woran sich eine Besprechung der fürstl. Esterhazy'schen
Gemäldesammlung in Pest und ein besonderes Kapitel
anreiht, welches Karl Rahl und dessen hohe Bedeutung
als Historienmaler und Kolorist der Neuzeit zum Gegen-
stande hat. Jn einem Anhange hören wir eine ziemlich
räthselhafte Geschichte von einem geheimnißvollen Bilde
in einer österreichischen Provinzialstadt und ein interessan-
tes Urtheil über das Lutherdenkmal in Worms.

Es muß anerkannt werden, daß es dem Verfasser,
welcher durch seine in zwei aufeinander folgenden Wintern
in Wien abgehaltenen Vorträge über Literaturgeschichte
das beste Andenken daselbst zurückgelassen hat, gelungen
ist, über eine große Anzahl von Kunstoenkmälern in einem
knappen Umfange gefällig und geistreich zu sprechen; bei
der entschiedenen Vorliebe, wclche er für die Kaiserstadt
gewonnen hat, versteht er es tresflich, der deutschen Be-
völkerung außer Oesterreich recht klar zu machen, welch
großer Reichthum an Knnstschätzen in Wien vorhanden
und wie wenig dies bis jetzt verhältnißmäßig gewürdigt
worden ist. Es dürfte daher wol Niemand, der sich über

den Umfang und die Bedeutung von Wien's Kunstsamm-
lungen im Allgemeinen ein Urtheil bilden will, diese unter-
haltende und anregende Schrift ohne Befriedigung aus
der Hand legen, wenn man sich auch mit des Verfassers
Kunstanschauung nicht immer eiuverstanden erklären kann.
Um in dieser Beziehung nur Einiges anzuführen, so ist die
Verhimmelung derMadonna im Grünen mit desVerfassers
Geständniß, daß ihn Moretto's herrliche Justina kalt ge-
lassen habe, nicht wol zu vereinen, und schwer zu be-
greifen, daß ihm das im Belvedere dem Giorgione zuge-
schriebene Bild „Magdalena willJesum die Füße waschen",
ein Werk von derber Auffassung, wahrscheinlich einer
späteren Zeit angehörig, einen so bedeutenden Eindruck
macht, während er dessen unzweifelhaft echtes Bild: „die
drei Feldmesser," das die Vorzüge dieses Malers in glän-
zender Weise zur Anschauung bringt, zu erwähnen ver-
gißt. 8. 8.

Die Kupferstecherkimst in Jtalien. Unter dieser Ueber-
schrift bespricht ein Mitarbeiter der Augsb. Allg. Zeitg. (Bei-
lage Nr. 113 d. I.) das jüngst erschienene Schriftchen des
Professors Perfetti, Lehrers der Kupserstecherkunst an der
Florentiner Akademie der schönen Künste: „Uoode pnrolo äi
rin ineisors !n rome sn In proprin orte", welches den Zweck
hat, gedachte Kunst gegen ihre Berkleinerer in Schutz zu
nehmcn. Broschnre und Besprechung stimmen mit den in
dieser Zeitschrift wiederholt verfochtenen Ueberzeugungen so
sehr überein, dasz wir uns nicht enthalten köunen, sie hier
auszugsweise mitzutheilen. Nur darin sind wir nicht des Re-
ferentcn — vielleicht nicht ohne Jronie vorgebrachter — opti-
mistischer Ansicht, daß er die Zustände des deutschen Kupfer-
stichs für erträglicher erklart als die des italienischen. Anch
die Begriffe über die Stellung des Kupferstichs als Kunst zu
den übrigen reproducirenden und mechanischen Fertigkeiten
halten wir in unserm Publikum trotz aller Anstrengnngen
immer noch nicht sür so vollkommen aufgeklärt, daß man
nicht auch bei uns „auf die fundamentale Berschiedcnheit zwi-
schen der Wiedergabe eines Gemäldes dnrch den Kupferstich
und jener dnrch die Photographie" bisweilen von Neuem hin-
denten müßte. Doch nun zur Betrachtung der Lage des ita-
lienischen Kupferstichs! „Blicket auf die italienischen Kupfer-
stecherschulen," sagt Professor Perfetti, „sie sind so zu sagcn
brachliegende Felder geworden. Was sind heute die einst so
besuchten Schulen in Mailand und Florenz, von denen eine
ganze Schaar von Meistern ausging? Parma brachte unter
dem unermüdlichen Toschi manchen tüchtigen Künstler hervor.
Seiner trefflichen Anleitung war dies größtentheils zu danken,
in nichl geringem Maaß aber auch der glänzend großmüthigen
Unterstntzung der Herzogin Marie Luise, dic mittelst der großcn
Publikation von Correggio's Werken diese Schule lebendig er-
hielt, wovon heute noch die Nachwirkung zu spüren ist. Nur
Rom ist neben Parma zu nennen, wo der Staat durch das
Jnstitut der Calcografia camerale größcre Unteruehmungen
ermöglicht. Sonst geht in ganz Jtalicn die Kupferstecberlnnst
bei Regierung und Privatgesellschaften leer aus." Der Ne-
ferent fügt hinzu: „Wenn der kllrzlich verstorbene Calamatta
auf seiner letzten Reise nach Rom äußerte: er habe in Mai-
land einen Schüler, so dient dies zur Jllustration der vor-
stehenden Klagen des Florentiner Professors. Ob jedoch der
Mangel an Äufmunterung von Seiten des Staats dabei in
dem Maaß in Betracht kommt, wie er zu glanben scheint,
mag dabingestellt bleiben. Die römische Chalkographie hat
keinen Künstler ersten Ranges aufzuweisen, ebensowenig wie
die Parma'sche Schule. Es ist die Gleichgültigkeit des Publi-
kums im Großen gegen die ernsteren und größeren Werke des
Grabstichels, was auf die Kunst lähmend wirkt. Der Absatz
solcher Werke ist nach dem Ausland hin weit beträchtlicher als
im Jnland. Sammler sind immer seltener geworden, die
Aufträge von Kunstvereinen sind unbedeutend. Große Kunst-
handlungen nnt eigcnem Berlag giebt es nicht mehr, die Tech-
nik des Küpferdrucks ist gesunken. Es würde Keinem niehr
einfallen, Platten zum Druck nach Jtalien zu senden, wie einst
die Artaria bei Lnigi Bardi in Florenz thaten. Ursachen und
Wirkungen reichen einander überall die Hand. Jch eriunere
 
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