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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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räth, ungemem sicher mit bläulicher Tinte gezeichnet, auf-
weist. Das geschriebene Titelblatt besagt, daß Ottavio
Strada diese Zeichnungen für einen großen Fürsten
machte: ^Oidro äs OisssAni psr knr VassIlL äHrKkiito
et Orv xer stzrvitio äslln ereäenL-r e tnnolL xsr nn ^rnn
krlneixs tÄtte tutts n1 woäo antieo et vows nnolie
boAgi si usnno in Rowu, OisseAnuti äi wu xroxriu, äi
Ottsuio Ktruäs, Oittuäino kowLno, et Osntilliuowo äslln
Ouss, äi Roäulplio II. Iwp." Daß der große Fürst und
der Kniser, an dessen Hofe Strada lebte, dieselbe Person
war, kann um so weniger bezweifelt werden, als der
reich vergoldete Ledereinband des Heftes den Doppeladler
und die Jahreszahl 1597 zeigt. Um diese Zeit war Ott.
Strada 47 Jahre alt. Die Zeichnungen, 82 an der
Zahl, sind von K. Hrachowina mit vollendeter Treue auf
Steinübertragen und in dem Ton des Originals gedruckt.
Sie stellen Schalen von allen Arten und Größen, Frucht-
körbe, Krüge und Kannen, Oellampen antiker Form,
Leuchter,Vasenrc.dar. Der„woäo untivo"zeigtsichaller-
dings schon auf dem Wege zum Barokstil, aber die große
Mehrzahl der Gefäße ist eben so schön erfunden wie aus-
geführt und wohl geeignet, uoch heutigen Tages als Vor-
bild zu dienen. Eine eigene Vorliebe verräth der Zeichner
für Motive aus dem Wasser: Muscheln, Wasserpflanzen,
Delphine und Schlangen, Tritone und Nereiden. Das
Vorwort zu dieser Publikation des Oesterr. Museums be-
merkt, es sei unbekannt, ob diese Entwürfe jemals ausge-
führt wvrden seien. Gewiß wäre es aber doch der Mühe
werth nachzuforschen, ob uicht irgendwo nvch etwas von
den Prunkgefäßen vorhanden ist. Daß Kaiser Rudolf die
Zcichnungen ohne bestimmten Zweck habe entwerfen lassen,
ist wenig glaubwürdig, und diese würden doch noch wesent-
lich an Werth gewinnen, wenn auch nur einige ausgeführte
Stücke zeigteu, wie der Künstler sich die Dinge in Wirk-
lichkeit gedacht hat.

Pcrsonainachricht.

Profeffor Rhusopulos in Athen, welche nach Abgang
des Prof. Rhangabe, dcs nunmehrigen griechischen Gesandten
in Konstantinopel, die Vorlesungen über antike Kunstgeschichte
übertragen wurden, reist gegenwärtig ans Kosten der Univer-
sität Athen in Jtalien, um die bortigen Museen zu studiren.

Kunstvrreine, Sammiungen nnd Ausstellungen.

Der „Photographische Verein ru Berlin," welcher be-
reits im Jahrc 1865 eine internationale photographische Änsstel-
lung in der Tonhalle veranstaltete, (nicht zu verwechseln mitdem
jüngst konstituirten „Vereine zur Förderung der Photogra-
phie,") hat in seiner letzten General-Versarnmlung das vom
Vorstande vorgelegte provisorische Statut einer permanen-
ten photographischen Ausstellung genehmigt und sind
bereits Lokalitäten für dicselbe gemiethet. Die nölhigen Kapi-
tal-Anlagen sind vollständig durch Zeichnungen unter den
Mitgliedern gedeckt, und die Zusage der Betheiligung von
Seiten der bedeuteudstcn Verlags-Znstitute und Atcliers sichern
dem gewiß zcitgemäßen Unternehmen günstigen Fortgang.

L. Kaffcler Kunstvcrcin. Mit dem nenen Vorstande scheint
in unscrn Kunstverein ein entschieden besserer Geist gekommen
zu sein, wenigstens läßt seine rege Thätigkeit und die Lebens-
zeichen, welche er giebt, darauf schließen. Jm Laufe des letzten
halben Jahres veranstaltete derselbe zwei interessante Ausstel-
lungen, von denen die erstere die hier im Besitze der Kay'schen
Kunsthandlung befindlichen prachtvollen Handzeichnungen nach
Gemälden aus der hiesigen Galerie und nach Raffael'schen

Bilbern, und die Gipsabgüsse nach dem Hildesheimer Silber-
fund brachte, während die letzte eine höchst interessante Zn-
sammenstellung der hier im Privatbesitze befindlichen Gemülde
älterer und neuerer Meister bot. Ueberraschend war unter
diesen eine wohlerhaltene und höchst werthvolle Sammlung alter
Bilder, dem Herrn von Meyer gehörig, worunter namentlich
zwei Ruysdaels von höchstem Kunstwerth. Diese Kunbgebungrn
konnten denn auch nicht verfehlen, dem etwas an Altersschwäche
leidenden Kunstverein zahlreiche neue Freunde zuzusühren, nnd
neuerdings hat S. königl. Hoheit der Kronprinz das Protek-
torat deffelben übernommen. Das Bemerkenswertheste, was
unsere lokale Kunstthätigkeit seit langer Zeit hervorgebracht,
sind die schon oben erwähnten Zeichnungen nach den bedeu-
tendsten Werken unserer Bildergalerie, welche in gelungenster
Weise photographirt, so eben in zwei Sammlungeu, (Rem-
brandt- Album und Album der Kaffeler Bildergalerie) im
Verlage von Th. Kay erschienen sind. Wenn man seit Jahren
mit diesen Schätzen aufs genaueste bekannt gewesen, so ist man
im hohen Grade überrascht über die außerordentliche Trene,
mit der sie reproducirt sind; nicht nur ist die Zeichnung durch-
weg korrekt, sondern, was dabei am schwierigsten ist und nur
dem feinsten malerischen Gefühl möglich, das Uebersetzen der
Farbe in den Kreideton muß selbst den anspruchvollsten Kri-
tiker befriedigen.

Albrecht - Dürer - Verein. Die am 14. Juni berufene
Generalversammlung genehmigte den Beschluß des Ausschusses,
daß als künftiges Ausstellungslokal der II. Stock des neu-
zuerbauenden Telegraphengebäudes (an der Stelle des bis-
herigen Tuchhauses) und zwar wenn möglich auf einen län-
geren Zeitraum, nicht unter 10 Jahren, gemiethet werde. —
Die nach Ablauf der statutengemäßen Wahlzeit von 3 Jahren
vorgenommene Wahl des Direktoriums und 'Ausschusses hatte
das Ergebniß, daß an Stelle des verstorbenen II. Direktors,
Malers Maar, Maler Theodor Rothbart, und für den in
Folge seiner Versetzung an das Polytechnikum nach München
ausgeschiedenen Prof. Klingenfeld, Hofbuchhändler Soldan
als II. Sekretär gewählt wurden. Jn den Ausschuß treten
für Maler Rothbart und den nach München berufenen
Prof. Raab die Maler Hösch und Pommer, sowie für vr.
Göschel, welcher eine Wiederwahl nicht annehmen zu wollen
erklärte, Bezirksgerichtsrath Dammer ein. Die übrigen Mt-
glieder des Direktoriums nnd Ausschusses verblieben in ihren
Stellen.

Vermischte Lunstnachrichten.

11. Germanisches Museum in Nürnberg. Das vom
Könige von Preußen schon im Jahre 1862 dem Germanischen
Museum in Nürnberg zugesagte große Glasgemälde mit ciner
Darstellung der Grundsteinlegung für den Bau der Karthause,
jetzt bekanntlich Lokal des Germanischen Museums, welches
nach einem Karton vonA. v. Kreling in der königl. Anstalt
für Glasmalerei zn Berlin ausgeführt ward, ist, nachdem
es im Jahre 1867 zur Ausstellung in Paris war, Mittc
April d. I. an Ort und Stelle eingesetzt worden. — Es war
ursprünglich für das Mittelfenster der jetzt als Kunsthalle die-
nenden, ehemaligen Kirche bestimmt. Weil das in derselben
an und für sich sparsame Licht für Betrachtung der darin auf-
gestellten Künstwerke nothwendig ist, andererseits diese Kunst-
werke die Betrachtung des Glasgemäldes erschwert hätten, hat
der Direktor des Germanischen Museums, A. Essenwein,
mit besonderer Erlaubniß des hohen Stifters, eigens für
dieses Fenster, eine mit großem Geschick angelegte Halle er-
baut, in welcher das Gläsgemälde nnn in b'cstem Licht unge-
stört betrachtet werden kann.

Eine Entdcckung antiker Fresken in Rom hat kürzlich
in Folge der von dem gelehrten Archäologen Pietro Rosa
geleiteten Ausgrabnngen am Palatinus stattgefunden. Diesel-
den sind in eiuem der Hänser aufgedeckt, wclche während der
Kaiserzeit zum Theil abgetragen und zugeschüttet wurden, um
das Terrain zu erhöhen. Jn dem Vestibulum befinden sich
architektonische Darstellungen, die deshälb merkwürdig stnd,
weil sie nicht den phantastischen Stil der pompejänischen
Wandmalereien zeigen, sondern auf eine mehr naturwahre Wie-
dergabe wirklicher Gebäude ausgehen. Jn dem darauf folgen-
den Saale steht man mythologischc Scenen mit gricchischen
 
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