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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Kunstindustrielles aus München, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0210

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IV. Jahrgang.

Nr. 23.


Gertrüge

sind anvr. C.v. Lützow
Wien, Theresianumg.
25)od.andieVerlagsh.
(Leip)ig, Königsstr. 3)
zu richten.

17. Septemtier.

Insrrate

a 2 Sgr. sür die dre
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1869.

Beivlatt zur Zeitschrist sür bildende Knnst.

Verlag von <L. A. Lremsnn in L>riNZlg.

Am I. undS. Freitage jedeS Moriats etscheiut eine Nummer von in derRegel eincmQuartbogen. Die Abonnenten der „Zcitschrift für Lildende Kunst" er-
halteN diesBlatt xrülis. Apart Lezogen lostct dasselbe lt'zThlr.ganzjährlich. Alle Biich-undKilnsthandlungenwie allePostämternehmenBestellungen an.

Inhalt: Kunstindnstriclles aus Mnnckcn. (^ch'.nß.) — Korrespondcnz
(Berlin). — Nekrologc (Joh. Willi. Cvrdes, Htnri Levs). — Knnstlite-
ratnr und Kunsthandel. — Personalnacsirichtcn. — Knni'tvereine, Samm-
lnngen und Ansstcllnngen. — Vermischte Knnktnachrichten. — Neuig-
keitcn des Kunsthandels nnd der Knnstlitcratur. — Zeitschrikten. —
Drnckfelilcr. — Jnscrate.

KunstindustrieUes aus Mnnchen.

(Schlich.)

Die Ausstellung des Kunstgewerbevereins im Natio-
naluiuseum ist die reichstc von den dreien; allein sie be-
stätigt ebcnfalls die oben ausgesprochene Wahrnehnmng,
daß wir es vorzugsweise mit einzelnen hervorragenden
persönlichen Anstrengungen und Talenten zn thnn haben,
denen es aber an tiefgreifendem Einfluß anf die Massen-
prodnktion fehlt. Hier sinden wir znnächst den bereits er-
wähnten Swertschkoff als Urheber einer ganzen Palast-
einrichtung für den Baron v. Stieglitz in St. Peters-
burg, und zwar sowohl die Originalzeichnungen als die
Photographien der aNsgeführten Gegenstände. Es sind
Möbelstücke aller Art im reichsten Renaissancegeschmack,
mit Jntarsia und Sknlptur verziert, auch Wanddekora-
tionen mit Bildern von M. v. Schwind, Venus Ana-
dyomene und Artemis als Jägerin darstellend u. a. m..
sämmtlick in München ausgeführt und in technischer Hin-
sicht untadelhaft, wenn auch in den Motiven der Dekora-
tion ohne sslbständigen Werth. Eine gleiche Birtnosität
in der Nachahmnng alter Muster zeigen die geschnittenen
Eisenarbeiten von B. Wild in Nürnberg. Sehr schöne
kleine Knnstarbeiten in oxydirtem Srlber mit Elfenbein
und Email stellte der ebenfalls bereits genannte Prof.
Fr. Miller, der älteste Sohn des berühmten hiesigen
Erzgießers, aus- Prof. Miller ist, wenn wir nicht irren,
ein Schüler des verstorbenen Fortner und hat vondessen
Erfindungsgabe und Schönheitssinn ein vielversprechendes
Theil geerbt. Die Emailarbeiten an diesen Pokalen,
Schreibzeugen, Tafelaufsätzen u. dgl. rühren von dem

tresflichen Hausinger her. Jn Kürze sei auch der pracht-
vollen Lederarbeiten, vornehmlich der großen Portefeuilles
mit ciselirten Stahlornamenten von Escherich, der ge-
schnitzten Möbel von Oehlmann und der Glaswaaren
vonGottl. Hild ebraud gedacht, welche durch ihre schlichte,
materialgemäße Behandlung zu den völlig verkommenen
Porzellansachen einen erfreulichen Gegensatz bilden. Das
Originellste auf der ganzen Ausstellung aber sind die etwa
fünfzig Entwürfe für Kunsthandwerker von Moriz von
Schwind, aus demBesitz verschiedenerbayerischerKunst-
schulen und Vereine. Die Lnst an solchen Erfindungen
für sinnreiche Zier gewerblicher Gegenstände bildet einen
charakteristischen Zug in dem Wesen dieses merkwürdigen
Mannes; er hängt innig zusammen mit seiner lannigen
und gemüthvollen Art, das eigene Leben und das der
nächsten Freunde in ein poetisches Gewand zu kleiden
und mit den Wundergebilden der Sagen- und Märchen-
welt in einen geistigen Bezng zu bringen. Wie das Leben
selbst, so erfüllt er hier auch dic stummen Beglciter des-
selbsn, den Hansrath und die sonstigen llmgebungen des
Menschen, mit einem cigenthümlichen phantastischen Leben.
An den Henkeln der Krüge, Blumentöpfe, Tafelaufsätze
klettern die Gnomen empor, führen die Elfen ihren Reigen;
die „feuergefährliche Petrolenmlampe" wird von einer
rüstigen Schaar von Feuerwehrmännern erstiegen, welche
ihre Schläuche durch die Dachlnken des Lampenschirms
hindnrch anf die Flamme richten; der Beschlag des
Thürschlosses ist nach außen mit der Figur eines Horchers
verziert, nach innen mit einer andern, welche dem Horcher
eine lange Nase macht; die Gewichte und die Zeiger an
der Uhr bieten Anlaß zu einer ganzen Reihe humoristischer
und ernster Erfindungen; auch an Wandverzierungen,
Bekrönungen, Geländern u. dgl. breitet sich eine Fülle der
anmnthigsten und sinnreichsten Motive, mit Pflanzen- over
Thiergebilven belcbt, vor unsern Blicken aus. Die Ver-
 
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