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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0212

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211

Blätter, deren Gegenstände der Auffassung und Behand-
lung Werner's besonders günstig waren, von unüber-
tresflicher Anmuth. — Vorzüglich ist ferner die Her-
stellung der eilf Kohlezeichnungen A. von Gröttger's
(„Jm Thale der Thränen") von Angerer in Wien
zu einer in verschicdenen Größen ausgegebenen Kol-
lektion. Glänzender noch sind Gröttger's Köpfe und
Scenen aus dem polnischen Aufstande, die Aufsassung ist
tiefer, seelenvoller, die Zeichnung ungleich bedeutender.
Th. Szajnock's (Lemberg) Photographien kommen offen-
bar den Originalen bis auf eine Entfernung nahe, welche
unser Auge kaum noch wird messen können. — Schließlich
möchtc ich noch an ein Werk erinnern, welches zwar nicht
allzu neu, dafür aber so einzig in seiner Art dasteht, daß
die Erwähnung sich rechtfertigt. Jch meine Schirmer's
„Chklus biblisch-historischer Landschaften" (aus dem 1. u.
2. Buch Mos.) Die Photographie zeigt außerdem hier
die Eigenschaften der Kartons in einer Trene und Zart-
heit, daß sie sich getrost den allerneuesten Leistungen an
die Seite stellen kann.

Wollte ich meine Besprechung über die bis jetzt inne-
gehaltene Grenze hinausführen, so müßte ich entweder der
Zeit nach zu sehr zurückgreifen oder Gegenständen mick
nähern, deren Besprechung mit den Zwecken dieser Blät-
ter nichts zu thun hat. Mit dieser Andeutung ist indeß
schon gesagt, daß die Ausstellung einen viel weitern Kreis
nmfaßt. Hoffentlich wird sie uns auch ferner zu Mitthei-
lungen Gelegenheit geben.

Nckrologe.

L. Joh. Wilh. Cordes, geb. d. 14. März 1824
zu Lübeck, wo sein Vater Kaufmann war, erhielt in Wands-
beck seinc Erziehung, nach deren Beendigung er in das
Geschaft des Vaters treten sollte. Gegen den Willen ves
Letzteren schlug Cordes die künstlerische Laufbahn ein und
zwar zunächst in Prag, von wo er um 1842 nack Düssel-
dorf übersiedelte nnd sich hier bald an Lessing und Gude
anschloß. Sein schönes Talent machte ihn bald als Künstler
bekannt. Er malte mit Vorliebe Motive seiner nordischen
Heimath und Marinen, meist mit umfänglicker Staffage;
sowohlseineLandschaften,alsauch seineFigurenzeichnensich
durch Schärfe der Zeichnung und Charakteristik aus. Jn
Dnsseldorf blieb Cordes mit Ausnahme des Winters
1854/55, den er in Lübek zubrachte, bis 1856, in welchem
Jnhre er ganz nach seiner Vaterstadt übersiedelte. Jn die
Düsseldorfer Zeit fallen zwei größere Studienreisen nach
Norwegen. 1859 folgte er seinem Freunde Kalckreuth
nach Weimar, angezvgen durch eine ihm befreundete in
Weimar lebende holsteinsche Familie, deren gastliches
Haus ihm bis zu seinem Tode in treuester Freundschast
die Heimath zu ersetzen wnßte. 1860 machte er eine
Studienreise nach Stockholm und Dänemark. Der Zeit
regen Schafsens zu Weimar gehören Cordes' bedeutendste
Werke an: seine „Schmuggler", seine „letzte Ehre" (im
Besitz des Königs von Prenßen), und endlich seine viel-
besprochene und hart getadclte „wilde Jagd" (im Besitz

des Herrn Gsell zn Wien), die den Besuchern der
Berliner Ausstellung von 1868 noch in lebhafter Er-
innerung sein wird. Jm Sommer 1866 begleitete Cor-
des die Oldenburgische Brigade, die der Main-Armee zu-
getheilt wurde, im Gefolge des Großherzogs von Olden-
bnrg nnd malte für diesen zwei größere Bilder. Cordes
war 1861 zum Mitglied der PeterSburger Akademie er-
nannt worden, erhielt 1864 Seitens der Berliner Akademie
die kleine goldene Medaille und im Frühjahr 1869 in An-
erkennung seiner künstlerischen Leistungen voni Großher-
zoge von Sachsen-Wcimar den Falkenorden 1. Klasse. Er
war eine spröde nordische Natur, abgeschlossen und wenig
zugäuglich; allein er verbarg unter einem schroffen äußeren
Wesen ein warmes Herz, das für alles Hohe und Edle
empfänglich war. Aeußerst zuverlässig und ehrenhaft in
seinem Charakter, war er ein treuer Freund den Wenigen,
denen er sein Jnneres zugewandt hatte. Wie im geselligen
Leben, so wandelte er auch als Künstler seine eigenen Wege.
Originell in seinen Erfindungen, war er durchaus selb-
ständig in seiner Anschauungsweise. Jn den letzten Jahren
kränkelte Cordes an einem höchst schmerzhaften Gehirn-
leiden, dem er am 16. August d. I. zu Lübeck im Hause
eines Freundes erlag, nachdem er vergeblich von der
stärkenden Luft der Meeresküste Lindcrung erhofft hatte,
aufrichtig betranert von denjenigen, denen er im Leben
nahe gestanden hatte. Er hinterläßt eine Fülle des reich-
sten Studienmaterials, das von seinem rastlosen Fleiße
und von dem Ernst seines Strebens Zeugniß ablegt,
außerdem eine werthvolle Sammlung alter Waffen und
anderer Merkwürdigkeiten, dis er mit Geschmack und
Kenntniß gesammelt hatte.

Henri Leys, einer der hervorragendsten belgischen Maler
der Gegenwart, ist am 25. August ganz Plötzlich gestorben. Auf
sein Leben und Wirken kommen wir zurück.

Lunstliteratlir und Lniisthandcl.

Aus der königlich bayerischen Kunstgewerbschule
in Nnrnberg. Original-Photographim nach den
Studien, Entwürfen und ausgeführtcn künstlcrischen
und kunstgewcrblichen Gegenständen aus säimnt-
lichen Fächern der Kunstschule. Ausgcführt in der
photographischen Anstalt dcr königl. Kunstgewerb-
schule in Nürnberg. Nürnberg, Nerlag von Sig-
mund Soldan's Hof-Buch- und Kunsthandlung —
in Lieferungen von je 6 Blatt.

Die vorliegenden Photographien geben uns eine gern
ergrissene Gelegenheit, einmal wicder auf die Leistnngen
dcr Nürnberger Knnstgewerbschule zurückzukommen, die
wir in Nr. 15 der Kunstchronik nur kurz berühren konn-
ten. Ein zwischen inne liegender Besuch der Anstalt, der
uns Gelegenheit gab, die Einrichtungen und die leitenden
Kräfte derselben, namentlich aber den vortrefflichen Herrn
Direktor A. von Kreling kennen zu lernen, hat wesent-
lich dazu beigetragen, das Urtheil über dieselbe zu klären
und manche Zweifel zu beseitigen. Besonders wohlthuend
tritt dem ausmerksamen Beobachter das Organische
des gesammten Unterrichtes entgegen. Eins schließt
ohne Fugen und Risse an das Andere, und in der un-
unterbrochencn Kontinuität der künstlerischen Ausbildung
ist kein Punkt von dem waltenden Geiste vergessen oder
verlasseu. Dies ist uni so mehr auzuerkcunen, als die
lokaleu Vcrhältnisse der Freiheit der Auordnung nicht un-
 
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