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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Bicepräsidenten wurde Prof. K. Knoll in Münchsn, zum
Schriftführer Jnspektor Malß anS Frankfurt a. M. gewählt.
Der Finanzbericht der Verbindung erwies einen Kassenbestand
von 6737 Thlrn. Aus den zur Konkurrenz eingesandten Wer-
ken wnrde keines als zum Ankanfe passend befunden, und auck
von den historischen Bildern der internationalen Kunstaus-
stellung keines für die Verlosung erworben. Dagegen wurden
bei den Malern Lindenschmit und Spangenberg in Mün-
chen und Prof. Tbuniann in Weimar Bestellungen gemacht,
bei Letzterem anf Grund einer vorliegenden Skizze, welche
Lnther's Trauung zum Gegenstande hat, bei den beiden
Ersteren unter Vorbehalt weiterer Vereinbarungen über die
zn wablenden Gegenstände.

L-lL Tüffeldorf. Unscre beiden permanenten Kunstaus-
stellnngen boten in den letzten Monaten eine Fülle interessan-
ter neuer Gemälde. Besonders hervorragende Leistungen hatte
die Landschaft aufzuweisen. in der wir die verschiedenartigsten
Motive und Gegenden mit gleichem Erfolg dargestellt saben.
Während Andreas Achenbach in zwei Bildern deutschen
Cbarakters Gewitterstimmungen mit bekannter Meisterschaft
zur Anschauung brachte, versetzte uns Albert Flamm nach
Italien. dessen charakteristische Eigenthümlichkeiten er auf's
Gründlichste stndirt bat. Jn einem Architekturbild und einer
Landschaft erreichte Flamm diesmal durch feine Stimmung,
treffliches Kolorit und gediegene Durcbfübrung eine Wirkung.
die nichts zu wünschen übrig ließ. Auch Eugen Dücker's
„Motiv aus Esthland" gebörte zu den besten Arbeiten, die
wir gesehen, sowobl in der Wahrbeit des Tons als auck> in der
ächt künstlerischen Bebandlung. Theodor Hagen. ein talent-
voller Schüler Oswald Achenbach's, bestach in seiner „Kloster-
ruine" wieder durch virtuose Pinselführung und leuchtende
Farbe, wogegen E. A. Joeland in zwei größeren Gemälden
mehr durch treffliche Komposition fesselte. Der Schweizer
A. Chavannes führte uns in einer ganz vorzüglichen Land-
schait die Großartigkeit der Alpennatur vor's Auge und
H. Poble erfreute in einem großen Bilde „Am Müblteich"
durch klare Farbe und solide Durchführung. Den übrigen
Landschaften von Albr. Hertel, Bode, Steinike, Herzog,
Jacobsen u. A. reibten sich mehrere von Lamoriniere
und anderen auswärtigen Künstlern würdig an. Unter den
Figurenbildern verdient die „Mignon" von I. Schex mit
besonderer Anerkennung hervorgehoben zu wcrden, weil sie
mit poetischer Auffassung angenehme Färbung und treffliche
Stimmung vereinigt. W. Camphausen zeigte in zwei ihm
bestellten Gemalden aus der Puritanerzeit Wiederholungen
früherer Kompositionen, die sich gerechten Beifalls erfreuten.
Die „Taufgratulanten" von Hornemann ließen bei glück-
lichcr Gruppirung gute Charakteristik und gediegene Aus-
führung wahrnehmen, nur hätte die Farbe lebhafter sein
können. Benj. Vautier zeigte in einem kleinen Genrebild
den ganzen Umfang seines bedeutenden künstleriscben Talentes.
Ein großer „Brautzug" von Peter Kels erschien im Kolorit
etwas zu bunt, Hiddemann's „Wiederseben" aber sprach
durch Gegenstand und Malerei in gleich bohem Grade an
und darf als cines der besten Werke dieses tüchtigen Künst-
lers bezeichnet werden. Ein „Nacbmittag im Weiriberg" von
Th. Schütz machte durch die fast übertrieben sorgfältige Aus-
fübrung und eine etwas trockene und bunte Farbe nicht den
Eindruck, den die reichc und gefällige Komposition, sowie der
große Fleiß, der auf das Bild verwendet war, wohl verdient
HLtte. Glückliche Erfindung und lobenswertbe Malerei zeich-
neten die „Berschiedenen Jntereffen" von E. Stammel auf's
Vortbeilhafteste aus und eine prächtige Farbenstimmung sprach
aus dem kleinen Genrebild von R. Burnier, welchem die
Tbierstiicke desselben Malers ebenbürtig zur Seite standen.
Auch im Portraitfach sind rühmenswerthe Werke anzuführen
von Julius Röting und mehreren jüngeren Künstlern wie
Peter Janssen, C. Heyden, Th. v. d. Beck, P. Schick,
H. Aschenbroich u. A., denen auch ein Reiterportrait von
Emil Hünten anzureihen ist. DaS Architekturbild fand in
CarlHilgers einen ausgezeichneten Repräsentanten unb selbst
das „Stillleben" war durch Frl. Emilie Prever,H. Schäffer
u. A. bestens vertreten.

Gotha. Die Ausstellimg, welche vom 23. Juni bis
27. Juli hier im herzoglichen Orangeriehanse stattfand, wird
für die bedeutendste von allen gehalten, welche der hiesige
Kunstverein wäbrend der 23 Jahre seiner Wirksamkeit veran-
staltet bat. Es wurden in ihr nach und nach 530 Gemälde
zur Anschauung gebracht, darunter eine beträchtliche Anzahl

ausgezeichneter Meisterwerke, wie sie nur selten cine solche
Ansstellung zu bieten hat. Sie verdankte fünf treffliche
Gemälde der Munificenz des KönigS von Preußen, da-
runter O. von Kameke's großes Landschaftsbild „Blick von
der Wengern-Scheideck auf die Firnengruppe der Jungfrau".
Ebenso gebörten zu ibren vorzüalicbften Zierden sieben Ge-
mälde der Nationalgalerie in Berlin, namentlich Andreas
Achenbach's .Partie bei Ostende in glübender Abendbeleuch-
tung", Carl Becker's „Besuch Kaiser Karl V. bei Fugger"
und Jordan's „Altmännerhaus am See". Das Stadt-
museum zu Königsberg batte W. Camvhausen's „Blücher
und Wellington bei Belle-Alliauce" und Hiddemann's
„Dilettantenquartett" beigesteuert: die Bcrbindung für hi-
storische Kunst war durch C. Piloty's „Ermordung deS
Jnlius Cäsar" vertreten. Den größten Beifall gewannen die
beideu, von den Kunstvereinen des Cyclus westlicb der Elbe
veranlaßten Gemälde: A. Kindler's „Auf dem Tanzboden
in Südtyrol" und A. Leu's „Blick von dem Obersec auf
den Watzmann", von dcnen das letztere von dcm Kunstverein
für die Gemäldegalerie im Residenzschlosse Friedenstein nm
800 Thlr. gekauft wurde. Zur Verlosung unter die Aktionäre
erwarb der Kunstverein 18 Gemälde und einige plastische
Werke in Gipsmasse um 2400 Thlr. Auch vermittelte er den
Berkauf von sieben Gemälden, im Betrag von 800 Tblrn, an
Private, so daß im Ganzen die Summe von 4000 Thlrn.
durch ibn in die Hände der betreffenden Künstler gelangte.

/X Die Jriry für die interiiatioiiale Kniistaiisstelluiig in
München hatte schon vor einigen Wochen in der Hauptsache ibre
Arbeiten vollendet und das Ergebniß derselben der Staatsre-
gierung in Borlage gebracht. Jn Folge dessen sind nachsteb-
ende Auszeichnungen zuerkannt worden: Das Ritterkreuz
I. Klasse des Verdienstordens vom h. Michael erhielten: Pro-
fessor Oswald Achenbach und Maler B. Baukier in Düssel-
dorf, Professor Ed. Steinle in Frankfnrt a/M., der Direktor
der Stuttgarter Kunstschule L. v. Neber, die Maler Fran;
Adam, L. v. Hagn und Adolf Lier in München, Alma-
Tadema in Brüssel, Professor van Lerius in Antwerpcn,
die Maler Stevens, Alex. Cabanel, Courbet und Corot
in Paris, Bildhauer Profcssor vr. Drake in Berlin und
Kupferstecher Professor Mandel ebendort. Ebrenmedaillen
in Gold erhielten die Maler Alb. Brendel, Burnitz und
Ant. Burger in Preußen, v. Thoren, E. Jettel und Rob.
Ruß in Wien, Brand, Braitb, L. Hartmann, Prokeffor
Tbeod. Horschelt, Fr. Lenbach, G. Max und Ant. Seitz
in MUnchen, Stückelberg und W. Füssli in der Schweiz,
de Haas in Holland, Joris und Bianchi in Jtalien, De-
launay.Apian, Cäsar de Coek, van Marke und Jacques
in Frankreich; ferner die Bildhauer Carpeaux in Paris,
Monteverde in Rom, Argenti in Mailand, Professor
Begas in Berlin, Koenig in Wien, Wagmüller in Mün-
chen, Medailleur Schnitzspahn in Darmstadt, endlich die
Kupferstecher Vogel in München, Barthelmeß in Diiffel--
dorf und der Aquarell-Maler Taylor in London.

Wegen ihrer besonderen Verdienste um das Zustande-
kommen nnb die Durchfübrung der internationalen Aus-
stellung wurden durch das Ritterkrcuz erster Klasse des Ver-
dienstordens vom h. Michael ansgezeichnet: der erste Vor-
stand des Ausstellungskomitäs und der Preisjnry, Professvr
Ed. Schleich in München, der Profeffvr Knoll daselbst,
Vorstand der Münchener Kunstgenoffenschaft und Komito-Mit-
glied, dann die Künstler Fr. Friedländer und I. M. Aigner
in Wien, Scanfleur in Brüffel und Peters in Stuttgart,
ferner die Besitzer von Gcmäldegalerien Petit in Paris,
Kommerzienrath Ravene iu Berlin, und Lustig in Wien,
welche ihrerseits durch ibre persönliche Mitwirkung und Be-
reitwilligkeit wesentlich die Ausstellung förderten.

Die leitenden Grundsätze, von welchen die Preisjury bei
Stellung ibrer Anträge ausging, waren in Kürze folgende:
ihre Mitglieder waren von jeder Konkurrenz ausgescblossen:
Orden und Medaillen sollen gleiche Bebeutung haben: jede
Auszeichnung setzt mindestcns zwei Drittheile der abgegebcnen
Stimmen voraus; nur jene im Privatbesitz befindlichen Werke
sollen konkurriren, welche auf Veranlassung der Künstler ein-
gesendet wurden; nur Kunstwerke auS dcn lctzten zehn Jabren
sollen konkurriren; Künstler, welche von Bayern bereits höhere
Auszeichnungen erhielten, sind ausgeschlossen; alle Nationali-
täten stehen Nch in'der Konknrrcnz gleich. Man sieht, diese
Principien sind der Art, daß sie von Billigdenkendcn nicht
wohEangefochten werdeiPöunen; glcichwohl wäre es gerathen
 
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