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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Meyer, Bruno: Die Konkurrenz-Entwürfe zum Berliner Goethe-Denkmal, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0209

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VII.Jahrgang.

üritrügr

ünd anvr. C.v.LUYow
(wien. Thercsianumg.
25)od.andieVcrlagS>>.
(Leiosiy. KönigSstr. S>
zu richte».

8:1. Ängnjt

Nr. 23.

Änsrrate

Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- nnd Knnsthand-
lung angenommen.

1378.

Beivlatt zur Zeitschrist sür bildeudc Kunst.

Erscheint alle 14 Tage, siir die Abonnenten der „Zeitschrift siir bildende Kunst" xratis. Für sich allckn bczogen kostct die Knnft-Cbronik in
allen Buch- und Knnsthandlungen, sowie bei der Poft vom VII. Jahrgang an 1 Thlr. 20 Sgr.

Jnh alt: Die Konkurrenz-Entwürfe zum Berliner Goethe-Denkmal III.
— Neue Kupferstilbe. — Nekrologe: Fr. Eggers: Ed. MagnuS; G.
Elster. — National-Denkmal auf dem Niederwald. — Personalnach-
richten: Graf von Usedom; E. Curtius; W. Bode; Anton Springer.
— Hamburgcr Kunstverein. — Ed. Benbemann. — Denkmälerfrevel
in Nürnberg. — Nationalmuseum zu Neapel. — Zeitschriften. —
Berichtigung. — Berichte vom Kunftmarkt: Auktion Gsell;
Prang's Chromolitbographien; I. C. Schullz' Originalradirungen. —
Jnserate.

Die Gonkurreiy-EntMrse sum öerliner
Gsethe-Dcnlnnat.
m.

Albert Küppers inBonn. Aufzwcikreisförmigen
Stufenabsätzen ein abgestumpfter dreieckiger Bau niit
cinwärts geschwungenen Scitcn, darauf ein rundes Posta-
ment. Auf den vorspringenden Ecken je cine dreifigurige
Gruppe, eine weibliche Gestalt mit zwei Flügelknabcn:
dic Muse des DramaS, der schildernden Dichtung (Epos
nnd Lyrik zusammen) und der Kunst- und Naturforschung.
Einzelnes iu den Figurcn dieser Gruppen ist wohl etwas
niißrathen, doch keineswegs so, daß es nicht bei der Aus-
führung ohne Schadeu für die Konzeption vcrhältniß-
mäßig leicht korrigirt werden könnte. Dem steht aber auf
der anderen Seite die wirklich erschöpfendc Bergegen-
wärtigung dcs Goethe'schen Gedankenkrcises, die nicht
durch äußerliche Mittel, sondern durch die feinste Charakte-
ristik crreichte Deutlichkeit der Darstellungen, die Schön-
heit der Gruppirung im Allgemeinen und cine Fülle höchst
reizender, sinniger und bedeutsamer Einzelheiten als sehr
empfchlende Momcnte gegenüber. Jn jenen Gruppen
steht Küppers zicmlich ebenbürtig neben Schaper. Dic
sehr konfusen Linien dcs Aufbancs freilich — man
stelle sich das Durcheinanderlaufen und Durch- und
Ueberschneiden dcr auswärts und einwärts gekrümmten
Linien vor! — hätten einer strengen Korrektur bedurft;
auch hätte der gesammte Unterbau ohne Schaden etwas
von seincr Höhe eingebüßt; jcdenfalls aber war das
Gutc in dcm Entwurf reichlich und sehr beachtens-

werth. Die stehende Figur Goethe's in vorgerücktcm
Alter war durchaus nicht ungewöhulich, aber unanstößig:
nnd wir sind durch diese Konkurreiiz belehrt, daß dies
schon ein nicht zu uuterschätzender Borzug ist.

Bianger in Bcrlin. Er wird seiner Goethcstatuette
wegen erwähnt, die für sich der Bcrbreilung in Kreisen
schlicht bürgcrlichen Empfiudens rccht werth ist. Dcr
Künstler hat sich gauz an die kürzlich mit einigcr Eniphase
wieder an's Licht gebrachte und von ihm in kolossalcm
Maßstabe kopirte spätcre Tieck'sche Büste gehalten.
Als Dcnkmalentwurf kommt das Modell gar nicht in
Bctracht. Goethe steht vor eincm architektonischcn Hintcr-
grunde, dcr etwas Portalartiges hat. Ausgeführt hättc
der pathetische alte Herr in Berlin unbedingt den Spitz-
namen des stillen Portiers im Thiergartcu sicher.

Julius Moser in Berlin. Ein einfacher Denkmals-
entwurf, der imPostamente sich aufdasNLthigstebcschränkt,
aber gute Verhältuisse zeigt. Das Hauptgcwicht fällt auf
die Figur, dic intcressiren kanu: dcr sitzende Goethe ist
ein würdiger alter Herr, nicht ohnc tiefere Anklänge an
Gocthe'sches Wesen.

Martin Paul Otto in Berliu. AnihrenFrüchten
sollt ihr sie erkenncu! Ein unzwcifelhaftes, bedeutendes
Talent, an Begas übergeschnappt. Wenn dieser seine
Figurcn diesmal sich an einandcr auklamnicrnd am Sockel
sich festhaltcn läßt, so hat dcr Nachahmcr seinen Postanient-
figurcn nnd Gruppen allerfreiestc „malcrische" Bewegung
gegönnt, und so sind sie denu in dcr Richtung der Diago-
nalen vom Denkmalc weg auf die platte Erde gerutscht.
Auf breit gelagcrten Stufen stcht cin niedriger viereckiger
Sockel mit abgcstumpften Eckeu, mit unkenntlichen Wasser-
speiern an den Seiten. Mit den Köpfen gegen jeue Ecken
nun haben sich wunderlichc Gestalten hingeräkelt. Linkö
die Lyrik, halbnackt, die Lyra im angelchntcn linken Arm,
die Rechtc greift hinein; ein Junge flegelt sich auf ihrem
rcchten Schcnkel, ein auderer schläft „wie ein Klumpcn
 
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