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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Helbig, W.: Die neuesten Erwerbungen des Berliner Museums
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0228

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447

Korresponden;. — Knnstliteratur.

448

nehmen, Duris sei während dieser Uebergangsperiode,
also etwa in den letzten Jahrzehnten des fünften Jahr-
hunderts v. Chr., thätig gewesen, dann würde immerhin
die Erscheinung, daß das damals herrschende Schwanken
des Alphabets nur in einem einzigen Zeichen hervortritt,
sehr auffällig bleiben, ganz abgesehen davon, daß der
Gcist der bildlichen Darstellungen und einzelne Elemente
ihres Jnhalts dieser Datirung widersprechen. Wir
werden demnach über die Jnschriften des Duris ganz
ähnlich zu urtheilen haben, wie über seine Malereien. Er
hielt ein Alphabet, welches zu seiner Zeit bereits außer
Gebrauch war, conventionell fest, vergaß sich aber an
einer Stelle und schrieb statt des alten 0 das ihm ge-
läufige U.

Rom, 24. Juni 1872. W. Hclbig.

Korrespondenz.

Frankfurt a. M. im August 1872.

Der Gedanke, mit dem sich schon längere Zeit die
hiesige Künstlerschaft getragen : durch Errichtung cines ihr
gehörigen Hauses eine bleibende Stätte zu gründen, durch
welchenichtnurdasgesellschaftlicheLebenüberhauptangeregt
und erhöht werden könnte, sondern wodurch vorwiegend die
künstlerischen und genossenschaftlichen Jnteressen eine that-
kräftige Unterstützung finden sollen, hatte im vorigen
Jahre so weit Boden gewonnen, daß zur Einleitung des
Unternehmens ein Ausschuß von der Künstlerschaft erwählt
wurde. Da nun ein solches Werk schon aus finanzielleu
Ursachen nicht ohnc die Beihilfe der Kunstfreunde ausge-
führt werden kann, so wurde dabei in's Auge gefaßt,
mit Errichtung eincs Künstlerhauses auch Vereinen, deren
Bestreben im Allgemeinen der Kunst und verwandten
Jnteresseu zugewendet ist, iu den Lokalitäten Unterkunft
für ihre Bersammlungen zu verschaffen. Vor Allem aber
galt es, daß die bei dem Unternehmen zunächst Jnteressirten
ihre Opferwilligkeit an den Tag legten. Jn diesem Sinne
veranstaltete der Ausschuß eine Ausstellung, in der er
dem Publikum neben verkäuflichen Kunstwerken haupt-
sächlich die von hiesigen wie auswärtigen Künstlern und
Gönnern gescheukten Werke, wclche vorwiegend aus Oel-
gemälden bestehen, zur Schau brachte. Die Geschenke
sind für eine im Oktober stattfindende Verloosung bestimmt.
Um die Betheiligung an derselben möglichst zu verallge-
meinern, ist der Preis des Looses auf cinen Thaler festgesetzt.
DieAusstellnng, welche vor einigeuMonaten eröffuet wurde,
findet in einem eigens dafür errichteten geschmackvollen
Pavillon Statt,und die Jdee, denselben in die prachtvollen
Räume des Parks unseres Palmengartens zu verlegen,
erwies sich als eine äußerst glückliche, da bei der enor-
men Frequenz dieses Etablissements das Jnteresse des
Publikums hier mehr wie irgendwo auf das Unter-
nehmen gezogen wird. Es präsentirt sich denn auch diese
Ausstellung durch ihre gediegenen Werke inmitten des

herrlichen Parkes mit seinen Blumenteppichen und mannig-
faltigen Gruppen und Anlagen in einer Lieblichkeit, wic
sie nicht harmonischer zum Ganzen stimmen könnte. Die
Sache findet den regsten Anklang, und allseitig ist unter
dem kunstliebenden Publikum auch der Wunsch rege ge-
worden, die Ausstellung an diesem Orte in Permanenz
erhalten zu seheu. Wir dürfen die gegründete Hoff-
nung hegen, daß dieser Wunsch realisirt werde, da die
Künstlerschaft sowohl als auch der Vorstand der Palmen-
gartengesellschaft ihren Vortheil dabei finden dürften.
Bor der Hand wollen wir dem Unternehmen, wie es vor-
erst in's Auge gefaßt ist, den besten Erfolg wünschen
und hoffen, daß der Lohn für die Bemühungen und die
Opferwilligkeit, welche die Künstler und ihre Freunde be-
thätigen, der Sache würdig ausfallen möge. 8.

Lmistlitrratur.

C. Jaeger, Galerie deutscher Tondichter. Mün-

chen, Friedrich Bruckmann.

Seitdem unser unruhiger Nachbar im Westen durch
die Jntelligenz unserer Heerführer und die Tapferkeit des
ganzen Bolkes niedergeworfen und zur Ruhe gebracht ist,
ist in Deutschland das Vertrauen auf dauernden Frieden
allgemein geworden. Dieses Vertrauen spricht sich auch
durch eine Reihe von Untcrnehmungen auf allen Gebieten
aus. Namentlich entschließen sich jetzt unsere Kunst-Ver-
leger zu großen kostspieligen Pnblikationen, welche an
äußerer Ausstattung den besten englischen und französischen
Werken würdig an die Seite gestellt werden können, an
Tiefe des Gehalts und Gediegenheit der Ausführung die-
selbcn aber übertreffen. Zu solchen mustergültigen Pracht-
Werken, in welchen Kunst und Technik sich die Hand
reichen, um gemeinsam für einen großen edlen Zweck zu
arbeiten, gehört auch das vorliegende Werk.

Professor C. Jaeger in Nürnberg malte nämlich in
den Jahren 1870 und 71 im Auftrage von Friedrich
Bruckmann in München die lebensgroßen Porträts von
zwölf der hervorragendsten deutschen Komponisten von
Bach bis auf Richard Wagner, und zwar, mit Rücksicht
auf Vervielfältigung mittels Photographie, grau in gran.
Seine Aufgabe war, künstlerisch durchgeführte Porträts
in gleichmäßiger Behandlung zn schaffen, welche den
Charakter der dargestellten Persönlichkeiten wiederspiegeln.

Es war dies eine schwierige Aufgabe, denn es kam
nicht nur darauf an, die anerkannt besten nach dem Leben
gemalten, gezeichneten, photographirten und modellirten
Porträts für die beabsichtigte Publikation zn reproduciren,
sondern es galt, auf Grund jener Bilder, welche zum
großen Theil in Zeiten angefertigt wnrden, in welchen
die deutsche Kunst auf einer niedrigen Stufe der Voll-
kommenheit stand, die oft von unbedeutenden Künstlern
fehlerhaft und manierirt gezeichnet sind, aus verschiedenen
Lebensaltern stammen und unter einander vielfach sich
widersprechen, unter Zuhilfenahme möglichst aller vorhan-
denen Darstellungen der betreffendenPersönlichkeiten, be-
sonders auch der Todtenmasken, und indem der Künstler
sich in den Geist der Tondichter versenkte, ncue, künstlerisch
in jeder Beziehung vollcndete, der großen Meister würdige
Bilder herzustellen, welche geeignet erscheinen, für künftige
Zeiten die Typen zu bilden, unter welchen wir uns die
 
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