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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0137

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269 Nekrologe.. — Kunsthistorisches. — Personalnachrichten. — Kunstvereine. — Sammlungen und Ausstellungen. 276

Äuch von 276, keziehiingsweise 244 Seiten in gutein
Papier, Druck und Einband mit wertvollem, eigens
hierzu geschriebenen Text anch nvch 158, beziehungs-
iveise 86 Abbildungen hinzuzufügen, die durchgehends
wäßigen Ansprüchen geniigen können. — Auch hinsicht-
iich der Auswahl der Bilder erhcben sich cinzelne
Bedenken, obwohl sie im großcn und ganzen trotz dcr
entgegenstehenden Schwierigkciten als eine gelungene
Zu bezeichnen ist. Wenn auf Seite 67 des zweiten
Bandcs das Raffaelische Urtcil des Salouio als Mustcr
in Schlichtheit und Einfachheit der Komposition hin-
gestellt wird, so hätte seinc Nachbildung gegenüber den
Memlingschen Bildern nicht schaden kvnnen. Auch
hätte bei dicser Frnge der Fischzug aus den Raffaeli-
schen Teppichkartons mit seiner wunderbaren, cinzig
dastchendcn Abstufung dcr Einpfindung und der Be-
teiligung an der Handlung, wenn nicht im Bild vor-
gesührt, so doch erwähnt werden sollen.

Ziehen wir dcn Schluß, sv ergiebt sich, daß das
außerordentlich schwierige und gefährliche Unternehmcn
i»i ganzen auf das trefflichste gelungen ist, daß dic
Ȋchstcn Auflagen cine Reihe kleincr, unvermeidlicher
Fehler zu beseitigcn haben, daß dem Buch aber schon
in seiner jetzigen Gestalt dic weiteste Verbreitung aus
das dringendste zu wllnschen ist.

Hermonn Ehrenberg.

Nekrologe.

fl. U. Vinccnzo Zanetti s. Auf der Insel Murano bei
Venedig starb in noch kräftigein Mannesalter der um dieKunst-
geschjchle der genannten Jnsel hochverdiente Direktor des dorti-
gen von demselben gegründeten Museums Vincenzo Zanetti.
Derselbe veröffentlichte einen „Führer durch Murano",und eine
Reihe von Schriften über die berühmte Glaskunstindustrie dcr
Jnsel Murano. Jn letzter Zeit hatte er auch eine Zeichen-
ichule für die Arbeiter der vorzüglichen muranesischen Glas-
fabriken gegründet.

Ilunsthistorisches.

Übcr dic Ausgrabungen in Gleusis liegen im Rechen-
schaftsbericht der archäologischen Gesellschaft in Athen folgende
Mitteilungen vor: Es ist gelungen, den eigentlichen Tsmpel
aufzufinden, der in seiner Konstruktion von allen anderen
aus dem griechischen Altertume bekannten Heiligtümern vcr-
Ichicden ist, gemäß den ganz abweichenden Bedingungen,
oenen in Eleusis das Heiligtum zu entsprechen hatte. Hier
war es uötig, einen Raum zu schaffen, welcher der großen
Menge der Eingeweihten Zutritt gestattete. Demnach ist ein
tzroßer quadratischer Raum zum Tempel gestaltet ivorden,
oessen Oberbau von sechs Säulenreihen, jede zu sieben Säulen,
getragen wurde; an allen vier Wänden ziehen sich acht über-
eiiiander ansteigende Stufenreihen lang, die offenbar den
Eingeweihten bei den heiligen Schaustellungen nls Sitze
aienten. An dieses gewaltige Gebäude, welches Jktinos er-
baut hat, schloß sich nach Osten hin eine, wie Vitruv erzählt,
3eit des Demetrios aus Phaleron von dem Architekten
bhilon erbaute Säulenhalle von zwölf Säulen in der Front
s!»d je einer seitlichen Säule, also vierzehn im ganzen; die
Aleite der Spannung (über l l m Tiefe) läßt erkennen, daß
das Gebälk nicht aus Stein sein konnte. Die Säulen der
Vorhalle waren nicht vollendet. Um den Tempel zu errichten,
warsn viels ältere Gebäude niedergerissen worden; auch von
chnen hat man noch mancherlei Spuren gefunden, ohne doch
darüber zu völliger Klarheit gelangt zu sein. Jn Bezug auf

don Tempel selbst, namentlich in betresf der Frage, ob über
dem erhaltenen Raum ein Obergsschoß sich bsfand und in
welcher Weise für die Zusührung von Licht gesorgt war,
werden hoffentlich weitere Ausgrabungen noch dis wünschens-
werte Aufklärung verbreiten.

.1. L. Bei der Demolirung des Palazzo Ttrozzi in Rom,
welche wegen des Umbaues der Stadt crforderlich wurde,
fand man wertvolls Basreliefs aus der Schule Sansovino's,
welche an das Kunstgewerbemuseum in Rom zur vorläufigcn
Aufbewahrung abgeliefert wurden.

personalnachrichten.

— Der Lithograph Arthur Scheltcr aus Leipzig, z. Z.
in München, ist als Vorstand der lithographischen Abteilung
an die königl. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu
Leipzig berufen worden.

L. Proscssor Majer ist zum Jnspektor des königl.Museums
vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale, sowie des
königl. Münzkabinets in Stuttgart crnanntworden. Derselbe
hat sich durch den von ihm verfaßten Kntnlog der meroviiigisch-
fränkischen Altertümer des Stuttgnrter Museums vorteilhaft
bekannt gemacht.

— 'Ernst Mohn, Kupferstecher und Ehrenmitglied der
königl. Akademie der bildenden Künste in Dresden, hat einen
Ruf'als Lehrer an die königl. Kunstakademis und Kunstgswerbe-
schule in Leipzig angenommen.

Aunstvereine.

L. Aus Stuttgart. Gegenübcr meinem letzten Bericht
kann ich jeyt dis erfreuliche Mitteilung machen, daß dsr Verein
zur Förderung der Kunst einen neuen Anlaus genommen
hat. Die regelmäßigen Zusammenkünfte haben wieder be-
gonnen und ein zahlreiches Dainenkomitü, an dessen Spitze
die Prinzessin Auguste und die Herzogin Vera von Württem-
berg stehen, hat sich die Aufgabe gestellt, für die Zwecke des
Vereins Gaben zu sammeln ünd überhaupt das Jnteresse des
Vereins nach jeder Richtung zu fördern. Die Königin hat
die Summe von 2L000 Mark gezeichnet, und andere nam-
hafte Beiträge sind bereits erfolgt oder in Aussicht gestsllt
worden. Zunüchst soll die Ausstattung des im Bau begriffenen
Karlsgymnasiums, die Stiftung von Kunstwerken in den Neu-
bau der Bibliothek und die Errichtung eines Denkmals sür
Dannecker angestrebt werden. Jn einer, auf Einladung des
engeren Komit^s, sehr zahlreich besuchten Versammlung hielt
Prof. Lübke einen Vortrag über die Zwecke und Ausgaben
des Vereins mit einem Rllckblick auf die Blütezeit der Kunst
im lS. und l6. Jahrhundert. Der Redner sagte u. a.: „Die
Kunst verlangt keinen Beitrag der Not, keine Teilnahme aus
Mitleid, die Kunst ist die köstliche Tochter des Himmels, sis
will gcpflegt und gehegt sein, um diese Pflege mit tausend-
fältigem Zins heimzazahlen, die Kunst ist die edelste Wohl-
thäterin der Menschheit. Was wir für die Kunst thun. das
thun wir uns selbst, für die sittliche Stärkung im Kampfe
ums Dasein."

5ammlungen und Ausstellungen.

Fm Berlincr Kupferstichkabinct ist eine Ausstellung
von nrchitektonischen und ornamentaleii Handzeichnungen vom
lö. bis 18. Jahrhundert veranstaltet worden, welche zum
größten Teil zu der vor einigen Jahren erivorbensn Samm-
lung des Pariser Architekten Destailleur gehören. Diese
Sainmlung ist im Kupferstichkabinet katalogisirt und soll nach
ihrer definitiven Ordnung dem Kunstgewerbemuseum iiber-
wiesen werden.

.*» Für die Berlincr Nationalgalerie sind, nach dem
amtlichen Bericht im Jahrbuche der königl. preußischen Kunst-
saminlungen, in der Zeit voin l. Auli bis l. November 1880
Neuerwerbungen gemacht worden im Betrag von 48904 Mk.
Dafür erhielt die Nationalgalerie nn Ölgemälden: von Peter
Janssen ein Porträt des Geiieralfcldmarschalls Herwarth
von Bittenfeld; von Albert Hertel: Nordische Strandscene
(s. Zeitschrift für bildende Knnst XIX, S. 64); von Tisch-
bein: Weiblichss Parträt. F-erner an Handzeichnungen:
von Lier 5 Studienblätter (Ol); von Dreßler 14 Blalt
Studien und Skizzen (Öl und Bleistift); von Ed. Hildc-
 
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