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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0192

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Kunsthistorrsches. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sammlungsn und Ausstellungen.

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reichen Quellen, die in den späteren Kunstformen fließen,
selbst zu schöpfen lernt. Da bietet flch denn zunächst
in den reichen Schätzen der Spätrenaissance und in dem
prunkvollen Barockstil, dessen auf malerische Wirkung
ausgehende Formen uns modernen Menschen besonders
zusagen, ein überreiches Studien- und Hilfsmaterial.
Besonders ist eine Fülle von ornamentalen Motiven
in den Publikationen der Architekten jener Zeit zu
finden. Ein überaus fruchtbarer Meister unter ihnen
war Jean Lepautre (1617 —1682), welcher gegen
1500 Blatt ornamentaler Entwürfe für Handwerker
gestochen hat. Hier findet sich ein überaus reiches
Material: sowohl einfache, überall verwendbare Orna-
mente und Entwürfe sür Jnnendekorationen, als auch
speziell sür bestimmte Zweige der Kunstindustrie ausge-
führte Musterblätter. Aus dieser Menge von Vorlagen
sind in dem vorliegenden Werke auf 60 Tafeln gegen
VOO Entwürfe in Auswahl derart vereinigt, daß dieselben
von allen Jndustriellen gleichmäßig benutzt werden
können, ohne daß irgend ein Zweig des Handwerks
besonders bevorzugt wäre. Die vortrefflichen klaren
Lichtdrucke — nach dem Exemplare des königl. Kupfer-
stichkabinets zu Dresden ausgeführt von Römmler A
Jonas — geben die Originale scharf und deutlich wieder;
der überaus niedrige Preis macht die Blätter besonders
für die Werkstatt geeignet, wo recht viele derselben „ver-
braucht" werden mögen! L,. ?.

0. v. 1k. Zur Kupferstichkunde. Jm Verlage von Bernh.
Quaritch in London ist jüngst eine Reihe kostbarer Werke
des italienischen Kupferstichs aus dem 15. Iahrhundert
in Facsimilereproduktionen durch Photogravüre erschienen, her-
ausgegeben von Mr. G. W. Reid, dem ehemaligen Kustos
des Küpferstichkabinets am Britischen Museum. Die Folge setzt
sich aus drei Cyklen zusammen: in erster Linie ans den sechs
Blatt Triumphen des Petrarca nach Zeichnungen Fra Filippo
oder Filippino Lippi's, welche, aus der Biblrothek des Her-
zogs von Sunderland von dsm genannten Kunsthändler er-
worbsn, seither um den Preis ^ 2050 in den Besitz des
Britischen Museums übergegangen sind und übsr dsren ein-
zigen Kunstwert ivir seinerzeit berichtet hatten (s. Kunst-
Chronik XVIII, S. 293); sodann aus den drei Kupfern,
welchs die Jllustrationen des von Ant. Bettini 1477 zu Florenz
herausgegebenen „I,i1iro äsl Nouto Laiito äi vio" bilden
und wahrscheinlich nach Zeichnungen Botticelli's von Baccio
Baldini gestochen wurden; endlich aus den lv Platten der
von Landino 1481 in Florsnz veröffentlichten Vivina6omsäia,
welche ebenfalls denselben Meistern zugeschrieben werden.
Kopien des letzteren Werkes, wslche die vollständige Folge
von Jllustrationen enthalten, sind äußerst selten, da ein
großer Teil der Auflage, gedruckt von Nicolaus v. Breslau,
nur zwei davon enthält, die zur Zeit der Veröffentlichung
allein vollendet waren. Die Nachbildungen sind in unserem
Falle nach den besten Exemplaren des Kupferstichkabinets und
der Bibliothek des Britischen Museums ausgeführt. Die Stellen
der Gedichte, worauf sich ,die Jllustrationen beziehen, sind
den Blättern in englischer Übersetzung beigegeben, auch hat
der Herausgeber kurzs, aber doch alles Wesentliche enthaltende
Erläuternngen über den technischen Charakter und die kunst-
geschichtlicho Bedeutung derselben hinzugefiigt. Die Repro-
duktionsn, von A. Dawson ausgeführt, sind vortrefflich ge-
lungen, so daß das kunstliebende Publikum mit nmsomehr
Jnteresse der auf dem Ilmschlag angekündigten Fortsetzung
der Publikation entgegensehen wird.

Aunsthistorisches.

I',y. Altitalienische Fresken. Jm ehemaligen Kloster
Monteoliveto bei Florenz hat das Fragment eines
Wandgemäldes die Aufmerksamkeit der königl. Galerie-
direktion auf sich gelenkt, die dasselbe in die Uffizien zu über-
tragen beabsichtigt. Es war vor einigen Jahren von dem
ehemaligen Superior in einem Raume aufgedeckt worden, der
einst einen Teil des Refektoriums gebildet hatte. E. Mllntz
hatte davon zuerst in der Schilderung seiner Streifzüge in
den Umgebungen von Florenz im Herbst 1882 (s. Üs lour
äu wouäs. Jahrg. 1883, S. 180, wo auch eine Abbildung
gegeben ist) die folgende Beschreibung gegeben: Es ist nicht
schwer, darin die Diittelgruppe einer Darstellung des heil.
Absndmahls zu erkennen, die der besten Epoche angehört
haben mag. Die lebensgroßen Figuren sind leider zur Hälfte
vernichtet, doch unterscheidet man noch dsutlich, von links
nach rechts sortschreitend, Petrus, den Heiland, Johannes
und an der äußeren Tischseite Judas. Drotz der traurigen
Verstümmelungen zeigen die Köpfe noch viel Äusdruck; Judas
wendet sich mit finsterem Blick dem Beschauer zu, dagegen
sind die Züge des Lieblingsschülers, der sein Haupt an die
Schulter des Heilands lehnt, voll Lieblichkeit; der Wurf der
Gewänder zeichnet sich durch großsn Stil aus. Seither hat
Milanesi auf Grund von Andeutungen gleichzeitiger Doku-
mente die Ansicht ausgesprochen, daß man den Schöpfer des
Wsrkes in Sodoma zu suchen habe, der ja auch in Monte-
oliveto bei Siena, dem Mutterhause des Florentiner Klosters,
sinen Freskencyklus ausgeführt hat. — Müntz lenkt am oben-
angeführten Orte die Aufmerksamkeit auch noch auf zwei
andere Kunstwerke, die bishsr nur wenigen bekannt geworden
sind. Das ersts ist eine Freske Dom. Ghirlandajo's in
der Kirche S. Andrea zu San Donnino (an der Bahn-
linie Florenz-Empoli). Sie stellt dis Madonna mit dem
Kind auf ihrem Schoß in einer Art Nische sitzend dar, zwischen
zwei Heiligen, von denen der eins ein Schwert, der andere
einen Köcher trägt. Die Komposition ist überaus einfach,
aber die Ruhe und Harmonie derselben und die Hoheit der
Charaktere kennzeichnen den großen Meister. — Das zweite
Werk findet sich in der Dorfkirche zu Peretola (an der
Tramwaylinie Florenz-Prato) und ist eine Arbeit derdella
Robbia, die Leichs Christi von Engeln gestützt, Maria links,
Johannes rechts davon, Gottvatsr im Giebel darüber, alles
in Halbfiguren, darstellend. Das Werk verdient umsomehr
Beachtung, da es — bekanntlich ein ganz seltener Fall bei
Arbeiten dieser Schule — zum Teil in Marmor, zum Teil
in glasirtem Thon ausgeführt ist. Leider giebt Müntz keine
nähere Beschreibung desselben, und so seien denn beide Find-
linge nach ihm kommenden Kunstfreunden zu eingehender
Berichterstattung empfohlen.

Aonkurrenzen.

X. — Preisausschreiben. Der Verleger der weitver-
breiteten Zeitung „Die Modenwelt" hat sür dis Zeichnung
eines neuen Titelkopfes einen Preis von tausend Mark aus-
gesetzt. Die näheren Bestimmungen sind aus dem dies-
bezüglichen Jnserat dieser Nummsr zu ersshen.

personalnachrichten.

— Wilhelm Holter in Berlin hat einen Ruf als Lehrer
an die königl. Mademie der bildenden Künste und Kunst-
gewerbeschule zu Leipzig angenommen. Holter ist aus der
Schule Gussows hsrvorgsgangen.

— Carl Bourdet in Braunschweig, ein früherer Schüler
Christian Wilbergs, folgt zum 1. Mai a. e. einem Rufe als
Lehrer für dekorative Malerei an die königl. Kunstakademie
und Kunstgewerbeschule zu Leipzig.

Sammlungen und Ausstellungen.

I'z-. Die Ausstellung von Handzeichnungen, welche zum
Besten des französischen Künstlervereins in der Leols äes
deaux-arts zu Paris seit Mitte vorigen Monats eröffnet ist,
umfaßt eine bedeutende Anzahl von Werken französischer
Künstler vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur
Gegenwart herab. Ter Ausschluß der Arbeiten lebender
 
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