Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0056

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sammlungen — Vereine — Forschungen

94

SAMMLUNGEN
Im Stockholmer Nationalmuseum ist gegenwärtig
die stattliche Sammlung von Gemälden, Bildhauerwerken,
Zeichnungen usw. ausgestellt, die der Staat auf der bal-
tischen Ausstellung in Malmö erworben hat. Von den
Erwerbungen Schwedens ist vor allem Wilhelm Leibis
Porträt des Chemikers J. Jais, eines Freundes des Malers,
zu nennen, das in der schwedischen Presse als der unver-
gleichlich wertvollste Ankauf bezeichnet wird. Der Preis für
das Brustbild betrug 75000 Kr., oder etwas über 80000 M.
Unter den weiteren Erwerbungen aus der deutschen Kunst-
abteilung sind noch ein kleines humoristisches Gemälde
von Oberländer, humoristische Zeichnungen von Rudolf
Wilke (Vater und Sohn) und Thomas Theodor Heine
(Drillinge und Häusliches Glück), sowie ein Bronzekopf,
Studie zu einem Merkur, von August Gaul und Porzellane
der Kgl. Porzellanfabrik in Berlin zu nennen.

Die Berliner Städtische Kunstdeputation hat unter
Vorsitz des Bürgermeisters Dr. Reicke unter anderem be-
schlossen, ein von Professor Kunz-Meyer gemaltes Porträt
von Paul Heyse anzukaufen. Es ist für die städtische
Sammlung wertvoll, ein nach dem Leben gemaltes Portrat
Paul Heyses zu besitzen, der bekanntlich geborener Ber-
liner war.

VEREINE

Dieser Tage trat der Architektenverein zu Berlin zu

einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen. Es
wurden genehmigt die Bewilligung von 3000 Mark für das
Rote Kreuz, die Zuwahl des Geheimen Baurats Hermann
Hirstein in den Vorstand, die Gründung der Kriegshilfs-
kasse des Architektenvereins und die Beschaffung von
Mitteln aus der Strauch-Stiftung.

anstalt in Nürnberg, birnförmiger Krug bei J. D. Mayer in
Frankfurt) ebenfalls befindet, und der auf einem Gefäß im
Hamburger Kunstgewerbemuseum noch die Signatur des
bekannten Fayenciers J. C. Rib und die Ortsbezeichnung
»Franckfort« trägt. Die Frankfurter Fabrik scheint also zu-
weilen ihre Erzeugnisse mit einem Chinesen markiert zu
haben. Die Malerei des Tellers, der jetzt vom Berliner
Kunstgewerbemuseum erworben wurde, ist ganz besonders
reizvoll; eine Jagdszene, bei der die Jäger die europäische
Tracht der Zeit tragen, ist lebendig und flott einfach in
ostasiatische Motive hineingesetzt. Die Figuren der Vase
sind in chinesischer Tracht. Ob gerade J. C. Rib der Maler
der ganzen Gruppe war, ist vorerst nicht festzustellen, da
die stilistischen Anhaltspunkte noch fehlen; ebenso ist
noch den Quellen nachzugehen, aus denen die Frankfurter
Fayenciers diese ostasiatischen vielfigurigen kulturhistorisch
interessanten Darstellungen geschöpft haben. Zeh hat be-
reits für die Hanauer Fayencen und für einige Motive der
Frankfurter Stücke die Vorbilder auf ostasiatischem Por-
zellan gefunden. Eine Monographie über die Frankfurter
Fayencefabrik ist vom städtischen histor. Museum in Frank-
furt a. M. geplant, wie Zeh in seinem Buche über die
Hanauer Fayencen mitteilt. m.

FORSCHUNGEN
p ^rar»kfurter Fayencen. In seinem Buche »Hanauer
Rh en*' Beträge zur Kunstgeschichte Hessens und des
eine'pMain-Qebietes (Marburg 1913) S. 72ff. hatte E. Zeh
In j uPPe von Blaufayencen aus dem Ende des 17. Jahr-
lc,erts als Erzeugnisse der Frankfurter Fayencemanufaktur
gesprochen. Ihre Qualität ist sowohl in Technik wie auch in
^ Feinheit und Sicherheit der Malerei eine so hochstehende,
Vi S'e ne'5en den besten holländischen Fayencen des aus-
in H-nden 17-Jahrhur|derts bestehen kann. Zeh behandelte
diesem Zusammenhang namentlich als feinste Stücke
Wei große Teller im Hamburger Kunstgewerbemuseum,
wozu zwei technisch und stilistisch gleichartige Neuer-
erbungen des Berliner Kunstgewerbemuseums treten,'
e'n Teller, der auf der Rückseite mit einem Chinesen
markiert ist, und eine stattliche Vase. Diese werden von
£eh in den eben erschienenen »Amtliche Berichte aus den
Korugsberger Kunstsamml ungen« (Oktober 1914) abge-
Udet und geschildert. Die ganze Gruppe ist einem ein-
zigen Maler, einem ungemein sicheren Zeichner zuzu-
'Den' die Blaumalerei dieser Fayencen ist von keiner
Uberglasur bedeckt, ebenso fehlt ihnen die bei holländi-
schen Fayencemalern übliche Konturierung mit schwarzer
arbe »Trek«. Zeh weist dann nach, wie eng diese Gruppe
von Fayencen in Hamburg und Berlin mit gesicherten
rankfurter Stücken zusammenhängt: landschaftliche
Szenerien und Motive sind der Frankfurter Fabrik ganz
und gar eigentümlich. Einen neuen und endgültigen Be-
weis für die Frankfurter Herkunft der Fayencen gibt aber
ein als Marke des Tellers auf der Rückseite schnell hin-
gezeichneter Chinese, der sich auf gesicherten Frankfurter
cken (Eughalskrug in der bayerischen Landesgewerbe-

ENTGEGNUNG
Die Solly-Madonna. Oskar Fischel bringt in seinem
»Die Madonna Daun« betitelten Angriff1) gegen meinen
Aufsatz »Einige der Madonna del baldacchino Raffaels ver-
wandte Madonnen«2) einige unrichtige Angaben.

1. Fischel wirft die Frage auf, mit welchem Recht das
Bild in einer wissenschaftlichen Zeitschrift wie dem Reper-
torium Aufmerksamkeit erregen darf, noch dazu unter dem
»usurpierten« Namen der »Madonna Solly«. Das Bild
habe ich an keiner Stelle »Madonna Solly« genannt, viel-
mehr im Gegensatz zur Berliner Madonna Solly durch-
weg » S o 11 y-M a d o n n a « ! Und das ist doch wohl
gerechtfertigt, da das Bild aus der Sammlung Solly
stammt. So war die Benennung dieses Bildes ver-
schieden von der der Berliner Madonna Solly, von der
Fischel sagt, daß sie nie einen Verteidiger brauchte und
in deren Namen pietätvoll die Erinnerung an einen »Kenner
von echtem Qualitätsgefühl« weiterlebt. Edward Solly —
nach Fischel also ein Kenner — hat, wie mir aus glaub-
hafter Quelle versichert wird, die Solly-Madonna immer
für ein Werk Raffaels gehalten, und die Erben haben sie
als bestes Bild der Sammlung zurückbehalten. Die Berliner
Madonna Solly aber ist beispielsweise von Herman Grimm
stark angezweifelt worden.

2. Es trifft ferner nicht zu, daß das fragliche Bild
»antichambrierend bei Autoritäten« aufgetreten sei. Der
Besitzer des Bildes versichert, daß es, seit es in Deutsch-
land ist, sein jetziges Heim nur einmal verlassen hat und
nach Berlin zum Generaldirektor ins Museum gebracht ist.

3. Dunkel bleibt Fischeis Passus: »In einer Zeitschrift
wie dem Repertorium läßt sich ein Aufwand von 12 Seiten
für ein solches Nichts (!) nur daraus erklären, daß der
Redakteur jetzt die deutsche Kultur an anderer Stelle
schützt.« Mein Aufsatz war bereits im Oktober vorigen
Jahres angenommen und im Juni dieses Jahres erschienen,
hat also mit »jetzt« nichts zu tun. Wo der Redakteur einer
Zeitschrift sich befindet, ist doch einerlei!

Auch Fischeis Behauptung, daß »in allen Bildern für
private und kirchliche Kunst Mutter und Kind, wenn sie
sich nicht ganz miteinander beschäftigen, diejenigen an-
zuschauen pflegen, für die sie gemalt sind«, bestätigt sich

1) Kunstchronik, Neue Folge, XXVI. Jahrg., Nr. 4.

2) Repertorium XXXVII, N. F.. 11. Bd., Heft 2.
 
Annotationen