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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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Ausstellungen

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Ecke des^Orabens und der Kärntnerstraße steht. Das ist
ein^uralter umgedrehter Fichtenstumpf, der ganz mit Nägeln
beschlagen ist und einen Eisenring aus dem Jahre 1575
trägt — die Nägel mußte angeblich jeder Handwerksbursche
hineinhauen, der nach Wien kam. Wer sich nun an dem
Fonds des Komitees beteiligt, erhält für eine Krone ein
Oedenkblatt und ist berechtigt, entweder selbst einen Nagel
in den Ritter Joseph Müllners einzuschlagen oder einschlagen
zu lassen. Eine Stelle des Ritters — voraussichtlich das
Schwert —, soll für die Nägel der drei verbündeten Mon-
archen, des Kaisers Wilhelm, des Kaisers Franz Joseph
und des Sultans frei bleiben.

Militärische Fürsorge für Kunstdenkmäler. Bei

der Obersten Heeresleitung laufen zahlreiche Anregungen
zum Schutz und Erhaltung kulturhistorischer Stätten und
Kunstgegenstände ein, die beweisen, wie tief das Verständnis
für alle diese kulturellen Fragen in unserem Volke wurzelt.
Hierzu wird halbamtlich mitgeteilt: Dieselben kulturellen
Anschauungen finden wir aber auch im Heere verkörpert,
das sich aus allen Bevölkerungsschichten zusammensetzt,
im schönsten Sinne des Wortes ein Volksheer ist. Wo also
der Feind nicht selbst seine'Kulturdenkmäler zerstörte, in-
dem er sie als Kugelfang oder als Kampfmittel benutzte,
hat das deutsche Heer das Altehrwürdige und das Künst-
lerische geschirmt. So liegt der Fall vor., daß selbst im
feindlichen Feuerbereich befindliche Kulturdenkmäler durch
starke Holzverschläge aus eigener Initiative der Kommando-
stellen nach Möglichkeit vor dem feindlichen Feuer geschützt
worden sind. So sind zum Schutz von Kunstgegenständen
allgemein gültige Verfügungen für das Heer erlassen worden.
Auch Naturdenkmäler werden geschützt, soweit es die mili-
tärische Lage zuläßt.

Die Vereinigung Berliner Architekten beschäftigte
sich in ihrer letzten außerordentlichen Sitzung nochmals mit
dem Wiederaufbau Ostpreußens und beschloß, eine erneute
Eingabe an die zuständigen Behörden abzusenden. Diese
Eingabe knüpft an den Schlußsatz des Telegramms an, das
der Kaiser am 17. Februar d.J. nach der Winterschlacht in
Masuren an den Reichskanzler richtete und in dem es heißt:
»Unersetzliches ist verloren, aber ich weiß mich mit jedem
Deutschen eins, wenn ich gelobe, daß das, was Menschen-
kraft vermag, geschehen soll, um neues frisches Leben aus
den Ruinen erstehen zu lassen.« Unter Hinweis auf
die bisherigen beiden großen Perioden in der Geschichte
Ostpreußens — im 14. Jahrhundert als deutscher Ordens-
staat und im 18. Jahrhundert nach verheerenden Seuchen
unter dem ersten Preußenkönig — betont die Eingabe der
Vereinigung, es gelte jetzt, diese östliche Provinz als gleich-
wertiges Glied in dem Kranze der blühenden deutschen
Lande von neuem auf einen hohen Kulturstand zu heben.
Soll der Erfolg den riesigen Opfern und Aufwendungen,
die für den Wiederaufbau Ostpreußens vorgesehen sind,
entsprechen, so ist hierfür die Mitarbeit bester baukünst-
lerischer Kräfte gerade gut genug. Minderwertige Kräfte,
die sich mit Rücksicht auf später zu erhoffende feste An-
stellung oder sonstige zu erwartende Vorteile gegen gering-
fügige Entlohnung anbieten oder sogar unterbieten, sollten
von vornherein unberücksichtigt bleiben. Die Vereinigung
Berliner Architekten empfiehlt eine öffentliche Ausschreibung
der von der Behörde beabsichtigten neuen Bezirksarchitekten-
stellen auf Grund eines dem Werte der verlangten bau-
künstlerischen Leistung entsprechenden Mindestgehaltes,
sowie der Zusicherung künstlerischer Aufträge aus dem
Gebiete der öffentlichen Baukunst und ferner einer so freien
und unabhängigen Ausübung baukünstlerischer Tätigkeit,
daß davon ein wirklich hoher kultureller Gewinn erwartet
werden kann.

Professor Hugo Vogel ist dieser Tage nach längerem
Aufenthalt auf dem östlichen Kriegsschauplatze wieder nach
Berlin zurückgekehrt mit einem reichen Ergebnis an Bildern,
Studien und Skizzen. Er hat unter anderem im Haupt-
quartier des Ostens Hindenburg mehrmals gemalt, unter
anderem im Schnee. Einzelne dieser Hindenburg-Bildnisse
werden in der Frühjahrsausstellung der Berliner Akademie
der Künste am Pariser Platz ausgestellt sein. Auch die
Winterschlacht in Masuren hat Hugo Vogel mitgemacht
und dort die Studien für einige größere Bilder gewonnen.
Seinen sechzigsten Geburtstag verlebte er inmitten der
kämpfenden Gruppen, in Rygrod.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. In Paul Cassirers Kunstsalon stellt Ernst
Barlach eine größere Anzahl seiner Holzskulpturen aus.
Es sind zum Teil oft gesehene und viel gelobte Arbeiten,
zum Teil neue Stücke in der genugsam bekannten Art, und
es läge kein Anlaß vor, bei dieser Gelegenheit aufs neue
über die eigene Weise dieses Bildhauers sich zu verbreiten,
wenn nicht jedesmal, da man ihm begegnet, stärker die
Frage sich aufdrängte, wohin dieser Weg denn führe. Es
ist etwas Merkwürdiges um Barlachs Stil. Er war eines
Tages fertig da, ohne daß man hätte verfolgen können,
wie er geworden, und er ist seitdem unverändert der gleiche
geblieben. Es bedeutet durchaus keinen Zweifel an der
Ehrlichkeit der künstlerischen Absicht, wenn auf die Dauer
nun Bedenken sich einstellen. Man braucht nicht ein Fana-
tiker des Entwicklungsbegriffs zu sein, um dem natürlichen
und gesunden Wachstum eines Stiles zu mißtrauen, von
dem man nicht die Wurzeln und nicht die jungen Triebe
zu sehen bekommt. Daran aber liegt es, daß von dem
ersten Werk Barlachs, das man zu sehen bekam, die stärkste
Wirkung ausging, und daß diese Wirkung schwächer
wurde mit der — wenn auch noch so langsam zunehmen-
den — Breite der Produktion. Es ist immer wieder die
gleiche Formengebung, stets der gleiche Empfindungsgehalt.
Und gerade weil dieser zuerst so ergreifend und tief er-
schien, wird seine Wiederholung peinlich.

Es ist zuzugeben, daß dieses Bedenken gegenüber
Barlachs Kunst zugleich die höchste Forderung in sich
schließt, eine Forderung, die man nur an die Leistung der
wenigsten stellen soll, und daß auf der anderen Seite ge-
rade das unbedenkliche Verlangen des Publikums nach stets
neuen Sensationen manchen tüchtigen Künstler mittlerer
Linie von seiner geraden Bahn abgelenkt hat. Mit vielen
scheint Ulrich Hübner dieses Schicksal zu teilen. Seine
ganz unproblematische, aber sympathische und feine Art
sucht sich mit starken, zumal farbigen Effekten zu be-
reichern, nicht immer zu ihrem Vorteil. Es ist möglich,
mit tüchtigem Können und gutem Geschmack ein Leben
hindurch der Kunst zu dienen, ohne darum berufen zu sein,
ihre Wege zu lenken. Aber für Barlach stellt sich die
Frage nicht so leicht. Führt sein Weg nicht zu höherem
Ziel, so ist er vergeblich gewesen. o.

Im Kölnischen Kunstverein zeigt der schwedische,
in Florenz lebende Bildhauer Hugo Elmqvist eine An-
zahl Werke der Kleinkunst, Statuetten und die schönsten
seiner Vasen, alles Bronzearbeiten, die ohne Ziselieren die
minutiös getreueste Wiedergabe des Originalmodells bringen,
und deren hohe technische Vollendung dem von Elmqvist
erfundenen epochemachenden Bronzegußverfahren zu danken
ist. Die Erfindung des Künstlers basiert auf einer von
ihm zusammengesetzten Modelliermasse, die ohne Rück-
stand schmilzt und immer glatt und geschmeidig bleibt,
ferner auf der Anwendung einer porösen Formmasse, die
alle Gase durchläßt, aber trotzdem ungemein Widerstands-
 
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