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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 27
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Bode, Wilhelm von: Die Neuverteilung der staatlichen Kunstsammlungen in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0007

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIET2E
NR. 27 31. MÄRZ 1922

DIE NEUVERTEILUNG
DER STAATLICHEN KUNSTSAMMLUNGEN IN BERLIN
Geeßrter Herr Redakteur!
Sie veröffentlichen in Ihrer Zeitfchrift die Denkfchrift des preußifchen KuL
tusminifteriums über die geplante äußere Geltaltung des Berliner Mufeums-
wefens. Da das Programm namentlich für die Sammlungen des Kaifer=Fried-
rich^Mufeums, für die mir nach meiner Penfionierung Ende 1920 noch die StelL
Vertretung des Generaldirektors übertragen ilt, fchwere Gefahren in fich birgt
und da die Not diefer Abteilungen durch die vom Minilterium beabfichtigte
Geltaltung der Bauten noch für eine Reihe von Jahren gelteigert werden muß,
fo fehe ich mich genötigt, im Interefle unferer Kunltfammlungen, die ich zum
guten Teil zufammengebracht oder felblt geltiftet habe, mein Programm, wie
ich es der Regierung wiederholt vorgelegt habe, hier kurz zu entwickeln und
zu rechtfertigen.
Diefe Denklchrift geht aus von dem nur zu berechtigten Verlangen, daß
bei dem Ablchluß der Mufeumsbauten äußerlte Sparfamkeit notwendig fei,-
irrtümlich, ja verhängnisvoll ilt aber die Forderung, daß deshalb das bald zu
vierfünftel fertige Afiatifche Mufeum in Dahlem nur als Magazinbau zur AuF
nähme der ethnographifchen Studien fammlungen fertig gebaut werden könne.
Schon weil Studienfammlungen notwendig unmittelbar neben den Schaufamm-
lungen untergebracht werden müflen, um beide benutzbar zu machen, ilt es
völlig untunlich, fie meilenweit auseinander zu legen. Zudem ift der Dah-
lemer Bau auch ganz aus den Bedürfnilfen unferer afiatifchen Sammlungen
heraus entworfen und errichtet worden; jeder Raum hat dafür fdion feine
Beltimmung. Die oftafiatifche, die islamifche und indifche Kunft, wie die reichen
Brgebnifle der Turfan=Expeditionen, nicht aber die rein ethnographifchen
Gegenftände, wie die Denklchrift behauptet, bilden weitaus den Hauptteil der
ganzen Abteilung; das neue Mufeum in Dahlem würde daher fast ein reines
Kunftmufeum werden und würde zum erftenmal in feinen ganz hervorragen-
den Sammlungen beweifen, einen wie ftark gemeinfamen Charakter die Kunft
in ganz Afien befitzt, daß die indifche Kunft ohne die perfifch=mefopotamifche
gar nicht verftändlich ift. Daß die islamischen Sammlungen in Dahlem viel zu
abgelegen, im Kaifer=Friedrich=Mufeum dagegen weit zugänglicher feien, kann
nur jemand behaupten, der nicht weiß, daß fie in ihrer jetzigen Aufltellung im
 
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