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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 48
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Hübner, Friedrich Markus: Belgischer Brief
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0390

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806

Belgifcher Brief — Literatur

die Radierplatte bringt, hierbei jedoch nicht zur eigentlich vifionären Gefialtungs-
form durchdringt. In dem Buche, welches Fierenz^-Gevaerts dem Künltler
gewidmet hat <erfchienen in der Collection des artistes beiges contemporains)
wird er mit Whistler verglichen, was aufs Handwerk befehen berechtigt ift,-
indeflen befitzt er nicht das freie Weltmannstum des Briten. Die Jugend
unter den belgifchen Malern rückte vor zwei Jahren, bei Gelegenheit einer
Gefamtausltellung, vernehmlich von ihm ab. Er verfdiied an einem Rücken»
marksleiden.

LITERATUR
Armin Hausladen, Koftbarkeiten
aus dem Mündiener Refidenz -
Mufeum. Mit 59 Bildtafeln. Verlag
fürpraktifche KunftwilTenfdiaft.F.Schmidt,
München=Berlin=Leipzig 1922.
Zu den fchönen Münchener Sammlungen
ift nach dem LImfiurz das »Refidenz»
Mufeum« gekommen, an koltbaren Innen»
räumen das reidifte der vielen Schlölfer
Deutfchlands: Zimmerfluchten voll der
Spätrenaiflance bis zum Klaffizismus, meift
vollftändig erhalten, und jede in ihrer Art
von höchltem künfilerifchem Rang,- die
mufeale Darbietung von beitem Gefchmadc.
Zu diefern wunderbaren »Mufeum« ift
nun ein Art Führer erfchienen: »Koft»
barkeiten aus dem Münchener Refidenz»
Mufeum« von Armin Hausladen. Neben
die fyftematifch erfchöpfenden Handbücher,
die entweder nach der Zeitfolge oder nach
der Aufftellung einen Mufeumsbeltand
durchgehen, ließt lieh Hausladens Buch fo
befonders wie etwa die Münchener Refidenz
neben einem Kunftgewerbe=Mufeum fleht,
die Räume find ja auch nicht wiflenfehaft»
lieh erfchöpfend und nicht chronologifch
genau angelegt. Hausladen hat einzelne'
Dinge — Möbel, Wandteile, Porzellan,
Stukkaturen ufw. — aufgenommen und zu
den Tafeln jedesmal einen Text verfaßt,
der links daneben gedruckt iff. Es ifl nicht
eine Vorlefung, fondern ein Spaziergang
durch das Sdiloß, mit einem Kenner des
Kunflgewerbes und einem Kenner diefer
Räume und ihres erlefenen Inhaltes. Er
quält uns auf diefern Gang nicht damit,
daß wir alles und jedes fehen müfl’en,
fondern bleibt hie und da mit uns flehen
und läßt uns dann ein Stück Wand oder
eine Kommode fehr genau betrachten, bis

wir das geformte Empfinden ganz lebendig
verliehen, und im Plaudern lernen wir
auch noch nebenher recht viel. Für den
Kenner des Kunflgewerbes ift die Gefahr,
fein Willen zu einer öden händlerhaften
Warenkenntnis werden zu laßen, noch
größer als für den Kenner der fogenannten
hohen Kunft. Hausladen hatgenaueWaren»
kenntnis, aber fein lebendiges und fehr
feines Gefühl geht weit darüber hinaus,
erfaßt dasGeiftig»Kün(tlerifche des Gegen»
ftandes mit ftärkftem Empfinden und Ver-
liehen, feine Sprache hat eine erftaunliche
Fähigkeit, letzte Feinheiten des Form»
finnes auszudrücken, und ein hoher fchrift»
fttellerifcher Geichmack bietet das Ganze
in ausgezeichneter Geflaltung dar.
Man hat neuerdings die Gefchichte der
Mafien entdeckt und in der Kunft die
Gefchichte der Gefamtlirömungen. Immer»
hin behält die Gefchichte der Lebensfpitzen
noch ihren Reiz — und es gibt kaum eine
fchönere Stelle, fie zu lefen (für die neueren
Jahrhunderte), als die Münchener Refidenz ,-
Hausladens Buch ift feines Stoffes würdig.
Ludwig Jufti
*
Dresdner Graphik = Mappen
Um jedes Miß verfiändnisauszufchließen :
hier handelt es lieh um Graphik jüngerer
Dresdner Künfller,die noch kaum in weiteren
Kreifen Beachtung fand, aber in höchfiem
Maße der Beachtung wert ift,- Radierungen
von Chriftoph Voll, Radierungen und
Holzfchnitte von Otto Dix, Lithographien
und Radierungen von Lafar Segall.
Der fruchtbarfte und formenreichfte ifl der
Maler Otto Dix, der in feinen Bildern den
Bürger mit furchtbaren Wirklichkeiten zu
fchrecken liebt, deffen Stärke und reinfte
Wirkung man aber in Zeichnung und
 
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