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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 36
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Grossen, Ernst: Zur Neuverteilung der staatlichen Sammlungen in Berlin
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0175

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Zur Neuverteilung der Staatlichen Sammlungen in Berlin — Literatur

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es erftiinde, diefe Hoffnungen erfüllen und nicht nur den Mann, der es ge»
plant, fondern auch das Volk, das es gebaut, ehren würde. Nach der Nieder»
läge von 1806 war die preußifche Regierung der Meinung, daß der Staat
feine materiellen Verlulte durch geiltige Eroberungen erfetzen mülfe. Hat
man heute den Glauben an geiltige Eroberungen verloren?

LITERATUR
Neue Bücher
über fchweizerifche Kunft
Die Bücher über fchweizerifche Kunft
häufen fich. Sie werden um fo zahlreicher,
je mehr in unfern Tagen die Kunftgelchichte
von den großen Zentren der Kultur auf
das Land und von den großen Problemen
auf die Einzelheiten übergreift. Auslän»
difdie Verleger verfprechen fich viel von
der Valuta und man möchte, nach den
erffen Proben, wirklich glauben, daß das
Gebiet ergiebig fei. Es ift ganz in der
Ordnung, daß Sdiweizer Gelehrte fich als
Erfie hinter die Aufgabe machen. In Bafel
bereitet Paul Ganz ein großes Tafelwerk
über die heimifche Malerei von 1400 bis
1530 vor und wird darin all die Erkennt»
niffe niederlegen, die fich aus der fchönen
Züricher Ausfiellung vom letzten Herbft
ergeben haben / über Hans Fries find gleich
zwei Differtationen und ein Buch in Arbeit,
eine weitere Publikation nimmt fich die
Zeichnungen des Urs Graf vor, und eine
Vereinigung von Künftlern und Schrift»
ftellern des ganzen Landes fetzt fich zum
Ziel, mit der Zeit alle irgend wichtigen
Kunfiwerke der Schweiz auf großen Tafeln
mit vernünftigem Text zu veröffentlichen.
Die Federn gehen mit einer wahren Leiden»
fchaft, und es bleibt nur zu hoffen, daß
uns die Verflachung in die Mafl'enproduk»
tion erfpart werde.
In Befolgung eines fchönen alten Brauches
hat Dr. W. Wartmann, der Konfervator
des Züricher Kunfthaufes, in dem Neu»
jahrsblatt feiner Gefelllchafi für 1922 eine
kleine Arbeit über die Ausfiellung vom
Herbfi veröffentlidit <»Tafelbilder des 15.
und 16. Jahrhunderts«, Verlag der Z.
Kunfigefellfihaft), Überlegungen, wie fie fich
einem mit den Dingen wohlvertrauten Ge»
lehrten bei öfteren Gängen durch die Aus»
fielfung ergeben mußten. Die Entwicklung

des Altarbildes im 15. Jahrhundert, die Ab»
Wandlung befiimmter Vorwürfe, die Bild»
nistypen feit 1500 — das find einige der
Themata, die fich das wohl ausgefiattete
Büchlein fiellt, und es gehört, um eine Ein»
zelheit zu nennen, zu feinen Verdienfien,
daß es zum erfien Male Werke der neu
abgegrenzten Nelken=Meifier mit den offen»
baren Vorlagen unter den Stichen Schon»
gauers zufammenfiellt, eine Konfrontation,
die freilich für die künfilerifche Phantafie des
Nelkenmeifiers von Zürich im höchfien
Grade kompromittierend wirkt. Mit Be»
wußtfein geht Wartmann den befonderen
Problemen örtlicher Stileigenart oder per»
fönlicher Abgrenzung der führenden Meifier
aus dem Wege, in der Meinung, daß ge»
rade foiche Betrachtungen den zu erwar»
tenden Monographien Vorbehalten bleiben
follen.
Auch das Neujahrsblatt der literarifchen
Gefeilfchaft von Bern ifi der älteren fihwei»
zerifchen Kunft gewidmet. Dr.R.Nicolas,
der Privatdozent der Berner Hochfchule, hat
in ihm eine größere Studie über die Haupt»
Vorhalle des Berner Münfters und
ihren bildnerifchen Schmuck niederge»
legt, und damit ein Thema erneut aufge»
griffen, zu welchem fich die ältere und
neuere Lokalforfdiung fchon mehrmals aus»
gefprodhen hatte. Den äußeren Anlaß gab
wohl die durchgreifende Renovation von
1914. Es handelt fich um eine große Dar»
ftellung des Jüngften Gerichts von typifch
fpätgotifcher Prägung, die man bisher, auf
einer fummarilchen Notiz von 1535 fußend,
dem aus dem niederländifchen Weftfalen
nach Bern eingewanderten Meifier Erhard
Küng zugewiefen hatte. Nicolas gibt zu»
nächfi eine großangelegte eingehende Be»
fdireibung des ganzen Werkes, wobei^es
ihm fleckenlos gelingt, die fehr nahen Zu»
fammenhänge mit dem geiftlichen Schau»
fpiel nachzuweifen. Es wird da ein wißen»
fchaftlicher Apparat ausgebreitet, der über
 
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