Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

DOI Heft:
Nr. 48
DOI Artikel:
Hübner, Friedrich Markus: Belgischer Brief
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0387

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER:
CURT GLASER • GUSTAV KI RS TEIN • HANS TIETZE
VERANTWORTLICHE REDAKTION:
ALFRED KUHN.
NR. 48 1. SEPTEMBER 1922

Einfendungslrelle für alle Manu fkripte, außer Österreich und München: Dr. Alfred Kuhn,
Berlin W62, Kurfürftenftraßel26 ■ Für Ö Her reich: Wiener Redaktion, Prof. Dr. H. Tietze,
Wien XIX, Armbru(i ergaffe 20 • Für München: Münchener Redaktion, Dr. Hans Rupe,
München,Widenniayerstraße39III • Veriagvon E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltraße 11a

BELGISCHER BRIEF
VON FRIEDRICH MARKUS HUEBNER
TULES DESTREE, der fortfchrittlidi gefinnte Minifter für Künfte und
J Wiflenfchaften, ift infolge der veränderten parteipolitifdien Lage aus dem
Kabinett ausgetreten. Sein Amt wurde dem Lütticher Gefchichtsforfcher
Hubert anvertraut, einer Perfönlichkeit, dem die adminiftrative Arbeit nidht
fremd ilt. Huberts Aufgabe ilt zunächft die, den Dienft im Minifterium für
Künfte und Wiflenfchaften ein wenig zu ftabilifieren. Destree fuhr zu flott.
Die meiften Poften des Minifteriums waren von ihm neu verteilt worden,-
in den Büros drängten fleh die Entwürfe und Anordnungen, die aus dem
Zimmer des Portefeuillesinhabers herausgingen/ der Dienlt: drohte in Über*
laftung und in Unordnung unterzugehen. Destrees Verdienft als Anreger
verneint niemand,- daß er, der Journalift und Lebenskünftler, nicht viel von
der trockenen Verwaltungsarbeit verftand, davon nichts verliehen wollte, fteht
gleichwohl feft. Über das Erreichte und das nur Angeftrebte während feiner
Miniftertätigkeit gibt ein foeben erlchienenes Buch von Emile Cambier Kunde :
»Jules Destree, ministre des Sciences et des Arts«.
Wie fchon mehrmals in der Kunftchronik mitgeteilt wurde, hat Destree
auch das Kunftankaufswefen in Belgien zu reformieren getrachtet. Wenigftens
dies wurde durch ihn erreicht, daß der Ankaufsfonds für Kunftwerke beträcht*
lieh erhöht wurde. Im Belgifchen Staatsanzeiger wurde unlängft die Lifte der*
jenigen Gemälde und Zeichnungen veröffentlicht, welche der Staat im Jahre
1920 bis 1921 erwarb. Danach gab man 250000 Fr. aus und fieberte
fich mit dem Betrage 171 Werke. Die Auswahl der Werke felber fcheint
jedoch den meiften belgifchen Kritikern bedenklich. Destrees Einfluß und fein
Gefchmack wurden offenbar durch die Arbeit der auswählenden Unter*
kommiffion durchquert. Zunächft wirft man diefer vor, daß fie Brüfleler
Künftler bevorzugte und nicht genügend Rückficht auf das Schaffen in den
flämifchen und wallonifchen Provinzftädten nahm. Auch parteipolitifdie Zu*
gehörigkeitsfragen follen mit ausfchlaggebend gewefen fein. Jedenfalls fteht
 
Annotationen