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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 47
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Térey, Gábor: David Teniers und der Samtbrueghel
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0371

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David Teniers und der Samtbrueghel — Literatur

787

magifcher Weife den Oberkörper, den linken Schenkel, ferner die kobalt-
blauen und warmvioletten Gewänder der Juno beleuchtet1). In fchönlten
Tönen erftrahlt diefe wie eine bunte Emailftatuette wirkende Geftalt in ihrer
anmutigen Bewegung. Als Itarker Kontrakt zu ihr erfcheint der angekettete,
fich wütend gebärdende Zerberus in derfelben aufgerichteten Pofition, wie auf
den bereits erwähnten zwei Bildern: tieffchwarz, filhouettenartig2 3). Matt ift
befchienen die feine Vegetation auf der linken Seite des Höhlenfpaltes, welche
wir von Teniersfchen Bildern her bereits kennen8). In diefem abgefchloffenen,
in warmbraunen und goldigen Tönen gehaltenen Milieu hätte Teniers ebenfo gut
die »Verfuahung des hl. Antonius« darfiellen können, das hätte feiner Auf-
falfung entfprochen. Er zog es vor, uns in den Zauber der Unterwelt zu
verfetzen. Seine Schilderung und Malerei ilt gleich meifterhaft.
1> Wie mir Direktor Hans Polfe gütigft mitteilt, trägt Juno auf Brueghels Bilde in der
Dresdener Galerie <Nr. 817), von dem Teniers die Figur entlehnt hat, ein pfauenblaues hinter*
kleid und einen hellvioletten Mantel.
2) Vgl. das hier reproduzierte Detail aus dem Berliner Bilde Nr. 866 D.
3) Vgl. das hier reproduzierte Detail aus dem Dresdener Bilde Nr. 1079.

LITERATUR
O. Riefebieter, Die deutfchen
Fayencen des 17. und 18. Jahr*
hunderts. Klinkhardt 'S) Biermann,
Leipzig 1922.
In fechs Lieferungen in geographifch
geordneter Folge, mit ausreichender Ver*
Zeichnung der Fachliteratur, mit 442 AbbiL
düngen und einem ausführlichen Marken*
Verzeichnis, das fich von unbeglaubigten
und irreführenden Signaturen fern hält,
ilt das umfangreiche Handbuch der deut*
fchen Fayencen nunmehr vollftändig er*
fchienen, ein unentbehrliches Hilfsmittel
für die Mufeumsarbeit und den Sammler,
wie wir es bisher noch nicht befaßen. Die
trockene Sachlichkeit diefes in knappfter
Form zufammengedrängten Tatfachen*
materials aus der Gefchichte von einigen
60 Fabriken — denn fo viele gab es
davon in dem gründungseifrigen und
wirtfchafflich fo zerltückelten Reich von
damals — ergibt natürlich keine lesbare
Gefamtdarltellung, und felbft die Proben
der im Handel heute fo hoch bewerteten
Gefäße, die in dem Buche abgebildet werden,
find nicht immer ihrer Schönheit wegen
gewählt. Das künfilerifche.Moment fpielt
für den Verfafier überhaupt nicht die aus*

fchlaggebende Rolle,- denn er zielt auf eine
erfchöpfendvolKtändigeMaterialfammlung;
und nicht alles, was in diefen kleinen
Fabriken in Gera oder in Oldeslohe und
in manchen der großen hergeftellt worden
ilt, darf Anfpruch auf eine künfilerifcheWer-
tung erheben. Ohne diefe unperfönliche,
juriltifche Sachlichkeit würde die Arbeit
ihren Zweck verfehlen. Der Verfafier, von
Beruf bekanntlich Jurift und feit langen
Jahren Vorfitzender des Oldenburger
Kunftgewerbe*Vereins, ifi einer der erfolg*
reichlten Spezialfammler der letzten zwei
Jahrzehnte. Er hatte mit Delft und den
holländifchen Wandfliefen, die an der
LInterwefer und der oldenburgifdien
Wafierkante foviel zür bäuerlichen Haus*
ausftattung verbreitet waren, begonnen,
kam dann auf Jever und Vegefack, und
mit der Findigkeit und beharrlichen Ruhe
des Kriminalilten erweiterte er Schritt für
Schritt feine.Sammlung und feine Kennt*
nifle. Manches Mufeum hat aus feiner
Sammelleidenfchaft Nutzen gezogen, wenn
er, um verlockendere Stücke zu erwerben,
ganze Gruppen feines Belitzes abzugeben
bereit war. Seine Herkunftsbeftimmungen
haben in manche Fayencenfammfung Ord*
nung gebracht. Die Ergebnille feiner
 
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