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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 31
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Kieszkowski, Georg: Aus polnischen Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0069

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 31 28. APRIL 1922

AUS POLNISCHEN MUSEEN
VON GEORG VON KIESZKOWSKI
DIE polnifchen Mufeen haben im letzten Halbjahre eine fehr namhafte
Bereicherung erfahren. Die betreffenden Kunltwerke flammen aus ver-
fchiedenen Quellen: teils waren es Schenkungen, teils Erwerbungen, ein Teil
fchließlich kam aus Rußland, welches im Rigaer Frieden fich zur Rückgabe
der nach der letzten Teilung Polens weggefchleppten Kunltwerke verpflichtete.
Bevor wir jedoch von diefen fprechen, wenden wir uns vorerft den prL
vaten Schenkungen zu — und hier an erlter Stelle fei die großartige Samm*
lung des Herrn Felix Jafienski aus Krakau genannt,
Felix Jafienski ilt eine immer feltener werdende Erlcheinung, ein geilt-
reicher Mann vom Schlage des franzöfifchen 18. siede, der in feinem fran-
zöfifch gefchriebenen Buche »Manggha«, das feinerzeit viel Auffehen erregte,
fich als ein trefflicher Beobachter verfchiedener künftlerifcher und literarifcher
Ereignifle entpuppte und fie immer feflelnd, nicht feiten aber mit feinem iro*
nifchen Lächeln zu befprechen wußte. Aber unter diefer literarifchen Satyrn
maske Ichlug ftets ein für jede wahre Kunlt fleh begeifterndes Herz, barg fich
ein fubtiles Verltändnis für Qualitätswerke, gleichgültig, wo fie zu finden
waren: in der Literatur wie Mufik, im Theater wie im Reiche der bildenden
Kiinlte. Die Liebe zu letzteren hat jedoch fchließlich Oberhand genommen
und ihr haben wir die koftbare Sammlung zu verdanken, die Herr Jafienski
im Laufe der letzten 30 Jahre zufammenzubringen wußte. Freilich waren es
andere Zeiten: die fchwingenden Preife für Kunltwerke gehörten noch zu
Seltenheiten und fo konnte unfer Sammler, obwohl nur ein wohlhabender,
keineswegs aber ein reicher Mann, viele Kunftobjekte im Auslande zu noch
mäßigen Preifen erwerben. Was aber die polnifchen, modernen Bilder be-
trifft, fo wurde deren Ankauf dank perfönlicher naher Beziehungen des
Sammlers zu den Meiftern der polnifchen Kunlt wefentlich erleichtert. Der
Gedanke, mit wertvollen modernen Bildern (nach der Matejko=Zeit> polnifcher
Maler die Krakauer Galerie zu vervollltändigen, fonft aber nur die hohe
Qualität des Kunflwerkes, waren für Herrn J. die einzige Richtfchnur bei
feinem Sammeln, und fo finden wir in feinem Mufeum die verfchiedenlten,
faft immer aber fehr wertvollen Kunflgegenflände. Vom entwicklungsgelchicht-
liehen Standpunkt ilt es deshalb (mit Ausnahme der polnifchen Bildergalerie)
 
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