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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

DOI issue:
Nr. 29/30
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Mayer, August Liebmann: Bayrische Kunstpolitik und Kunstpolitik des Münchner Herzens
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0049

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 29/30 14./21. APRIL 1922

BAYRISCHE KUNSTPOLITIK
UND KUNSTPOLITIK DES MÜNCHNER HERZENS
VON AUGUST L. MAYER
ALS vor vier Jahren von dem verltorbenen König Ludwig III. der ob®
daddofen Münchner Sezeffion ein neues Haus errichtet werden follte,
herrfchte in München allgemeiner Jubel, da bekannt wurde, der König hätte
ihm zur Verfügung geftellte Mittel als Grundltodk für einen Sezeffionsbau
auf dem Terrain des alten Botanifchen Gartens beftimmt. Es kam die Re-
volution, es wurden wie fo viele andere Pläne, alle Pläne für neue Kunlt®
bauten vernichtet oder auf ganz unbeltimmte Zeit hinaus zurüdcgeltellt.
Da bot heb nun feit vergangenem Herbft auf einmal für den Staat eine
Gelegenheit, ein Kunltausltellungsgebäude auf billige Weife zu erwerben.
Eine Bank wollte Pich in München einen Bau errichten,- diefer follte auf einem
kleinen Teil des alten Botanifchen Gartens aufgeführt werden, und gewifler®
maßen als Zahlung für eine neunzigjährige Erbpacht verpflichtete fich die
Bank, dem Staat ein Kunltausltellungsgebäude gleichfalls auf diefem Terrain
in unmittelbarer Nähe des Glaspalaftes in der Bauzeit eines halben Jahres
im Wert von etwa acht Millionen Papiermark zu errrichten. Die Verhand®
lungen zogen fich in die Länge, das betreffende Minilterium war vielleicht
mit feinen erften Mitteilungen über die Angelegenheit nicht ganz gefchidct;
bedenklich mag auch fein, daß der ausgemachte Betrag nicht in Gold®, fondern
in Papiermark angefetzt wurde — kurz, es kam zu einem großen Protelt
gegen den Plan der »Überbauung des Botanifchen Gartens«. Die Gründe
freilich, die die maßgebenden Führer der Oppofition leiteten, haben mit dem
eben ausgefprochenen Bedenken, daß der vereinbarte Ablöfungsbetrag zu
gering ilt, daß man jedenfalls heute mit acht Millionen nicht mehr ein Drittel
foviel anfangen kann, wie im vergangenen Herbit, nichts zu tun. Die
Münchner Sozialdemokraten proteltieren, weil ein kapitaliltifches Unternehmen
in die Angelegenheit verwidcelt ilt, Rechtsparteien proteltieren zum Teil aus
fehr äußerlichen agitatorifdien Gründen, teils find diefe Elemente offenbar von
einem großen Teil der Künftlerfchaft vorgefchoben. Die Behauptung, daß
hier .eine der fchönlten Anlagen von München bedroht fei, daß Münchens
Lunge eingefchnürt würde, ilt fo verlogen, wie vieles andere, was man heute
in den Zeitungen von rechts und links zu hören bekommt. Einmal wird
 
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