DOI issue:
Nr. 46
DOI article:Dirksen, Victor: Die Sammlung Wedells in Hamburg
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0339
KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER:
CURT GLASER • GUSTAV KIRSTEIN ■ HANS TIET2E
VERANTWORTLICHE REDAKTION:
ALFRED KUHN
NR. 46 18. AUGUST 1922
Ein fendungsltelle für alle Manufkripte, außer Österreich und München: Dr.AIfred Kuhn,
Berlin W62, Kurfürltenltraße 126 • Für Ölt er reich: Wiener Redaktion, Prof. Dr. H. Tietze,
Wien XIX, Armbrultergaffe 20 • Für München: Münchener Redaktion, Dr. Hans Rupe,
München,Widenmayerstraße39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltraße 11a
DIE SAMMLUNG WEDELLS IN HAMBURG
VON VICTOR DIRKSEN
ZWECK nadiftehender Zeilen, die im wefentlidien eine Art Inhaltsangabe
der Galerie Wedells in Hamburg find, ilt, die Lefer untrer Zeitfchrift
anzuregen, daß fie bei öinem Aufenthalt in Hamburg nicht verfäumen, der
Sammlung einen Befuch abzuftatten. Die überfichtlidie Unterbringung der
Bilder in zwei prachtvollen Wohnräumen des Haufes, die Qualität der Kunft«
werke machen den Aufenthalt zu einem Genuß, zumal wenn man die etwas
bilderreiche Kunfthalle hinter fich hat. Der 1919 verftorbene Befitzer Siegfried
Wedells, der Haus und Sammlung als ein Ganzes dem hamburgifchen Staat
hinterlaffen hat, lebte früher lange in Paris. Als Sammler war er von erlten
deutlchen Gelehrten beraten, fo daß unter den Bildern kein minderwertiges
Stüde ilt.
Der Zahl nach halten fich die italienilchen und niederländilchen Bilder, um
die es fich im wefentlichen handelt, die Wage. Im ganzen find es rund
45 Stüde. Wir beginnen mit den italienifchen. Obenan liehen zwei vortreff«
liehe kleine Tafeln der Giottofchule, eine Kreuzigung und ein Marientod. In
den Kreis des Bernardo Daddi gehört die Mitteltafel eines großen Triptychons
mit der Darftellung der thronenden Maria, umgeben von dem hl, Franz von
Assisi und der hl. Magdalena. Die Kompofition mit der vorn knienden
Stifterin ift der Madonna in S. Giorgio a Ruballa verwandt. Die fienefifche
Schule des Trecento vertritt das zarte Bruftbild einer Madonna mit Kind von
Sano di Pietro, eine verwandte Kompofition befand fich in der ehemaligen
Sammlung Dollfus.
Den erlten Raum beherrfcht ein Tondo Mainardis, früher bei Dr. P. Merfch,
Paris, Maria mit dem Kind, von Engeln und dem kleinen Johannes umgeben.
Das Bild ift eine Replik des Louvreexemplares, von dem auch in anderen
Galerien Wiederholungen Vorkommen. Ein Sebaftian an einer Säule, die
etwas unvermittelt in einer blonden, kahlen Landfchaft lieht, von Palmezzano,
ilt Marcus Palmezanus P. Foroliviensis Anno 1493 bezeichnet. Das Stück
HERAUSGEBER:
CURT GLASER • GUSTAV KIRSTEIN ■ HANS TIET2E
VERANTWORTLICHE REDAKTION:
ALFRED KUHN
NR. 46 18. AUGUST 1922
Ein fendungsltelle für alle Manufkripte, außer Österreich und München: Dr.AIfred Kuhn,
Berlin W62, Kurfürltenltraße 126 • Für Ölt er reich: Wiener Redaktion, Prof. Dr. H. Tietze,
Wien XIX, Armbrultergaffe 20 • Für München: Münchener Redaktion, Dr. Hans Rupe,
München,Widenmayerstraße39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltraße 11a
DIE SAMMLUNG WEDELLS IN HAMBURG
VON VICTOR DIRKSEN
ZWECK nadiftehender Zeilen, die im wefentlidien eine Art Inhaltsangabe
der Galerie Wedells in Hamburg find, ilt, die Lefer untrer Zeitfchrift
anzuregen, daß fie bei öinem Aufenthalt in Hamburg nicht verfäumen, der
Sammlung einen Befuch abzuftatten. Die überfichtlidie Unterbringung der
Bilder in zwei prachtvollen Wohnräumen des Haufes, die Qualität der Kunft«
werke machen den Aufenthalt zu einem Genuß, zumal wenn man die etwas
bilderreiche Kunfthalle hinter fich hat. Der 1919 verftorbene Befitzer Siegfried
Wedells, der Haus und Sammlung als ein Ganzes dem hamburgifchen Staat
hinterlaffen hat, lebte früher lange in Paris. Als Sammler war er von erlten
deutlchen Gelehrten beraten, fo daß unter den Bildern kein minderwertiges
Stüde ilt.
Der Zahl nach halten fich die italienilchen und niederländilchen Bilder, um
die es fich im wefentlichen handelt, die Wage. Im ganzen find es rund
45 Stüde. Wir beginnen mit den italienifchen. Obenan liehen zwei vortreff«
liehe kleine Tafeln der Giottofchule, eine Kreuzigung und ein Marientod. In
den Kreis des Bernardo Daddi gehört die Mitteltafel eines großen Triptychons
mit der Darftellung der thronenden Maria, umgeben von dem hl, Franz von
Assisi und der hl. Magdalena. Die Kompofition mit der vorn knienden
Stifterin ift der Madonna in S. Giorgio a Ruballa verwandt. Die fienefifche
Schule des Trecento vertritt das zarte Bruftbild einer Madonna mit Kind von
Sano di Pietro, eine verwandte Kompofition befand fich in der ehemaligen
Sammlung Dollfus.
Den erlten Raum beherrfcht ein Tondo Mainardis, früher bei Dr. P. Merfch,
Paris, Maria mit dem Kind, von Engeln und dem kleinen Johannes umgeben.
Das Bild ift eine Replik des Louvreexemplares, von dem auch in anderen
Galerien Wiederholungen Vorkommen. Ein Sebaftian an einer Säule, die
etwas unvermittelt in einer blonden, kahlen Landfchaft lieht, von Palmezzano,
ilt Marcus Palmezanus P. Foroliviensis Anno 1493 bezeichnet. Das Stück