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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 35
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Justi, Ludwig: Kunst und Politik
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0149

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 35 26. MAI 1922

KUNST UND POLITIK.
VON LUDWIG JUSTI
DER Berichterltatter der Kölnifdien Volkszeitung macht mir in feiner Be«
fprechung der Eröffnungsausfiellung des Kölner Kunfivereins die fihwerßen
Vorwürfe, weil ich als Direktor der Berliner NationaLGalerie dem Verein
»das Konzept verdorben« hätte/ im letzten Augenblick hätte ich »fiatt der
ausgefuchten Bilder ganz andere gefchidct, teilweife von einer folch geringen
Qualität, daß es faß beleidigend war! Vielleicht dachte Herr Jußi, das fei
gut genug für die Provinz.«
»Man macht deutfdre Kunßausßellungen in Holland, Schweden, Däne«
mark ufw. und gibt bereitwilligß dazu das Beße aus den Staatlichen Mufeen
her«. Hier iß der Beridhterßatter durchaus falfch unterrichtet. Ehe er mir
den häßlichen Vorwurf macht, ich behandele das Ausland befler als das
Rheinland, hätte er Pich doch wohl genauer erkundigen follen. Tatfächlich iß
feit dem Krieg kein Bild aus der NationaLGalerie über die Grenze gegangen.
Und in Deutfchland iß Köln die erfte Stadt, die von der NationaLGalerie
fo reichliche Leihgaben erhalten hat, nicht aus fachlichen, fondern aus politifchen
Gründen,- dabei iß gerade das »hillige Köln« an Kunfifchätzen die reichße
Stadt Preußens, die eher etwas an Berlin abgeben könnte, als umgekehrt.
Allerdings kommen fortgefetzt vom Inland und vom Ausland dringende Er«
fuchen um Darleihungen aus der NationaLGalerie, faß jede Woche eins.
Andere Mufeen lehnen grundfätzlich ab, und zumeiß werden fie weniger in
Anfpruch genommen. Die NationaLGalerie iß die einzige Sammlung neuerer
Kunß, die vom preußifchen Staat unterhalten wird, und die daher politifchen
Einflüßen ausgefetzt iß durch das Auswärtige Amt, den Landtag ufw.
Bei den zahlreichen Ausheilungen, die ich in der NationaLGalerie und
in deren neuer Abteilung, im ehemaligen Kronprinzenpalais veranßalte, habe
ich es grundfätzlich vermieden, andere Mufeen in Anfpruch zu nehmen, ob«
wohl diefe viel eher in der Lage find, folchen Anfuchen zu entfprechen, da
fie ihnen viel feltener Vorkommen und nach rein fachlichen Gefichtspunkten
geprüfi werden können.
Es iß eine primitive Vorßellung, daß eine Galerie ein Haufen von
Kunfiwerken fei, in den man einfach hineingreifen könnte. Sie find vielmehr
von den Leitern der Sammlung mit Überblich, Tatkrafi und unermeßlichem
 
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