DOI Heft:
Nr. 46
DOI Artikel:Dirksen, Victor: Die Sammlung Wedells in Hamburg
DOI Artikel:Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0342
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Die Sammlung Wedells in Hamburg — Literatur
Von den Niederländern feien noch einige Bilder kurz erwähnt: D.Teniers,
Schloß in einer Landfchaft, bez. mit Monogramm, geltochen von Le Bas als
»La vente de la peche«, ehemals Slg. Ad. Schloss, Paris. — van Goyen,
Kültenlandfchaft, bez. und 1655 dat., war früher bei Rud. Kann. — Janflens
von Ceulen, Damenbildnis, ein gleiches von Dirk Santvoort.
Aus der deutfchen Schule finden wir ein ausgezeichnetes Werk des älteren
Cranach, eine Lucretia, bez. und 1534 dat., die aus der Slg. Wilh.
Löwenfeld, München, erworben wurde. Zum Schluß kommen wir zur Schweiz
mit einer Marienkrönung von Hans Fries. Maria kniet links vor dem in
die Tiefe geheilten Thron, auf dem Gottvater und Chriltus in dem gleichen
kirchlichen Ornat fitzen und Maria Krone und Zepter reichen. Hinter ihr
Engel, Den oberen Abfchluß bildet Rankenwerk mit mufizierenden Kindern,
das auf den an den Seiten (teilenden Säulen ruht. —
Eine Sammlung wie die foeben befprochene kann keineswegs den An»
fpruch erheben, fich mit den bekannten Privatfammlungen, wie fie z. B. in Berlin
exiltieren, zu vergleichen. In einer Stadt wie Hamburg, die arm an alter
Kunlt ilt, ilt ihr kultureller Wert ein ungleich größerer, um fo mehr als die
Galerie des Staates wenig alte, außerhamburgifche Kunlt gefammelt hat. Erlt
in der Slg. Wedells kann der hamburgifche Kunltfreund eine lebendige An»
fchauung von italienifcher Kunlt und eine Vorftellung von Rubens und van
Dydk gewinnen. Im erlten Augenblick;, als die Beltimmung des Teltaments
des Herrn Wedells bekannt wurde, Sammlung und Haus müßten zufammen»
bleiben, erregte fie fcharfe Kritik. Es zeigt fich jetzt, wie richtig der Wunfch
des Befitzers war. In den für fie beltimmten Räumen kommen die Bilder
ganz anders zur Geltung als in einer noch fo gut gehängten Galerie. Und
wenn die Räume des Haufes fich für feltliche Empfänge des Senats öffnen,
erfüllen die Bilder ihre zweite Beltimmung, zu fchmücken. In der Groß»
Zügigkeit, mit der die Schenkung von Herrn Wedells ausgefprochen wurde,
Itellt fie fich ebenbürtig an die Seite der von Herrn und Frau E. Amfindc ge»
machten, die ihren ganzen Befitz an modernen Gemälden der Hamburger
Kunfihalle hinterlalfen haben.
LITERATUR
Eckart v. Sydow, Exotifche Kunlt.
Afrika und Ozeanien. Leipzig 1921,
Klinkhardt 4D Biermann.
Seit langen Jahren fchon geht eine Be»
wegung durch alle europäifchen Länder,
die man letzten Endes als eine einfache
Europamüdigkeit in jedem Betracht bezeichn
nen kann und die fich als ein gelteigertes
Intereffe für allen Exotismus kundtut. Es
ilt eine neue Romantik als Reaktion auf
das abfcheulich platt und nüchtern und arm»
felig gewordene Leben der Jahrzehnte vor
dem Krieg, auf den europäifch»amerika»
nifchen Materialismus.
Man kann im Grunde wenig dagegen
haben. Man kann ja fchließlich hoffen, daß
die edellte Frucht der ganzen Bewegung
ein neuer Humanismus fein werde, der
die ganze Menfchheit umfaßt und nicht
Die Sammlung Wedells in Hamburg — Literatur
Von den Niederländern feien noch einige Bilder kurz erwähnt: D.Teniers,
Schloß in einer Landfchaft, bez. mit Monogramm, geltochen von Le Bas als
»La vente de la peche«, ehemals Slg. Ad. Schloss, Paris. — van Goyen,
Kültenlandfchaft, bez. und 1655 dat., war früher bei Rud. Kann. — Janflens
von Ceulen, Damenbildnis, ein gleiches von Dirk Santvoort.
Aus der deutfchen Schule finden wir ein ausgezeichnetes Werk des älteren
Cranach, eine Lucretia, bez. und 1534 dat., die aus der Slg. Wilh.
Löwenfeld, München, erworben wurde. Zum Schluß kommen wir zur Schweiz
mit einer Marienkrönung von Hans Fries. Maria kniet links vor dem in
die Tiefe geheilten Thron, auf dem Gottvater und Chriltus in dem gleichen
kirchlichen Ornat fitzen und Maria Krone und Zepter reichen. Hinter ihr
Engel, Den oberen Abfchluß bildet Rankenwerk mit mufizierenden Kindern,
das auf den an den Seiten (teilenden Säulen ruht. —
Eine Sammlung wie die foeben befprochene kann keineswegs den An»
fpruch erheben, fich mit den bekannten Privatfammlungen, wie fie z. B. in Berlin
exiltieren, zu vergleichen. In einer Stadt wie Hamburg, die arm an alter
Kunlt ilt, ilt ihr kultureller Wert ein ungleich größerer, um fo mehr als die
Galerie des Staates wenig alte, außerhamburgifche Kunlt gefammelt hat. Erlt
in der Slg. Wedells kann der hamburgifche Kunltfreund eine lebendige An»
fchauung von italienifcher Kunlt und eine Vorftellung von Rubens und van
Dydk gewinnen. Im erlten Augenblick;, als die Beltimmung des Teltaments
des Herrn Wedells bekannt wurde, Sammlung und Haus müßten zufammen»
bleiben, erregte fie fcharfe Kritik. Es zeigt fich jetzt, wie richtig der Wunfch
des Befitzers war. In den für fie beltimmten Räumen kommen die Bilder
ganz anders zur Geltung als in einer noch fo gut gehängten Galerie. Und
wenn die Räume des Haufes fich für feltliche Empfänge des Senats öffnen,
erfüllen die Bilder ihre zweite Beltimmung, zu fchmücken. In der Groß»
Zügigkeit, mit der die Schenkung von Herrn Wedells ausgefprochen wurde,
Itellt fie fich ebenbürtig an die Seite der von Herrn und Frau E. Amfindc ge»
machten, die ihren ganzen Befitz an modernen Gemälden der Hamburger
Kunfihalle hinterlalfen haben.
LITERATUR
Eckart v. Sydow, Exotifche Kunlt.
Afrika und Ozeanien. Leipzig 1921,
Klinkhardt 4D Biermann.
Seit langen Jahren fchon geht eine Be»
wegung durch alle europäifchen Länder,
die man letzten Endes als eine einfache
Europamüdigkeit in jedem Betracht bezeichn
nen kann und die fich als ein gelteigertes
Intereffe für allen Exotismus kundtut. Es
ilt eine neue Romantik als Reaktion auf
das abfcheulich platt und nüchtern und arm»
felig gewordene Leben der Jahrzehnte vor
dem Krieg, auf den europäifch»amerika»
nifchen Materialismus.
Man kann im Grunde wenig dagegen
haben. Man kann ja fchließlich hoffen, daß
die edellte Frucht der ganzen Bewegung
ein neuer Humanismus fein werde, der
die ganze Menfchheit umfaßt und nicht