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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 40
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Kuhn, Alfred: Berliner Ausstellungen
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Salmony, Alfred: Moderne Malerei in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0238

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658

Berliner Ausheilungen — Moderne Malerei in Paris

Bildern des Fridericus Rex gefagt werden muß,- denn der Art diefes
Künfilers liegt die an keinen hifiorifchen Stoff geknüpfte Konzeption mehr
als eine durch Tradition und hifiorifches Wißen gefiempelte. Trotzdem iß
der Gefamteindruck einer foldien Wand mit Aquarellen und kolorierten Li*
thographien von Corinth das einzig wirklich Wertvolle, was von diefer Aus*
Itellung mit nach Haufe genommen werden kann,
*
MODERNE MALEREI IN PARIS
VON ALFRED SALMONy
SEIT deutfche Kunfifchrififieller wieder nach der franzöfifchen Hauptftadt fah*
ren können, häufen lieh die widerfprechenden Berichte in unferen Zeit*
fchrifien. Trotzdem ift die Situation eine einfache und kann von Deutfchen
nur deshalb mißverfianden werden, weil wir ganz anderes erwarten und felbft
erleben. Der plötzliche Aufßieg junger Kräfie, ihr neues Ethos, kurz die ge*
malte Politik oder Weltanfchauung gibt es drüben nicht. Wer bei uns einen
fchnellen Weg machen will, verfucht deutlich mit einer breiten und möglichß
revolutionären Schicht in Beziehung zu treten. Man mag politifch flehen, wie
man will: die meifien jungen Maler meinen es verflucht ehrlich, fie malen eine
anfiändige Gefinnung; ob fie Malerei machen, iß eine Frage, die fich die wenig*
fien fiellen. Nun, in Frankreich malt man Bilder. Das iß immer noch eine
fchwere und ernfie Sache. Das Gemälde fucht den Kenner, der umgekehrte,
normalere Weg wird fchon durch den großen Betrieb verhindert. Unfere guten
Peinturefreunde, auch unfere Bildanalytiker und Gefetzfucher können Be*
geifierungsorgien feiern. Der Gefinnungstüchtige wird felbß den Malern, die
fich laut zur extremen Linken fiellen, den Rücken kehren, fie malen nämlich
genau fo wie die andern.
Die Kunfi des heutigen Frankreich wurzelt mit höchfier Zähigkeit in der
Tradition, entwickelt fich aus der Vergangenheit mit einer faß peinlichen Kon*
fequenz. Aber darin befieht ihre große Miffion. Was auch gefchehen mag,
die jungen franzöfifchen Maler werden in die ungewifle Zukunfi Schätze an
Können, an Bewältigung von Bildproblemen, an faß wiflenfchafilicher Er*
kundung der Gefialtungsmöglichkeiten hinüberretten. Sie werfen den Deutfchen
die rohe Faufi, das lofe Handgelenk vor. Unfere Expreffionifien hätten an*
geblich nicht genug gearbeitet. Daß man das glückliche Gelingen einer guten
Stunde flehen laßen, ja ausnutzen kann, will drüben niemand in den Kopf.
Den Expreffionismus in unferem Sinne kennt man alfo kaum. Nur Robert
Mortier, der Kamerad des Dichters Apollinaire, fcheint ihm nahe zu flehen.
Der Schwede I. Grünwald verwertet ihn dekorativ, kommt aber in Aquarellen
 
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