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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 28
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Agastya: Indische Kunst und die Antike
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0035

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Indifche Kunft und die Antike

457

InterelTe. Wir müflen uns aber hüten, fie als von wirklicher Bedeutung für
die Gefchichte der indifchen Kunft anzufehen« (Quarterly Review, April 1915).
Wenn man den Wert der Gandhara-Schule im Punjab richtig einfdiätzen
will, muß man die verfchiedenen helleniftifchen Schulen forgfältig ftudieren. Un»
glüddicherweife ift das nicht leicht, da die klaffifchen Archäologen diefen Zweig
griechifcher Kunft gröblich vernachläffigt haben. Sir John Marshall, der Di-
rector» General of Ardiaeological Survey of India, fagt: »Die Kunft von
Rom und von Gandhara hat die gleiche Familienähnlichkeit«. Die Grenzen
des helleniltifchen Zeitalters liegen zwifchen 320 und 100 v. Chr., d. h. zwifchen
dem Tod Alexanders und der römifchen Auffaugung der helleniftifchen Könige
reiche. Während diefer Zeit ift das Wefentliche der Gefchichte der griechifchen
Plaftik die Übertragung der Hauptzentren vom Mutterland nach den neuen
Diadochenreichen im Olten und Süden und nach dem neuen großen Freiftaat
Rhodus. Aber während hier in Pergamon, Rhodus und Alexandria eine
Hochflut künftlerifcher Entwiddung einfetzte, verfumpfte das griechifche Mutier»
land. Zur Zeit des Pompeius und Cäfar lag der große Markt für griechifche
Skulpturen in Rom. Der Bedarf überflieg das Angebot. Und da der römifche
Ariftokrat keine Originale erhalten konnte, begnügte er fich mit Kopien. Athen,
Delos, Ephefos und fpäter Aphrodifias wurden Zentren der neuen Induftrie,
die in erfter Linie für den Abfatz arbeitete, An diefer Stelle wäre die
gräko-buddhiftifche Kunft einzuordnen. Es ift nötig, daß anerkannte Kenner
der griechifchen Kunft und Archäologie lieh mit ihr befchäftigen. Sie ift bis-
her das Monopol von Indologen gewefen, die keinerlei Befähigung haben,
den Wert helleniftifcher Kunft zu beurteilen. Oder follte die Gandhara-
Periode von den klaffifchen Gelehrten nicht für würdig erachtet werden, einen
Platz im Studium der helleniftifchen Plaftik einzunehmen?

LITERATUR
A. W. Byvandc und G. J. Hooge»
werff, Noordnederlandfihe miniaturen.
Etwa 12 Lfgn. zu je 25 Gulden <etwa
240 Taf. in Folio), Haag, Nyhoff, 1922.
Wenn diefe Publikation, deren erfte zwei
Lieferungen jetzt ausgegeben werden, ab»
gelchloffen vorliegt, wird die Vorltellung
von primitiver holländifcher Malerei wahr»
fcheinlich von Grund auf verändert fein
und das Werk der beiden holländilchen
Gelehrten wird nicht geringen Anteil
daran haben. Bislang fußte fie hödift
einfeitig auf den fehr lückenhaft erhal-
tenen und weit verfprengten Tafelbildern,
dje in viel geringerem Grade als in den
lüdlichen Niederlanden eingebürgert waren.

Die holländifche Buchmalerei des 15. Jahr-
hunderts ift bei weitem die ergiebigfte
Quelle für die Kenntnis der holländilchen
Zeichenkunft jener Zeit und die nunmehr
veröffentlichten 60—70 Proben aus An-
dachtsbüchern, faß ausnahmslos unbekannte
Dinge von zuweilen überrafchend hoher
Qualität, lehren fthon jetzt, daß die ver-
hältnismäßig feiten geübte Tafelmalerei
keineswegs vermocht hat, die Mehrzahl
der begabten Maler an lieh zu ziehen. Die
holländifche Tafelmalerei hat fich, wie ich
an anderer Stelle darzulegen hoffe, mit
ganz wenigen Ausnahmen im 15. Jahr-
hundert in der Gefolglchaft der füdnieder-
ländilchen Malerei bewegt, der Unterfchied
in den äfthetifchen Abfichten von Tafel-
 
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