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Nekrologe — Sammlungen
fehen mußte, wer ihn nur ungeduldig
werden Iah, wenn feinen Schutzbefohlenen,
den Büchern und Bildern, nicht mit einem
Bruchteilchen feiner eigenen Liebe undEhr-
furcht begegnet wurde, wer erlebte, wie
er hier einem Verleger, Buchmacher oder
Artikellchreiber das Material, dort einem
Theatergarderobier, einem Konfektionär
oder irgend einem mondänen Wefen für
das Maskenfeft die Vorbilder aus uner-
fchloflenen Quellen herbeitrug, konnte nicht
vermuten, daß für diefen Dienlt der einzige
Kenner, ja geradezu der Begründer der
wilfenfchaftlichen Trachtenkunde auserfehen
war und fich nicht zu fthade dafür hielt.
So hat er in 25 Jahren gewirkt, fein beites
Willen anderen mitgeteilt durch feine Ar-
beit an dem Ausbau der Sammlung, durch
feinen Rat an die Leute der Praxis.
Seinen Studiengenoflen ift feine feine
Kritik unentbehrlich geworden, in der die
noble Refignation des Ignorabimus, der
Idealismus des wilfenfchaftlichen Zweiflers,
das Zutrauen des immer ftrebend fich Be-
mühenden vereinigt waren. Es machte
Freude, ihn vor Probleme äu Hellen, ihn
mit neuem Material aus der weiteren
Welt der Kunfi- und Stilgelchichte zu
reizen und ihn in feinen einfam gefun-
denen Erkenntniflen zu beffärken. Er
felbfi hat davon kaum etwas zum Drude
gebracht. Die knappen, auf Kofiüm be-
züglichen Schlagwortartikel bei Brockhaus
(teilte er gern richtig, weil dadurch gewifle
Begriffe in der Allgemeinheit korrekt be-
fefiigt wurden. Aber nicht einmal von
feiner einzigen kleinen, mit jener Sicher-
heit, die ihm Bedürfnis war, fundierten
Schrift über die Trachtenbücher, Heilig-
tümer für ihn als älteffe Quelle feiner
Wiflenlchaft, brachte er es über fich, in die
Bibliothek einen Abdruck zu Hellen.
Diefer Zug ifi für ihn wie für den Stand
feiner Difziplin charakteriftilch. Umfängliche
Schriften fihütteln das Material, das diefer
noble Geifi zur Verfügung Hellte, wahllos
und ungefichtet vor das fiaunende Publikum
und der Name des Einzigen, der fern von
Oberflächlichkeit wie von Einfeitigkeit die
ganze Materie beherrfchte, weil fie vor feinem
Blick von oben fich allein ordnete, fehlt
im Katalog der einzigen Kofiümbibliothek.
Es lag auch an der Kurzfichtigkeit der Ver-
leger, daß diefes Können nicht wenigfiens
von jemandem, der es zu würdigen wußte
und dem es zur Verfügung gefianden hätte,
für die Allgemeinheit in Gegenwart und
Zukunfi hat ausgenützt werden können.
So fchwebt über diefem Toten etwas vom
Nimbus der Holzen fich felbfi genügenden
Schweiger Liphart und Bayersdorffer. Aber
die Sache, der er diente, und feine Freunde
haben hier einen Unentbehrlichen zu be-
klagen. Os fear Tifcfef
PERSONALIEN
Vor kurzem feierte, wie bereits gemeldet,
der derzeit einzige Ordinarius für Kunft-
gefchichte an der Wiener Univerfität Hof-
rat Jofef Strzygowski feinen 60. Ge-
burtstag. Da Prof. Strzygowski zur Zeit
in Amerika weilt, wo er an mehreren
Univerfitäten und gelehrten Infiituten Vor-
träge hält, die zumeifi Themen aus feinem
letzten Buche »Urfprung der chrififichen
Kirdhenkunfi« behandeln, mußten fich feine
Wiener Freunde und Schüler auf eine
interne Infiitutsfeier belchränken, bei der die
Verdienfie Strzygowskis um die Förderung
der Kunfiwiffenfchaff in einer Fefirede ge-
würdigt wurden. Sie an diefer Stelle derzeit
aufzuzählen ifi um fo weniger nötig, als
feine Werke felbfi im Mittelpunkt der Dis-
kuffion fiehen und der Gelehrte ungeachtet
feiner fechzig Jahre am Höhepunkt feiner
Schaffenskraft rüftig weiter wirkt. Der weite
Horizont feiner wiffenlchafilichen Lebens-
arbeit wird fich deutlich in der Feftfchrift
fpiegeln, die ihm feine zahlreichen Freunde
und Schüler als Feftgabe widmen und die
gegen vierzig wiflenfchaftliche Beiträge von
Gelehrten aller Länder bringen wird. Die
Fefilchrift erlcheint demnächft im Verlag der
Avalun-Drucke in Wien. E. D.
SAMMLUNGEN
Mainz. Dem Vorbild zahlreicher an-
derer Mufeumsleitungen folgend, wie die
meiden von diefen in der Zwangslage, aus
wirtfthaftlichen Gründen auf die Heraus-
gabe oder Neubearbeitung eines Gefamt-
kataloges in abfehbarer Zeit verzichten zu
müffen, ifi die Direktion des R ö m i f ch -
Germanifchen Zentralmufeums dazu
übergegangen, unter dem Titel »Kultur-
gefihichtliche Wegweifer« kurze, handliche
Nekrologe — Sammlungen
fehen mußte, wer ihn nur ungeduldig
werden Iah, wenn feinen Schutzbefohlenen,
den Büchern und Bildern, nicht mit einem
Bruchteilchen feiner eigenen Liebe undEhr-
furcht begegnet wurde, wer erlebte, wie
er hier einem Verleger, Buchmacher oder
Artikellchreiber das Material, dort einem
Theatergarderobier, einem Konfektionär
oder irgend einem mondänen Wefen für
das Maskenfeft die Vorbilder aus uner-
fchloflenen Quellen herbeitrug, konnte nicht
vermuten, daß für diefen Dienlt der einzige
Kenner, ja geradezu der Begründer der
wilfenfchaftlichen Trachtenkunde auserfehen
war und fich nicht zu fthade dafür hielt.
So hat er in 25 Jahren gewirkt, fein beites
Willen anderen mitgeteilt durch feine Ar-
beit an dem Ausbau der Sammlung, durch
feinen Rat an die Leute der Praxis.
Seinen Studiengenoflen ift feine feine
Kritik unentbehrlich geworden, in der die
noble Refignation des Ignorabimus, der
Idealismus des wilfenfchaftlichen Zweiflers,
das Zutrauen des immer ftrebend fich Be-
mühenden vereinigt waren. Es machte
Freude, ihn vor Probleme äu Hellen, ihn
mit neuem Material aus der weiteren
Welt der Kunfi- und Stilgelchichte zu
reizen und ihn in feinen einfam gefun-
denen Erkenntniflen zu beffärken. Er
felbfi hat davon kaum etwas zum Drude
gebracht. Die knappen, auf Kofiüm be-
züglichen Schlagwortartikel bei Brockhaus
(teilte er gern richtig, weil dadurch gewifle
Begriffe in der Allgemeinheit korrekt be-
fefiigt wurden. Aber nicht einmal von
feiner einzigen kleinen, mit jener Sicher-
heit, die ihm Bedürfnis war, fundierten
Schrift über die Trachtenbücher, Heilig-
tümer für ihn als älteffe Quelle feiner
Wiflenlchaft, brachte er es über fich, in die
Bibliothek einen Abdruck zu Hellen.
Diefer Zug ifi für ihn wie für den Stand
feiner Difziplin charakteriftilch. Umfängliche
Schriften fihütteln das Material, das diefer
noble Geifi zur Verfügung Hellte, wahllos
und ungefichtet vor das fiaunende Publikum
und der Name des Einzigen, der fern von
Oberflächlichkeit wie von Einfeitigkeit die
ganze Materie beherrfchte, weil fie vor feinem
Blick von oben fich allein ordnete, fehlt
im Katalog der einzigen Kofiümbibliothek.
Es lag auch an der Kurzfichtigkeit der Ver-
leger, daß diefes Können nicht wenigfiens
von jemandem, der es zu würdigen wußte
und dem es zur Verfügung gefianden hätte,
für die Allgemeinheit in Gegenwart und
Zukunfi hat ausgenützt werden können.
So fchwebt über diefem Toten etwas vom
Nimbus der Holzen fich felbfi genügenden
Schweiger Liphart und Bayersdorffer. Aber
die Sache, der er diente, und feine Freunde
haben hier einen Unentbehrlichen zu be-
klagen. Os fear Tifcfef
PERSONALIEN
Vor kurzem feierte, wie bereits gemeldet,
der derzeit einzige Ordinarius für Kunft-
gefchichte an der Wiener Univerfität Hof-
rat Jofef Strzygowski feinen 60. Ge-
burtstag. Da Prof. Strzygowski zur Zeit
in Amerika weilt, wo er an mehreren
Univerfitäten und gelehrten Infiituten Vor-
träge hält, die zumeifi Themen aus feinem
letzten Buche »Urfprung der chrififichen
Kirdhenkunfi« behandeln, mußten fich feine
Wiener Freunde und Schüler auf eine
interne Infiitutsfeier belchränken, bei der die
Verdienfie Strzygowskis um die Förderung
der Kunfiwiffenfchaff in einer Fefirede ge-
würdigt wurden. Sie an diefer Stelle derzeit
aufzuzählen ifi um fo weniger nötig, als
feine Werke felbfi im Mittelpunkt der Dis-
kuffion fiehen und der Gelehrte ungeachtet
feiner fechzig Jahre am Höhepunkt feiner
Schaffenskraft rüftig weiter wirkt. Der weite
Horizont feiner wiffenlchafilichen Lebens-
arbeit wird fich deutlich in der Feftfchrift
fpiegeln, die ihm feine zahlreichen Freunde
und Schüler als Feftgabe widmen und die
gegen vierzig wiflenfchaftliche Beiträge von
Gelehrten aller Länder bringen wird. Die
Fefilchrift erlcheint demnächft im Verlag der
Avalun-Drucke in Wien. E. D.
SAMMLUNGEN
Mainz. Dem Vorbild zahlreicher an-
derer Mufeumsleitungen folgend, wie die
meiden von diefen in der Zwangslage, aus
wirtfthaftlichen Gründen auf die Heraus-
gabe oder Neubearbeitung eines Gefamt-
kataloges in abfehbarer Zeit verzichten zu
müffen, ifi die Direktion des R ö m i f ch -
Germanifchen Zentralmufeums dazu
übergegangen, unter dem Titel »Kultur-
gefihichtliche Wegweifer« kurze, handliche