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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (März - September)

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Nr. 44
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Sammlungen / Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39787#0306

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724

Literatur

Niederfachfen hat, wie Eicke unter Be»
rufung auf v. Bezold betont, ausgefprochen
deutfÄen Charakter — im Gegenfatz zum
italienifch beeinflußten Süden Deutlchlands
— wenn wir da auch gewiffe Einfchrän»
kungen wie etwa für das meddenburgifihe
Gebiet <Parr) gelten laßen müflen ,- fo fpricht
dann auch der Verfafler felblt von der
fächfifchen Schule, in der fich fehr wohl
zwei, die füdliche und nordifche (noch ver»
Ifedct gotilche) Renaiffance verkörpernde
Richtungen unterfdieiden lallen, als von
einem Bindeglied zwifchen Nord» und Süd-
deutlchland. Die Werklteinbauten zunächlt
treten in der Früh», Hoch» und Spät»
renaiffance Ifark und vielfältig in den Vor»
dergrund mit und neben den niederländifch»
niederdeutfchen Ziegelhaufteinbauten, die
im Zufammenhang noch etwas Ichärfer
herausgeltellt werden könnten, zumal in
ihren frühen Ausläufern — vor Bremen —
in Wismar oder Gültrow. Für den Back»
Ifeinrohbau diefer Epoche werden zwei
Itreng unterfchiediiche Kunltgruppen in Lü-
bedc und Lüneburg ausfchließlich maß»
gebend,- von Lübeck geht noch die wohl
Ichon bodenltändige T errakottakunlt (Statius
von Düren) aus. Befonders ausgiebig wird
dann zum Schluß der niederfäch (liehe Fach»
werkbau der Renaiffance behandelt, wo
erlt Gotik und neue Bauweife noch neben»
einanderherlaufen, fich in die Aufgabe
teilend, bis in den fechziger Jahren des
16. Jahrhunderts die eigentliche Renailfance
im Holzbau einfetzt mit dem Ausgangs»
punkt Hildesheim. Hierbei lebt fich das
altgermanifche Schmuckbedürfnis ganz be»
fonders in der niederfächfifchen Holzbau»
weife als volkstümliche Kunlt aufs neue
aus,- die Bedeutung der graphifchen hinter»
lagen der Kleinmeilter wird für den Holz»
wie auch Steinbau hinreichend unterfirichen.
In der Einzelbefchreibung hat der Verfafler
ein umfangreiches Material unter eingehen»
der Berückfichtigung der Literatur verar»
beitet/ er weiß dabei lebendig zu geltalten
z. T. mit Hinweis auf Gegenwartserfchei»
nungen. Einige buchtechnilche Ausfiel»
lungen wie die nicht glückliche Durch»
numerierung der Text» und Tafelbilder
oder das Fehlen einer geographifch»
topographifchen Überfichtskarte (die im
2. Bande nachgeholt werden könnte) follen

das Verdien!! der Publikation nicht fchmä-
lern. G=g.
•k
Hindenberg, Ilfe, Benno II., Bifchof
von Osnabrüdc, als Architekt. Mit
21 Abb. auf 9 Taf. »Stud. z. d. Kunftg.«
215. Heft. Straßburg 1921.
Die ziemlich umfangreiche Abhandlung
will die volkstümliche Überlieferung, die
von dem zweiten Benno als dem Bau»
meifier des frühen Mittelalters fpridit, auf
ihren tatlächlidien Gehalt zurückführen.
Sie foll alfo atif Grund der Quellen und
LIrkunden fowie durch Itilkritifdie Betrach»
tungen und Vergleiche auch »an Hand des
Lebens und Werdegangs Bennos die Frage
nach feiner Llrheberfchaft und Beteiligung
an den Bauwerken feines Wirkungskreifes
klären«,- dem folgt das Urteil über die
baumeilterlichen Leiltungen. Zeitlich ilt
die Bautätigkeit Bennos auf die Jahre
1048 — 1088 feltzulegen, fie fällt alfo unter
die Regierung der falifchen Kaifer Hein»
rieh III. und IV. Lokalifieren läßt fie fich
mit einigen Ausnahmen auf Niederfachfen.
Neben die im Gefamtwerk überwiegenden
Kircfienbauten tritt der Profanbau. Aus
zahlreichen Burgfihöpfungen ragt die Harz»
bürg hervor,- die Kaiferpfalz zu Goslar
weilt ferner auf Bennos Miturheberlchaft
hin. Die kirchlichen Bauten diefes fähigen
Architekten haben wir hauptfädilich in Gos-
lar(derDom SS. Simonis et Judae, die Chor*
herrenltifte auf dem Petersberg und Geor»
genberg) fowie in Hildesheim (die Dome
Azelius und Hezilos, das Moritzltift auf
dem Zierenberg, die Stiftskirche zum hl.
Kreuz) zu fuchen,- dazu kommt der Klolter»
bau zu Iburg, Bennos Lieblingsgründung-
Die weiterreichenden Beziehungen verlaufen
nach Köln (Partien von St. Gereon und Gr.
St. Martin) und Speyer,- manches davon
muß freilich Hypothefe bleiben. Zu dem
eigentlichen Baumeilter tritt der, fruchtbare
Anreger Benno, der die Entwicklung der
romanifchen Kunlt entfdteidend beeinflußt
hat. Architekturgelchichtlich: er leitet nach
dem Stilfehwanken der Frühromanik die
Periode der geklärten Proportion ein und
wird Hauptltilbildner des niederfächfifchen
Bautypus. Pläne, Rekonfiruktions» und
Vergleichszeichnungen unterltützen, fo gut
 
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